Machbarkeitsstudie
Seilbahn in Wien hätte kaum Vorteile und viele Hürden
Während die Stadtregierung aus SPÖ und Neos eine Seilbahn auf den Kahlenberg ablehnt, sprach man sich für andere mögliche Verbindungen dieser Art in der Koalitionsvereinbarung aus. Auch eine Studie zu möglichen Seilbahntrassen wurde dazu in Auftrag gegeben. Jetzt liegen die Ergebnisse vor – diese Verbindungen haben demnach kaum Vorteile und werden nicht empfohlen.
WIEN. In luftigen Höhen vom Bahnhof Hütteldorf über das Otto-Wagner-Areal zum Bahnhof Ottakring schweben. Oder auch vom Hauptbahnhof in Favoriten über den Friedhof St. Marx, den Prater und die Donaumarina bis zum entstehenden Fernbusterminal beim Stadion. Diese Seilbahntrassen könnte man sich seitens SPÖ und Neos in Wien gut vorstellen. Bereits in der Koalitionsvereinbarung hielt man eine Machbarkeitsstudie samt Ergebnis bis zum Jahr 2022 rund um die genannten Strecken fest. Mit deutlicher Verspätung liegen nun die Ergebnisse vor, wie "DerStandard.at" als erstes berichtet.
Dort erhielt man auf Anfrage im Büro von Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) jetzt die Ergebnisse. Auch MeinBezirk.at liegt die Studie vor. Geprüft wurden im Auftrag der Magistratsabteilung 18 – Referat Mobilitätsstrategien eben diese zwei genannten Strecken. Durchgeführt wurde die Studie von der "komobile Gmbh – Büro für Verkehrsplanung". Die Conclusio nimmt dem Seilbahn-Gedanken deutlich den Wind aus den Segeln: Es "wird ein Seilbahnsystem auf den geprüften Korridoren nicht empfohlen. Auch generell zeichnet sich ein nutzbringender Einsatz im Wiener Stadtgebiet nicht ab."
Bestehende Öffis sinnvoller
Geprüft wurde von "komobile" etwa, ob es positive Effekte einer Seilbahn gegenüber bekannten Öffis gibt, mit denen die Stadt bereits Erfahrung hat. "Die untersuchten lokalen Rahmenbedingungen zeigen, dass sich Straßenbahnen und Busse generell besser zur Erweiterung oder Verbesserung des bestehenden öffentlichen Verkehrssystems in Wien eignen. Seilbahnen schneiden bei der Bewertung im direkten Vergleich bei der Mehrzahl der Kriterien schlechter ab", heißt es laut Conclusio. "Einzelne spezifische Vorteile von Seilbahnen stechen hier nicht heraus", ergänzt man. Auch Kostenvorteile im Vergleich zu den bestehenden Öffis lassen sich laut "komobile" nicht erkennen.
Es gehe jedoch nicht nur um den Seilbahnbetrieb, sondern um die Errichtung solcher Trassen selbst. Man streicht hervor, dass die Stadt darin derzeit keine Erfahrung habe, im Gegensatz zum Straßenbahnbau und Co.: "Ein Seilbahnsystem erfordert in Wien den Aufbau bzw. Zukauf von Wissen und Erfahrung und wird als verwaltungstechnischer Zusatzaufwand eingeschätzt." Andere Öffis würden zudem unter den Stadtbewohnenden einen guten Ruf genießen. Eine große Hürde wäre auch ein behördliches Genehmigungsverfahren.
Aber auch Nachbarinnen und Nachbarn könnten den Seilbahn-Ideen einen Strich durch die Rechnung machen: "Eine maßgebliche Hürde für die Umsetzung einer Seilbahn auf den untersuchten Korridoren stellen Raumwiderstände für das Seilbahnsystem, wie z.B. der Überflug von privaten Grundstücken, dichtbebautem Wohngebiet oder Landschaftsschutzgebieten, dar." In nicht-urbanen Gebieten, in denen man Seilbahnen sonst in Österreich üblicherweise vorfindet, würden diese Konflikte nicht entstehen.
Keine Prüfung der Seilbahn Kahlenberg
In der Machbarkeitsstudie wurden die zwei möglichen Trassenführungen, also im Westen Wiens bzw. jene vom Hauptbahnhof zum neuen Busterminal, untersucht. Diese Studie beinhaltet jedoch nicht die Prüfung einer möglichen Seilbahn Kahlenberg. Das Projekt ist nicht unumstritten, die Stadtregierung schließt – ebenfalls in der Koalitionsvereinbarung – ein solches Projekt aus. Dieses wird von der privaten Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH (GTP) vorangetrieben. Derzeit läuft ein Feststellungsverfahren, ob es dafür eine Umweltverträglichkeitsprüfung benötigt, MeinBezirk.at berichtete:
Bei GTP jedenfalls betonte man schon in der Vergangenheit den Nutzen, in Verbindungen mit einer Anbindung zur U4, auch als Öffimittel. Auch wenn die Ergebnisse der jetzt publik gemachten Machbarkeitsstudie "generell" den "nutzbringenden Einsatz im Wiener Stadtgebiet" nicht zeigen. Ob die Stadt Wien jetzt zumindest an ihren eigenen Überlegungen für eine Öffi-Seilbahn im Westen Wiens bzw. über den Prater festhält, oder eben aufgrund der Studie verwirft, beantwortet das Büro Sima gegenüber MeinBezirk.at nicht.
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