1968: Aufbruchstimmung in Gleisdorf
Von Popmusik, politischem Aktivismus und Aufbruchstimmung.
Das Jahr 1968 markierte an vielen Orten der Welt einen Wendepunkt in der Gesellschaft – in der Politik, Wirtschaft und Kultur. Es war der Aufbruch einer jungen Generation gegen die Wertevorstellungen der Kriegsgeneration der das von vielen verhasste „Establishment“ erschütterte.
Im Zuge der Veranstaltungsreihe „Zukunft braucht Erinnerung“ fand kürzlich der Abend „1968: Musik als Akt der Befreiung“ im Kulturkeller Gleisdorf statt. Die Zeitzeugen Andrea Wolfmayr und Wolfgang Seereiter sprachen über die Anfänge der Jugendrevolte Gleisdorf und den damit einhergehenden Veränderungen die damals auch in unserer Region spürbar wurden.
Die Musik von damals hatte dabei einen besonderer Stellenwert. Das kollektive Gefühl der Verbundenheit dieser Generation, die gemeinsamen Hoffnungen und Träume spiegelten sich in der Musik von Santana, den Rolling Stones oder Jimi Hendrix wieder, die als globales gesellschaftliches Bindeglied in der Zeit von 1968 fungierte. Mit Hörbeispielen aus jenen Tagen ließ Rainer Opl dieses kollektive Gefühl der Freiheit wieder aufleben.
Der Wandel in Gleisdorf 1968 und die Gesellschaft in Österreich 2018
Die im Jahr 1953 geborene freie Schriftstellerin und ehemalige Nationalratsabgeordnete Andrea Wolfmayr schilderte indes ihre Erlebnisse - als der Wandel auch in Gleisdorf sichtbar wurde.
Österreich war zu jener Zeit eines der ärmsten westeuropäischen Länder mit hoher Kindersterblichkeitsrate, Zensur der Medien und blühender nationalsozialistischer Szene in der Landeshauptstadt Graz. Vieles hat sich mittlerweile - gesellschaftlich und bauchlich – verändert. Einige Erfolge der damaligen Bewegung wie die Emanzipation der Frauen oder der sich am Kind orientierende Erziehungsstil aber sind geblieben, freut sich die Autorin.
Nachdenklich zeigt sich Wolfmayr über die derzeitige Stille und den Mangel an kollektivem Handeln der Gesellschaft gegenüber manch‘ politischen Entscheidungen oder dem Weltgeschehen und dem daraus entstehenden Verlust zentraler Zuversicht. Mitdenken, engagieren und sich hin und wieder gegenpositionieren, ist für die Schriftstellerin unabdingbar für eine Gesellschaft die nicht dazu verurteilt ist sich eines Tages in George Orwells Roman „1984“ widergespiegelt sehen zu müssen.
Go your own way!
Der Songtitel des „Fleetwood Mac“-Klassikers bringe es auf den Punkt: Man muss seinen eigenen Lebenssinn finden, an die eigenen Träume, Visionen und an die eigene Person glauben und darf sich nicht beeinflussen lassen, meint Wolfmayr die im September ihr neues Buch „Jack & ich“ - über ihre freundschaftliche Beziehung zum mutmaßlichen Serienmörder Jack Unterweger in der Buchhandlung Plautz in Gleisdorf vorstellen wird.
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