Jahrelange Suche
Diese Menschen werden in Wien seit einiger Zeit vermisst
Am Wochenende wurden Körperteile eines Mannes im Marchfeldkanal von einem Angler gefunden. Mord, Unfall, Suizid - in alle Richtungen wird derzeit ermittelt. Auch Vermisstenanzeigen werden geprüft. MeinBezirk.at hat sich aus gegebenem Anlass einige der Anzeigen und die Geschichten dahinter angesehen.
WIEN. Ein Angler hat am vergangenen Wochenende menschliche Überreste im Marchfeldkanal gefunden. Die Polizei ermittelt seit dem Fund "in alle Richtungen". Am Montag wurde weitere Körperteile gefunden, es werden auch alle Vermisstenanzeigen geprüft - siehe unten.
Auf MeinBezirk.at-Anfrage teilte die Wiener Polizei mit, dass aktuell die Anzahl der abgängig gemeldeten Personen "gering" sei, eine konkrete Statistik gibt es nicht. Diese ist schwer zu gestalten, da etwa tagtäglich Menschen, die im Krisenzentrum wohnhaft sind und nicht rechtzeitig zurückkehren, als zwischenzeitlich abgängig bei der Polizei gemeldet werden. Noch am selben Tag wird dann die Anzeige widerrufen. Auch ist nicht bekannt, wie viele Menschen seit Anfang des Jahres vermisst werden.
Die Liste der vermissten Personen ist in Wien nicht öffentlich. Auf der Website des Bundeskriminalamtes (BK) wird nach vier vermissten Erwachsenen gefahndet, keine von denen kommt aus Wien oder wurde zuletzt in Wien gesehen. Jedoch gelten vier Minderjährige in Wien als vermisst.
Vier Kinder vermisst
Bei den vier Kindern handelt es sich um drei Töchter und einen Sohn eines mutmaßlichen Mörders, Zeyad D. Der damals 40-Jährige soll am 26. November 2017 seine 31-jährige Frau in der Felberstraße im 15. Bezirk getötet haben. Seit dem Tag sind auch die gemeinsamen Kinder im damaligen Alter von fünf, sechs, acht und elf Jahren wie vom Erdboden verschluckt.
Eine weitere Möglichkeit, Informationen über Vermisstenanzeigen in Wien zu bekommen, ist die Plattform "Österreich findet euch". MeinBezirk.at bringt einen Überblick über die abgängigen Personen in Wien, deren Profile und Geschichten veröffentlicht worden sind.
Seit 12.230 Tage ohne Spur
Die 30-jährige Gabriele B. wurde zum letzten Mal am 23. Juli 1990 gegen 22 Uhr am Rennweg gesehen. Das ist 12.230 Tage her. Sie hatte blonde Haare, ist 160 bis 165 Zentimeter groß. Der Fall wurde von der Fahndungsgruppe des damaligen Wiener Sicherheitsbüros der Bundespolizeidirektion Wien bearbeitet.
Sowohl Fahndungsmaßnahmen als auch Ermittlungen füllten zwei große Aktenordner. Der ehemalige Abgängigenfahnder Christian Mader bei der Kriminalpolizei Wien berichtete 2014 im Buch "Vermisst - Spektakuläre Fälle im Visier der Fahnder" über den Fall.
Seit dem 5. August 2016 fehlt auch jede Spur von Matthias K. Er soll den ungarischen Strand Balatonmáriafürdő (Südwestufer des Balaton) verlassen haben, da wurde er zuletzt gesehen. Er hat graue Haare, ist über 180 cm groß und trägt eine Brille. An der rechten Hand fehlen dem Mann am Zeige-Mittel- und Ringfinger je ein Glied und aufgrund eines Schlaganfalls ist er nicht in der Lage sich zu verständigen.
Der US-amerikanische Staatsbürger Aeryn Gillern, damals 34, verschwand 2007 spurlos aus der Herrensauna Kaiserbründl in der Wiener Innenstadt. Der dreifache Magister und UNIDO-Mitarbeiter (Abkürzung für Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung) sei nach einem emotionalen Zusammenbruch, nur mit einem Handtuch bekleidet, am frühen Abend durch die Straßen gerannt und in den Donaukanal gesprungen. Das berichtete 2015 der "Kurier". Für dieses Szenario gibt es weder Zeugen noch handfeste Beweise. Seine Familie wusste damals nichts von "emotionalen Problemen".
Die gebürtige Hollabrunnerin Jennifer Scharinger ist im Jänner 2018 spurlos in der Brigittenau verschwunden. Damals blieben Suchaktionen und Grabungsarbeiten erfolglos, die Ermittlungen wurden eingestellt. Die damals 21-Jährige verbrachte den Abend zuvor mit einer Freundin. MeinBezirk.at berichtete damals:
Abschiedsbrief und keine Zeugen
Und die letzte Person in der Wien-Liste ist der damals 16-jährige Mirko Bandić, der seit dem 15. März 1995 vermisst wird. In der Straße der Menschenrechte im 21. Bezirk wurde er zuletzt gesehen. Am Vormittag verschwand der junge Mann aus einer Privatschule. Seine Mutter erzählte 2020 im "Presse"-Gespräch, dass Mirko am Vorabend nervös im Wohnzimmer saß und auf den Anruf seines besten Freundes wartete. Dann klingelte es und der Jugendliche zog sich für eine halbe Stunde in sein Zimmer zurück.
Am nächsten Tag ging der junge Mirko in die Schule und verließ diese kurz nach zehn Uhr, um sich von der Reichsbrücke mit einem Rucksack voller Steiner zu stürzen. Das steht zumindest so im Abschiedsbrief, doch es gab bis heute keine Zeugen und die Fahndung blieb erfolglos.
Dementer Wiener in Kroatien vermisst
MeinBezirk.at verfolgt monatelang die Suche nach dem 61-jährigen dementen Wiener Roland P.-H., der seit dem 21. Juni des vergangenen Jahres als vermisst gilt. Zum letzten Mal wurde er auf der kroatischen Insel Krk gesehen. Seit einigen Tagen gibt es auch einen Finderlohn - siehe unten.
Hier gibt es rund um die Uhr Hilfe
Wenn du selbst Hilfe benötigst oder jemanden kennst, der Suizidgedanken hat, wende dich bitte umgehend an diese Stellen:
Telefonseelsorge
Tel.: 142, täglich 0–24 Uhr
www.telefonseelsorge.at
Kriseninterventionszentrum Wien
Tel.: 01/406 95 95, Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
www.kriseninterventionszentrum.at
Sozialpsychiatrischer Notdienst
Tel.: 01/313 30, täglich 0–24 Uhr
www.psd-wien.at
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