Ärzte vs. SPÖ
Wie (un)zufrieden die Wiener mit den Spitälern wirklich sind
In einer Umfrage ließ die Wiener Ärztekammer die Zufriedenheit der Bevölkerung mit den Spitälern erheben. Die Ergebnisse seien "alarmierend". Die SPÖ Wien kontert mit einer eigenen Umfrage - die Bundeshauptstadt stehe demnach im österreichweiten Schnitt weit besser da.
WIEN. Mit einem Zehn-Punkte-Plan zur "Rettung der Wiener Spitäler" ließ die Ärztekammer für Wien (ÄKW) schon im Frühjahr aufhorchen. Gefordert werden seitdem etwa 30 Prozent mehr Gehalt, mehr Personal sowie weniger Bürokratie. Um für bessere Arbeits- und Versorgungsbedingungen zu demonstrieren, soll es nun am 4. Dezember einen Protestmarsch durch die Wiener Innenstadt geben.
Unzufrieden sind aber nicht nur die angestellten Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal, sondern auch die Wiener Bevölkerung. Das zumindest legt eine im Auftrag der Ärztekammer durchgeführte repräsentative Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek nahe. 1.000 Personen ab 16 Jahre wurden befragt (Schwankungsbreite 3,1 Prozent).
Größtes Problem: Personalnot
63 Prozent der Befragten gaben demnach an, die Versorgung habe sich nach der Corona-Pandemie nicht gebessert. 91 Prozent haben Verständnis für Streikmaßnahmen des medizinischen Personals. 60 Prozent finden, zu wenig Personal sei das drängendste Problem. Dieses ließe sich mit höheren Gehältern bekämpfen (69 Prozent). Die Ärztekammer sieht sich in ihren Plänen für den Protestmarsch bestätigt und wertet die Ergebnisse als klares Signal der Solidarität der Bevölkerung mit dem Personal.
Kritik an "Reförmchen"
Allerdings: Die Umfrage wurde im Oktober erstellt. Erst vergangen Woche präsentierte die Stadt Wien ein 150-Millionen-Euro-Paket für Angestellten des Wiener Gesundheitsverbundes - MeinBezirk.at berichtete. Einen Unterschied mache das laut Meinungsforscher Hajek nicht, denn es sei „nichts großartig Neues passiert“. Das Paket sei lediglich ein „Reförmchen“, urteilte Stefan Ferenci, Kammer-Vizepräsident und Kurienobmann angestellte Ärzte. Von dem „groß angekündigten Paket“ blieben unterm Strich nur rund 110 Euro netto pro Monat für das medizinische Personal übrig, rechnet die Länderkammer vor.
Roter Konter mit eigener Umfrage
20 Prozent der Umfrageteilnehmenden bezeichneten die Qualität in den Spitälern als „Sehr gut“ oder „Gut". 37 Prozent bewerteten den Zustand mit „Nicht Genügend“ oder „Genügend“ (Schulnoten von 1 bis 5 sowie „keine Angabe“). Die Durchschnittsnote ergibt 3,3 - kein besonders gutes Ergebnis. Auch für den roten Gesundheitsstadtrat Peter Hacker gab es wenig Zustimmung.
Die SPÖ Wien will das nicht auf sich sitzen lassen. Sie hat im Oktober ebenfalls eine Umfrage von einem bekannten Institut zum Thema unter 1.000 Personen ab 16 Jahren durchführen lassen. Ein Schulnotensystem von 1 bis 5 gab es nicht, zur Auswahl standen nur vier Antwortmöglichkeiten (sowie „keine Angabe“). Die Ergebnisse, die MeinBezirk.at vorliegen, skizzieren ein anderes Bild.
Wien besser als Österreichschnitt
Hier sagten 57 Prozent, sie seien sehr bzw. eher zufrieden. 43 Prozent gaben an, sie seien eher bzw. sehr unzufrieden. Das sei zwar kein überragendes, aber österreichweit gesehen deutlich bessere Ergebnis. Die Wiener SPÖ verweist dabei auf eine weitere Umfrage von Peter Hajek, die dieser vergangenen Freitag präsentiert hatte. Bei dieser für die österreichische Bevölkerung repräsentativen Umfrage gaben vergleichsweise nur 52 Prozent an, dass sie mit dem heimischen Gesundheitssystem sehr bzw. eher zufrieden seien. Wien liegt bei der Zufriedenheit demnach über dem Schnitt.
„Die Angriffe der Ärztekammer gegenüber dem Gesundheitsstadtrat sind für uns nicht nachvollziehbar. Die Herausforderungen im Gesundheitsbereich gibt es österreichweit. In Wien kämpft die Stadt dagegen an. Erst vergangene Woche ist ein großes Personalpaket präsentiert worden. Die Zufriedenheit mit der Wiener Gesundheitsversorgung ist sogar besser, als im Österreichschnitt. Die Stadt Wien wird alles daran setzen sie weiter zu verbessern“, so eine Sprecherin der SPÖ Wien gegenüber MeinBezirk.at
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