Equal Pension Day 2020 in Wien
Frauen bei Pensionen noch immer stark benachteiligt
Symbolisch ist der Equal Pension Day jener Tag im Jahr, an dem Männer durchschnittlich bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst zum Jahresende erhalten haben werden. Wien steht dabei im Bundesländer-Vergleich aber noch am besten da.
WIEN. Um durchschnittlich 41,86 Prozent ist die durchschnittliche Frauenpension niedriger als die durchschnittliche Männerpension. Um diesen Unterschied auch symbolisch darzustellen, wurde der Equal Pension Day ins Leben gerufen, der in Österreich heuer auf den 30. Juli fällt.
Der Unterschied zwischen den durchschnittlichen Frauen- und Männerpensionen ist in Österreich besonders stark: Ursachen dafür sind nicht nur die überdurchschnittlich vielen Teilzeitjobs der Frauen und Kindererziehungszeiten, die nicht für den Pensionsanspruch angerechnet werden, sondern vor allem auch die Berufswahl: Häufig entscheiden sich Frauen für Branchen, die schlechter entlohnt werden, als typische Männerberufe: Tätigkeiten etwa im Handel, als Friseurin oder als Kindergärtnerin sind im Durchschnitt deutlich geringer entlohnt, als Jobs als Mechaniker, Techniker oder auch als Bauarbeiter. Was am Lohnzettel einen Unterschied von einigen Hundert Euro ausmachen kann, summiert sich in der Lebensverdienstsumme dann oft zu mehreren Hunderttausend Euro.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Höhe der Frauenpensionen in Österreich zwar leicht erhöht, wodurch sich der Equal Pension Day auch um einen Tag nach hinten verschoben - also "verbessert" - hat. Aufgrund des Schaltjahres ist die Situation faktisch allerdings fast unverändert. Das zeigt eine Statistik der Wirtschafts-, Arbeits- und Statistikabteilung (MA 23) der Stadt Wien und des Frauenservices (MA 57). Konkret bekommen Frauen durchschnittlich um 825 Euro im Monat weniger Bruttopension als Männer, das entspricht einer Differenz von 41,86 Prozent.
Wien ist bestes Bundesland
Der 30. Juli ist der Equal Pension Day für ganz Österreich, zur Berechnung werden die einzelnen Werte der Bundesländer herangezogen und daraus der Durchschnitt ermittelt. Betrachtet man Wien alleine, so liegt hier der Equal Pension Day erst am 2. September. Damit ist Wien einziges Bundesland, an dem der Equal Pension Day erst im September "gefeiert" wird, in Kärnten ist es etwa der 4. August, in Salzburg der 29. Juli und in Vorarlberg der 7. Juli.
Zum ersten Mal wurde der österreichische Equal Pension Day vom Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes 2015 ausgerufen, um auf die Ungleichheit bei den Pensionen hinzuweisen. "Seit damals hat sich Wien um 12 Tage verbessert, Burgenland um acht und Tirol nur um einen einzigen Tag", erklärt Saskia Sautner vom Städtebund.
Ganz Österreich weist im EU-Vergleich einen besonders großen Pensions-Gap auf, denn nur in Luxemburg, Malta und den Niederlanden klaffen die Pensionen der Geschlechter noch weiter auseinander.
Welche Gegenmaßnahmen gibt es?
Bei den Frauenpensionen gelten dieselben Faktoren, wie bei der Einkommensschere - alle Maßnahmen, die Frauenerwerb fördern, fördern auch die eigenständige Absicherung im Alter: qualitative Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, ausbildungsgerechte Entlohnung, weniger Teilzeit-Arbeit. Und nicht zu vergessen die Auswahl von besser bezahlten Berufen zwecks Erhöhung des Lohns und damit später auch der Pension.
„Unser Ziel ist es, die Pensionslücke zu schließen“, erklärt Kathrin Gaal, Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes und Wiener Frauenstadträtin (SPÖ). Und: „In der Corona-Krise ist klar geworden, dass die Doppelbelastung von Homeoffice und Homeschooling Frauen stärker als Männer trifft. Außerdem arbeiten viele Frauen in systemerhaltenden Berufen. Unser klares Ziel ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, betont Gaal. „Auch wenn der Gender Pension Gap leicht verbessert werden konnte, werden wir auf diese Ungleichheit hinweisen, bis der Equal Pension Day an Silvester gerückt ist.“
In vielen österreichischen Städten machen Frauenbeauftragte durch Straßenaktionen rund um den Equal Pension Day auf das Thema aufmerksam, so auch in Wien: Am 30. Juli verteilen Mitarbeiterinnen des Frauenservice bei einem Aktionstag auf Höhe Mariahilfer Straße 45 Infomaterialien.
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