Windkraftdiskussion
"Falschaussage": Josef Ramharter reagiert auf Vorwürfe
In sozialen Medien und Leserbriefen (wie auch auf meinBezirk.at/waidhofenthaya am 03.02.2024 erschienen) wurde auf angebliche Falschaussagen zu einem Ausbau des Umspannwerks in Waidhofen seitens der Bürgermeister Josef Ramharter (Waidhofen), Ulrich Achleitner (Groß Siegharts) und Unternehmer Thomas Göttinger bei den Informationsveranstaltungen zum geplanten Windkraftausbau hingewiesen.
BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. Die BezirksBlätter baten Josef Ramharter um Aufklärung des Sachverhalts.
Es wird behauptet, Sie haben die Errichtung von Windkraftanlagen als Vorbedingung für einen Neubau des Umspannwerks bezeichnet, um für den Ausbau zu werben. Ist das so korrekt bzw. was steckt wirklich dahinter?
Ramharter: Österreichs Netze sind auf Schwankungen, die Photovoltaik, Windkraft und die E-Mobilität mit sich bringen, nicht vorbereitet. Die Belastung der Übertragungs- und Verteilernetze steigt dadurch signifikant. Die Netze müssen rasch ausgebaut werden, um das Stromsystem von einem zentralisierten System, bei dem der Strom von großen Kraftwerken erzeugt wird, hin zu einem dezentralen System zu entwickeln.
Der Vorteil dieser dezentralen Stromproduktion ist, dass sie näher an den Verbrauchern ist und damit weniger Energie beim Transport verloren geht (Netzverluste). In diesem Zusammenhang verweise ich auf einen Artikel im Kurier vom 4. Jänner 2024.
Zitat: „Bis Gewessler 2021 die Gesetze ändern ließ, war es den Netzbetreibern gar nicht erlaubt, die Netze vorausschauend auszubauen. Das gehe nur, wenn konkrete Projekte – Windräder oder Photovoltaik – konkret gebaut werden.“ (Zitat Ende) Auch Frau Bundesministerin Gewessler sieht die Netzbetreiber in der Pflicht, den Netzausbau zu forcieren.
Von den 83 Umspannwerken, die auf der Serviceseite der Netz NÖ GmbH ausgewiesen sind, haben 55 nach Berücksichtigung der bereits gebuchten Kapazitäten keine freien Kapazitäten mehr. Zusätzlich sind aktuell zwölf neue Umspannwerke in Planung. Es ist nachvollziehbar, dass nicht alle Umspannwerke gleichzeitig um- oder neugebaut werden können. Dazu fehlen die Ressourcen!
Der PV-Ausbau ist durch den spärlichen und langsamen Netzausbau an Kapazitätsgrenzen angelangt. Meines Wissens gibt es aber bisher keinen einzigen Windpark, der zu Betriebsbeginn keinen entsprechenden Netzzugang hatte. Bezüglich der Pläne für das Umspannwerk Waidhofen an der Thaya heißt es auf der Website der Netz NÖ GmbH: „Ein Netzausbau zur Erhöhung der Einspeisekapazitäten mit einem Umsetzungszeitraum von voraussichtlich 6 Jahren ist in Planung.“
Im Gespräch mit der Netz NÖ Ende November 2023 wurde für das Umspannwerk in Waidhofen an der Thaya, das ein zentraler Netzknoten im Waldviertel ist, eine Ertüchtigung bis 2030 in Aussicht gestellt. Manche Anlagenteile haben die technische Lebensdauer von 50 Jahren erreicht. Die Kapazität soll von derzeit 2 x 40 MVA Umspanner auf 3 x 63 MVA erhöht werden. Hochspannungsprojekte werden von der Regulierungsbehörde e-Control geprüft und freigegeben.
Die Stadtgemeinde Waidhofen hat großes Interesse daran, dass der Standort des Umspannwerks verlegt wird, um für die nächsten 50 Jahre ein auf Zukunft gerichtetes Projekt sicherstellen zu können.
Wie empfinden Sie persönlich die, immer mehr aus dem Ruder laufende, Diskussion rund um das Thema Windkraft?
Ramharter: Ich sehe nicht, dass die Diskussion aus dem Ruder läuft. Die Argumente der Windkraftgegner gehen teilweise weg von der eigentlichen Diskussion um Windkraft. Das zeigt die Thematisierung des Umspannwerks in Waidhofen.
Ich lade alle dazu ein, sich Windparks anzusehen und sich selbst ein Bild davon zu machen. Es ist wichtig, dass alle Sorgen und Befürchtungen ernst genommen werden und dass ausreichend informiert wird.
Die Haushalte und Betriebe in den Standortgemeinden können durch einen günstigen Stromtarif, der für zehn Jahre fixiert wurde, profitieren. Voraussetzung ist ein positives Ergebnis bei der Volksabstimmung am 10. März 2024.
Nach der Errichtung der Windkraftanlagen kann über die Energiegemeinschaft Zukunftsraum Thayaland zu einem über die Laufzeit der Anlagen fixierten Strompreis Energie bezogen werden. Über 20 Mio. kWh Strom können jährlich zu einem fixierten Tarif, der über die ganze Laufzeit nicht valorisiert wird, genutzt werden!
Gibt es mit den Windkraftgegnern aktuell noch eine Gesprächsbasis?
Ramharter: Ich bin mit Kritikern und Befürwortern laufend im Austausch. Die Informationsveranstaltung am 2. Februar 2024 im Stadtsaal hat den Waidhofnerinnen und Waidhofnern die Möglichkeit zu einem konstruktiven Informationsaustausch und zur Diskussion geboten. Wir sind gemeinsam gefordert, die Herausforderungen durch den Klimawandel zu lösen, daher ist ein Miteinander auch in Fragen der Energieversorgung enorm wichtig.
Ich lade die Bevölkerung dazu ein, das demokratische Recht auch in Anspruch zu nehmen und am 10. März 2024 zur Abstimmung zu gehen!
Hinweis: Da es sich bei der beanstandeten Aussage nicht, wie behauptet, um eine "Falschaussage" gehandelt hatte, wurde entschieden den Leserbrief offline zu nehmen.
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