Personalmangel
Wiens Spitäler laut Hacker in "angespannter Lage"
Wiens Gesundheitsversorgung gerät in Bedrängnis: Derzeit sind 1.830 Stellen in Wiens Spitälern unbesetzt – hierfür hat die FPÖ nun auch einen Sondergemeinderat einberufen. Als Grund dafür werde unter anderem eine erhöhte Fluktuation des medizinischen Personals genannt.
WIEN. "Es ist angespannt, man kann nicht permanent drüber hinwegsehen und ich erwarte mir, dass jetzt endlich Bewegung hineinkommt", sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Montag gegenüber Radio Wien. Weiters fügt er hinzu: "Der niedergelassene Bereich verschiebt permanent alle Patienten in den Spitalssektor."
Er spricht von der prekären Personalsituation in Wiens Spitälern. So sorgten unter anderem auch zwei Gefährdungsanzeigen, die von der Klinik Ottakring sowie der Urologie-Abteilung der Klinik Favoriten eingereicht wurden, für Aufsehen – die BezirksZeitung berichtete. Der Hintergrund: Die Grenzen der Belastbarkeit des Personals wurden über einen langen Zeitraum hinweg überstrapaziert.
WiGeV: "Gesundheitsversorgung leidet nicht"
Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes (WiGeV) beschwichtigte diese Vorwürfe in einem Pressegespräch am Montag: "Ja, wir haben in der Klinik Ottakring eine Station, jedoch nicht eine Abteilung abgesperrt." Dies sei geschehen, "um die Pflege auf andere Bereiche zu konzentrieren." Es mache keinen Sinn, bei fehlendem Personal die Bettanzahl aufrechtzuerhalten, heißt es weiter.
Als tragenden Faktor für die erhöhte Fluktuation des Personals sieht Kölldorfer-Leitgeb auch die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dies sei besonders in der Pflege ersichtlich gewesen. "Wir haben uns als Unternehmensspitze geeinigt, dass wir die interne Mobilität fördern wollen", erklärt die WiGeV-Generaldirektorin. "Dazu haben wir eine interne Jobbörse gebildet, wo man konkret auf die Leute zugeht, die bereits gekündigt haben." Bei der Pflege habe man bereits vor einigen Jahren die Ausbildungsplätze aufgestockt – Änderungen sollen bis 2024 erkennbar sein, so Kölldorfer-Leitgeb.
Eine Frage der Finanzierung?
Gesundheitsstadtrat Hacker möchte den Fachkräftemangel bei den kommenden Finanzausgleichsverhandlungen jedenfalls thematisieren, so koste unter anderem der niedergelassene medizinische Bereich zu viel: "Wer 60 Prozent der Sozialversicherungsmittel bekommt, muss auch 60 Prozent der Leistungen erbringen. Das ist derzeit dramatisch nicht der Fall", so Hacker.
Der Chef der Wiener FPÖ, Dominik Nepp, weist im Zuge dessen auf ein Systemversagen von Hacker hin: "Hier wird eine Gefährdung von Patienten bagatellisiert und mit allen Mitteln versucht, das Systemversagen von SPÖ-Gesundheitsstadtrat Hacker und des Managements unter den Teppich zu kehren."
Ärztekammer über Hackers Aussagen erstaunt
In einer Aussendung am Dienstag zeigte sich die Wiener Ärztekammer erstaunt über die jüngsten Aussagen Hackers. Die derzeitigen Probleme mit der Bettenbelegung in den Spitälern auf die Ordinationen abzuwälzen, sei "einfach nur peinlich", sagte Erik Randall Huber, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte sowie Vizepräsident der Wiener Ärztekammer. "Der Stadtrat soll seine eigenen Statistiken lesen, aus denen eindeutig hervorgeht, dass der niedergelassene Bereich ambulant immer mehr Menschen versorgt und die Spitalsambulanzfälle seit Jahren stagnieren".
"Das katastrophale Status quo ist die Folge der verfehlten Politik von Stadtrat Peter Hacker und von niemand anderem sonst", so die Wiener Ärztekammer. Die Stadt Wien soll aus den Fehlern lernen und rasch Lösungen schaffen.
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