Kulturpolitik: Kulturpakt Gleisdorf im Austausch
Von der „Sarajevo-Session“ zur „Balkan-Klausur“. Das heurige Gleisdorfer Kunstsymposion ist nicht nur von öffentlich zugänglichen Arbeitssituationen geprägt, sondern auch von intensiven Gesprächen in kleineren Einheiten.
Für den kultur.at: verein für medienkultur wie für Kunst Ost als regionale Kulturformationen ist dieser Austausch heute wichtiger denn je. Es geht um brauchbare Konzepte für die Kulturarbeit und für kulturpolitische Fragen in Zeiten erheblicher Umbrüche. Es geht um Rahmenbedingungen der Wissensarbeit in einer regionalen Gesellschaft.
Man könnte hier auch sagen: Vom Balkan lernen. Zum Beispiel in Fragen der künstlerischen Strategien und kulturpolitischen Optionen. Dazu reicht es nicht, etwa eine Schwesterstadt zu besuchen und Geselligkeit zu pflegen. Das verlangt nach tiefer gehender Verständigung und inhaltlicher Arbeit.
Die Gäste einer aktuellen Runde zum 2014er-Kunstsymposion sind aus Bosnien-Herzegowina gekommen. Sie gehören einer Postkriegsgesellschaft an und leben in einem Staat, dessen große ökonomische und politische Probleme nun auch Jahrzehnte nach Kriegsende nicht gelöst sind.
Das bedeutet, Kunstschaffende müssen unter Bedingungen und in Problemlagen bestehen, die in der Summe an Belastungen bei uns unbekannt sind. Zugleich und eben deshalb muß es ihnen gelingen, auch mit den uns vertrauten Schwierigkeiten des Kunstmarktes und Kulturbetriebes zurechtzukommen.
Das ergibt eine interessante Begegnungssituation, in der Grundsätzliches erörtert werden will, um der Verständigung über unterschiedliche Positionen zu dienen. Darauf bauen Schritte des Erfahrungsaustausches. Davon lassen sich Schlüsse über Wege in die nahe Zukunft ableiten.
Der Unternehmer Predrag Komlenovic sowie die Künstler Radenko Milak und Miodrag Manojlovic kennen die Berührungspunkte der unterschiedlichen gesellschaftlichen Systeme, auch die ökonomischen Schwierigkeiten und deren Überwindung.
Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov, die einen wesentlichen künstlerischen Teil des Symposions gestaltet, ist im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen, lebt seit dem letzten Krieg in Österreich. Sie ist einerseits Kunsthistorikerin, die gerade ihre Dissertation abschließt, anderseits als Diplomingenieurin der Elektrotechnik für einen internationalen Konzern tätig.
Der Erfahrungsaustausch mit solchen unterschiedlichen Kompetenzen soll auch Impulse erbringen, durch welche der Kulturpakt Gleisdorf in seiner kulturpolitischen Bedeutung Neuland erreicht.
Es geht um die konsequente Kooperation verschiedener gesellschaftlicher Sektoren. Es geht um Synergien bei den verfügbaren Ressourcen, damit allgemeine Budgeteinbrüche kompensiert werden können. Es geht um Professionalisierungsschritte in einigen Bereichen.
+) Das Kunstsymposion: [link]
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