Klimakrise in Wien
"Fridays For Future" gründet Jugendrat
Um den Klimaschutz-Anliegen der Wiener Jugendlichen mehr Gewicht zu geben, gründet die "Fridays For Future"-Bewegung nun einen Jugendrat. Dort sollen Forderungen formuliert und beschlossen werden.
WIEN. "Wir werden 2020 noch größer und stärker auftreten - bis gehandelt wird!“ erklärt Lena Schilling von der "Fridays For Future"-Bewegung. Als ersten Schritt will man am 6. Jänner einen Jugendrat installieren, der den Klimaschutz-Forderungen der Wiener Jugend eine Stimme geben soll.
Rund ein Jahr lang finden die allwöchentlichen Klimastreiks bereits statt, die Wiener Ausgabe der von Greta Thunberg initiierten „Schulstreiks für das Klima“. Als am 18. Dezember vom österreichischen Ministerrat der nationale Energie- und Klimaplan (NEKP) verabschiedet wurde, regte sich bei "Fridays For Future" Protest: "Ein Jahr lange wurden Ausreden, Aufschieben und Schön-Rechnen praktiziert, anstatt die Energie in ambitionierte Handlungen zu stecken. Die 300 vorgeschlagenen Maßnahmen des jetzigen NEKP schaffen es nicht, die Klimaziele für Österreich zu erreichen", so die Jugendlichen.
Ein neuer Jugendrat für Klimaschutz
Wie soll der Jugendrat funktionieren? Tausende Wiener Jugendliche sollen im Rahmen einer Umfarge zu ihren Forderungen an die Politiker befragt werden. Ihre Antworten sollen dann gemeinsam im Jugendrat formuliert, beschlossen und an die zuständigen Politiker weitergeleitet werden. Werden die abgestimmten Forderungen nicht eingehalten, so folgen Konsequenzen, so Lena Schilling von "Fridays For Future Wien".
Die 16-jährige Leonie Csencsits wird am Jugendrat teilnehmen: "Ich habe ein Schülerkommittee an meiner Schule gegründet. Wir werden solange aufstehen, wie es notwendig ist", erklärt die Schülerin. "Die Jugend soll die politische Macht bekommen, ihr eigenes Leben zu sichern! Jetzt sind 4 Millionen Österreicher wahlberechtigt, die über 45 Jahre alt sind. Währenddessen können nur 1,5 Millionen Österreicher wählen, die zwischen 16 und 29 alt sind. Wir fühlen, dass die Jugend in unserer Demokratie nicht ausreichend repräsentiert ist. Also haben wir jetzt einen Jugendrat gegründet."
2020 will man weiterkämpfen
Für das Jahr 2020 kündigt man weitere Maßnahmen an: "Zusätzlich zu den Aktionen und Streiks an jedem Freitag werden noch weitere Projekte und Initiativen nötig sein, um die österreichische Klimapolitik voranzutreiben", so die Organisatoren. „Es braucht mutige Politiker und Entscheidungsträger - und so lange es die nicht gibt, müssen wir selbst mutig sein.“
Lena Schilling erklärt, was das konkret heißt: „Je nachdem, wie unwillig die Politik sein wird, 2020 endlich zu handeln, werden wir unterschiedliche Konsequenzen ziehen. Ob das jetzt heißt: Wir ziehen uns alle schwarz an und schweigen während des Unterrichts, um zu symbolisieren, wie wenig wir uns gehört fühlen. Oder ob das jetzt heißt, dass wir noch andere Aktionsformen in Betracht ziehen: Wir werden 2020 noch größer und stärker auftreten, bis gehandelt wird.“
"Fridays For Future" wird ein Jahr alt
Am Freitag, 20. Dezember, feiert "Fridays For Future Wien" 1. Geburtstag: Dazu trifft man sich im Rahmen des allwöchentlichen Klimastreiks von 13 bis 14 Uhr am Heldenplatz und verteilt Geschenke. Anschließend wird marschiert - und dabei gesungen: Zum großen „Christmas Swarming“ geht es durch die ganze Stadt unter dem Motto "Advent, Advent, die Erde brennt!"
Kritik von Umweltschutzorganisationen und aus der Politik
Auch von Umweltorganisationen und aus der Politik kam zuletzt Kritik am NEKP: So nannten die Umweltschützer von Global 2000 das Papier etwa einen "neuen Tiefpunkt in der Klimapolitik Österreichs." Der WWF sprach von "schönen Überschriften und Luftschlössern", für Greenpeace ist das Programm "blanker Hohn." Die drei NGOs forderten einstimmig die Ökologisierung des Steuersystems und den Abbau klimaschädlicher Subventionen aus, wie etwa des steuerbefreiten Flugzeug-Kerosins.
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) forderte ebenfalls, Subventionen wie Steuerbegünstigungen für Diesel, Firmenwagen und Flugverkehr rasch abzubauen. Die Grünen konstatierten "raschen Nachbesserungsbedarf", Leonore Gewessler erklärte, dass sich auch "eine Übergangsregierung vor Entscheidungen nicht drücken" könne.
Die Umweltministerin verteidigt den NEKP
Das Umweltministerium verteidigte den NEKP und sprach von einem "umfassenden Plan, der den Weg zur Reduktion von 36 Prozent der Treibhausgasemissionen Österreichs gegenüber 2005 aufzeigt." Umweltministerin Maria Patek meinte, dass zur Erreichung der Klimaschutzziele "noch ein weiter Weg vor uns" liege, man aber mit dem NEKP "einen klaren Plan fristgerecht bis Jahresende nach Brüssel schicken" könne.
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