Positive Impulse für Landwirte als kulturelles Anliegen - Wertschätzung der Landwirtschaft
Über Ideen, Prognosen, Wahrheiten und Ist-Zustände tauschte man sich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Landwirtschaft – gestern, heute, morgen“ aus. Die Kulturveranstaltung fand im Rahmen des Kulturpaktes in der AGES Versuchstation am Tieberhof in Gleisdorf statt.
Sie lieferten Beiträge am Podium: Josef Zotter (Chocolatier, Bio-Landwirt), Michael Neuhold (Obstbauer), Bettina Fasching (Besamungsstation Gleisdorf), Josef Wumbauer (Kammerobmann) und Johannes Haas (FH Joanneum, „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“). Moderiert wurde die illustre Runde von Gerwald Hierzi, Geschäftsführer des TIP Tourismusverbandes. Künstlerisch umrahmt haben den gut besuchten Diskussionsabend Figuren aus Maisstroh von Irmgard Eixelberger, Ikebana-Fotos von Herta Nieder-Lehmann sowie Fotocollagen von Christian Strassegger.
Die Schere geht auseinander
Einerseits wollen Konsumenten beste regionale Produkte, andererseits trifft die Kaufentscheidung meist der Preis. Herr und Frau Österreicher geben für ihre Lebensmittel nur 11% des Einkommens aus.
Es wird als Faktum gesehen, dass manche Landwirte keine Überlebenschance haben oder aus Frust aufgeben. Andererseits kehren auch immer mehr junge Leute in die großelterlichen Betriebe zurück und beginnen mit Nischen in der Landwirtschaft.
Insgesamt sollte aber großes Augenmerk darauf gelegt werden, dass die regionalen Höfe bleiben – ob sie jetzt Lebensmittel für die breite Bevölkerungsmasse produzieren oder Genussmittel für eine exklusive KäuferInnenschicht.
Beruf als Berufung
Lernen könne man von den Weinbauern, war man an diesem Abend einhelliger Meinung. Sie hätten es geschafft, die gesamte Produktionskette in den Händen zu behalten. Dabei habe sich auch die Qualität aufgebaut!
Für Karl Zotter liegt die Lösung in der Veredelung der Produkte: „Ich mach‘ aus einer Sau 25.000 Euro!“, provozierte er und informierte auch wie. Er forderte auf: „Produziert’s die Hälfte und verkauft’s es um das Doppelte!“ Doch nicht jedem liegt es auch zu vermarkten. „Ich will auch für die Erzeugung des Rohstoffes wertgeschätzt werden“, so ein Landwirt.
Ausbildung zählt!
Die Politik ist gefragt. Mit der Schließung und Zusammenlegung von Landwirtschaftsschulen wurde kein positives Signal gesetzt. Andererseits erfreut sich der vor fünf Jahren eingeführte Zweig an der Fachhochschule zum Thema „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“ großer Beliebtheit und dort sei auch Geld vorhanden – so Studiengangsleiter Johannes Haas. Mit Projekten, Forschungen, Bachelorarbeiten, Praktiken etc. unterstützt man speziell die kleinstrukturierte Landwirtschaft.
Landwirtschaft muss sexy werden
Es gibt viele Initiativen für die Zukunft. Es wird aufgefordert innovativ zu sein. Trotzdem muss man realistisch bleiben: Ohne Deckungsbeitrag kann keine Landwirtschaft überleben. Auch die Digitalisierung spielt für Produzenten eine wesentliche Rolle. Der Bauernmarkt alleine sei zu wenig. Achten müsse man mehr auf die Trends: Derzeit kommt man weg vom Schweinefleisch, es gebe immer mehr Vegetarier und Veganer. Auch viele verschiedene Milcharten seien gefragt. Weg vom Wegschmeißen, aber auch weg von Förderungen, forderten Landwirte in der Diskussion. Eigeninitiative sei gefragt. Und sich trauen!
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