Frauenberatung
Schleichend wird aus Liebe langsam Gewalt
Zum Weltfrauentag spricht die Mädchen- und Frauenservicestelle über Gewaltprävention.
Das Handy wird ständig kontrolliert, der Zugang zum gemeinsamen Konto wird verwehrt, Lieblingssachen zerstört oder der Kontakt zu Freundinnen und Familie unterbunden. Gewalt äußert sich sehr vielseitig und beginnt nicht nur mit dem Zuschlagen. Erniedrigung, Kontrolle, Verbote und Beschimpfungen sind oft Vorboten für Gewalt an Frauen und Mädchen. Um Menschen in diesen Situationen helfen zu können, sind Frauen- und Mädchen-Servicestelle wie das Innova in Weiz erste Anlaufstellen, denn nicht nur am Weltfrauentag am 8. März sollen die Rechte der Frauen im Mittelpunkt stehen.
Beratung für Mädchen und Frauen
Seit 2005 gibt es die Mädchen- und Frauenservicestelle Innova erstmals außerhalb von Graz (in Feldbach) und seit 2010 beraten die Expertinnen auch in Weiz über Ängste, Sorgen und Fragen zum Thema Familie und Kinder, Partnerschaft, Trennung, Scheidung, Lebenskrisen, Mobbing, Armut oder rechtliche Fragen. Und zwar vertraulich, anonym und kostenlos.
"Frauen können mit allen Themen zu uns kommen", erzählt Ulrike Gärtner, Geschäftsführerin der Innova Austria, "im Gespräch kommen wir dann drauf, wo der Schuh drückt." Der offene Zugang und wertschätzende Umgang in der Beratungsstelle erlaubt den ungezwungenen Austausch von Gefühlen und Erfahrungen, um so Gewalt präventiv erkennen zu können. "Der Hauptgrund, warum Mädchen und Frauen zu uns kommen, sind Beziehungsthemen, Gewalt oder Armut", weiß Gärtner.
"Schon Mädchen ab 13 Jahren kommen zu uns, weil sie die Mehrfachbelastung spüren. Sie haben depressive Stimmungen, Schlafstörungen oder Ess- und Schönheitsprobleme. Bei Frauen sind es meist die Belastung durch Job und Familie oder rechtliche Fragen."
Jährlich nehmen etwa 175 Frauen die Einzelberatungstermine in Weiz in Anspruch – heuer waren es bereits 30 Frauen. "Wir schaffen Möglichkeiten und Angebote. Wir unterstützen und begleiten, aber handeln müssen die Frauen selbst", so Gärtner. Die Mitarbeiterinnen stehen als erste Ansprechpartner beratend zur Seite, erstellen bei Bedarf einen Sicherheitsplan und unterstützen dann in der Planung der nächste Schritt wie Terminen im Gewaltschutzzentrum oder einer Unterbringung im Frauenhaus. Das Ziel ist auch in Weiz eine Übergangswohnung zur Verfügung zu haben, wie bereits in Feldbach, um Frauen bei akutem Handlungsbedarf aus einer Gewaltbeziehung zu bekommen.
Was tun bei Gewalt
Jede sechste Frau in der Beratungsstelle ist von körperlicher, psychischer oder struktureller Gewalt betroffen. Jährlich nehmen etwa 175 Frauen die Einzelberatungstermine in Weiz in Anspruch. Die Mitarbeiterinnen stehen beratend zur Seite, erstellen bei Bedarf einen Sicherheitsplan und unterstützen dann in der Planung der nächsten Schritte, zum Beispiel Gewaltschutzzentrum oder Frauenhaus. "Oft kommen Frauen zu uns, die sich rechtlich informieren wollen und erst im Beratungsgespräch stellt sich heraus, dass sich die Frau in einer Gewaltbeziehung befindet, der Frau selbst ist dies gar nicht bewusst", so Nadja Holzmüller, Beraterin in Weiz. "Es kommt auch immer wieder vor, dass Frauen kein eigenes Konto haben und so vom Mann finanziell in Abhängigkeit gebracht werden. Sie wissen dann nicht, wie sie ein eigenes Leben aufbauen sollen", erzählt sie weiter.
Es passiert, bevor es passiert
Steiermarkweit gibt es deshalb eine Gewaltpräventionskampagne „Es passiert, bevor Es passiert“. Grund dafür: Die Zahl der Frauenmorde durch (Ex-)Partner, ist in Österreich von 19 im Jahr 2014 auf 41 im Jahr 2018 gestiegen.
Mit der Kampagne sollen betroffene Frauen und Mädchen sowie ihr nahes soziales Umfeld auf mögliche „Vorzeichen“ von Gewalteskalation aufmerksam gemacht werden. Denn diese werden oft als zu geringer Anlass zum Einschreiten abgetan. In vielen Fällen von Gewalteskalationen findet jedoch im Vorfeld ein oft jahrelanges Martyrium aus psychischer Gewalt und Einschränkung der Lebensfreiheit statt. Betroffene, aber vor allem auch Menschen aus dem nahen sozialen Umfeld, sollen sensibilisiert werden, im gewaltvollen Vorfeld nicht tatenlos zu bleiben und sich vertrauensvoll an die Beratungsstellen zu wenden.
"Die Angst vor dem Ungewissen, möglicherweise die Kinder zu verlieren und die Hoffnung, dass es sich wieder ändern könnte sind oft größer als die Angst vor dem Partner", erzählt Beraterin Bettina Kuplen. Sie rät betroffenen Frauen aber: "Wenn man ein ungutes Bauchgefühl hat – auch als Angehöriger – ist es gut einmal einen Beratungstermin auszumachen."
Alarmsignale
- Er kontrolliert und überwacht sie
- Er erniedrigt und beschimpft sie
- Er verbreitet Gerüchte über sie
- Er nimmt ihr die Kontokarte weg
- Er verbietet Treffen mit Freunden
- Er zerstört ihre Lieblingssachen
- Er hat sie schon einmal gewürgt
Kontakt
Weil es nie zu früh für Prävention ist! Bekommen von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen in der Beratungsstelle Hilfe, Information und Unterstützung kostenlos und vertraulich von Innova Mitarbeiterinnen in Feldbach, Weiz und Mureck unter 0677 623 981 -86 oder -87 sowie beim Gewaltschutzzentrum und der Frauenhelpline unter 0800 222 555.
Nächste Infoveranstaltung zum Thema "Einvernehmliche Scheidung" ist am 10. März von 17 bis 18.30 Uhr in Weiz.
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