Nach der Wahl
Eine Kugel für die Ministerin

Dr. Alma Zadić | Foto:  (© BKA / Andy Wenzel)
  • Dr. Alma Zadić
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Seit der Antike wird in unserer Kultur eine simpel angelegte Taktik geschätzt, falls jemand in Streitgesprächen obsiegen und sein Gegenüber in den Graben fahren möchte. Man verzichtet darauf, Argumente zur Sache zu verfolgen, setzt auf Argumente zur Person.

Einfach ausgedrückt: Ich greife nicht Ihre Ideen an, sondern Sie selbst. Da findet sich bei Bedarf immer was. So jüngst in einer Welle von Angriffen auf Österreichs aktuelle Justizministerin Alma Zadić.

Was diese Attacken so infam macht: daß Zadić nicht bloß als Person angegriffen wird, sondern diese Person von den Angreifern passend modelliert wurde, also mit Projektionen belegt, um die Attacken angemessen erscheinen zu lassen.

Der ORF zitiert Hasskommentare wie „Fängt schon gut an mit den grünen Ratten“ oder „Die Zadic führt wahrscheinlich die Scharia ein“. (Quelle) Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp meinte laut Die Presse, Zadić sei unsere erste „muslimische Ministerin“. (Quelle)

Die Kleine Zeitung berichtet, ein User habe mit Klarnamen gepostet: „A Kugel is dera reserviert“. (Quelle) Das Land ist voll von solchen großmäuligen Männchen. Man weiß vorab bloß nicht, wer unter ihnen tatsächlich das Zeug hat, ein Attentat auszufühen.

In diesem Zusammenhang wird bei vielen Gelegenheiten auch der „Migrationshintergrund“ von Zadić hervorgehoben. Die Ministerin wurde 1984 im bosnischen Tuzla geboren. Der Vater ein Professor für Elektrotechnik, die Mutter eine Bauingenieurin und Bosnien kein entlegenes Gebirgstal am Hindukusch oder irgendeine Art Steinzeitkultur. Tuzla ist ohnehin kein Dorf, hat etwa die doppelte Größe von Graz und rund 111.000 Einwohner.

Zadić ist heute Mitte 30, kam als Kind gebildeter Leute mit zehn Jahren aus einer ansehnlichen bosnischen Stadt nach Österreich. Die erklärte Atheistin, also keineswegs Muslimin, mußte sich daher sicher keiner Akkulturation unterziehen, sondern hatte gewiß schon als kleines Mädchen mehr europäisches Format denn viele ihrer aktuellen Angreifer.

Legen wir kurz ein paar Details der Biographie von Hace Strache (geboren 1969) über die Lebensgeschichte von Zadić. Wikipedia sagt: „Marion Strache, eine Drogistin, zog ihren Sohn im Wiener Stadtteil Erdberg (3. Bezirk) in der Keinergasse faktisch alleine auf.“ Er stammt also nicht aus einem Akademiker-Haushalt, dessen ökonomische Basis so gewichtige Metiers wie Bauwesen und Elektrotechnik waren.

Strache verbrachte seine Volks- und Hauptschulzeit im Internat. Er ist gelernter Zahntechniker, rüstete beim Militär, wie ich, als Korporal ab. (Die zwei Keks bekam man damals nachgeschmissen, falls man sich beim Bundesheer nicht als Agent der Blödheit erwiesen hatte.) Er hat danach ein kurzes Studium der Geschichtswissenschaften erfolgreich abgebrochen. Mehr an  erwähnenswerten Meriten findet sich auf konventionellen Berufsfeldern nicht.

Im Vergleich dazu die Ministerin, an der ich nicht erkennen kann, was genau das Markante des erwähnten „Migrationshintergrundes“ sei, vor allem angesichts des interessanten Studienhintergrundes der Frau: Realgymnasium Ettenreichgasse, Diplomstudium der Rechtswissenschaften (Mag.iur., 2007) Universität Wien 2003–2007, Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften (Dr.iur 2017) Universität Wien 2017, Columbia University, School of Law (LL.M., 2010) New York, USA 2010. (Quelle)

Bei Herrn Nepp, zwei Jahre älter als die Ministerin, reichte es immerhin noch für einen Masterlehrgang Führung, Politik und Management und den akademischen Grad Master of Arts In Political Management. Das ist respektabel, aber nicht beeindruckend. Über den Daumen gepeilt: weder Strache noch Nepp können sich bezüglich Bildung und Karriere mit Zadić messen.

Auch der gegenwärtige Stand ihrer Karrieren reicht an jenen der jungen Frau nicht heran. Überdies, wie ich qualifizierte südslawische Leute kenne, wette ich, daß Zadić in mindestens drei verschiedenen Sprachen fundierte Gespräche führen kann, das Latein nicht mitgezählt, dem man sich im Jus-Studium sicher widmen muß.

Wäre Mama Strache einst mit ihrem Buben von Wien nach Eisenstadt oder nach Bregenz gezogen, hätte es vor Ort garantiert mehr Aufwand zur Integration der beiden bedurft, als die einstmals kleine Alma gebraucht haben dürfte, nachdem sie von Tuzla nach Wien gezogen ist.

Und schweigen wir besser darüber, wie sich solche Kerle fühlen mögen, wenn ihnen eine kluge und erfolgreiche Frau gegenübersteht, deren Anblick allein ihnen schon eine Bürde zu sein scheint, mit der sie ein seriöses Streitgspräch zu einem relevanten Thema womögich keine drei Minuten durchstehen würden. Wie sagte Soziologe Gunnar Heinsohn? „Um Brot wird gebettelt, um Rang wird geschossen.“ So schaut’s aus.

Dieses „A Kugel is dera reserviert“ glaubt man so einem traurigen Herzchen gerne, einem verkommenen Kerl, der sein Herrenmenschen-Gefühl nirgends zufriedenstellend umsetzen kann, weil niemand solche Kanaillen braucht. (Vermutlich erträgt ser sich nicht einmal selbst.) Sie hat es dagegen sehr souverän hingenommen. Svaka čast!

+) Zur steirischen Politik

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