Transidentität und Transgender
Angehörige von transsexuellen/transidenten Menschen
Angehörige können durch die Trans*Identität eines geliebten Menschen stark verunsichert sein.
Falls Ihr Partner/ihre Partnerin, ein Elternteil, Ihr Kind oder Ihre Angehörige/Ihr Angehöriger transident ist, kann das starke Ängste, Verunsicherungen oder Irritationen bei Ihnen auslösen.
Wenn Sie Transidentität nicht verstehen und sie Ihnen fremd ist, sollten Sie mit Ihrem Angehörigen/ihrer Angehörigen das Gespräch suchen und der transidenten Person offen mitteilen, welche Irritationen die Transsexualität in Ihnen auslöst. Bleiben Sie aber in Ihrer Kommunikation positiv, wertschätzend und offen. Es kann für Transmenschen traumatisch sein, wenn sie abgewertet werden.
Erachten Sie es zudem als einen Vertrauensbeweis, wenn Ihnen ein nahestehender Mensch mitteilt, dass er trans* ist. Transmenschen brauchen großen Mut, Vertrauen und innere Stärke, um sich zu outen.
Trotz Ihrer Verunsicherung: Trans* Menschen lehren uns, dass die Welt vielfältiger ist, als wir sie wahrnehmen. Im Sinne des Diversity-Konzepts ist Transsexualität eine Bereicherung.
Viele Menschen sind sehr überfordert, wenn sich ein Angehöriger/eine Angehörige als transident outet. Vor allem Menschen, die aus patriarchalischen Elternhäusern stammen, haben es hier besonders schwer und empfinden dann große Schuldgefühle, wenn sich ihnen ihr eigenes Kind als transsexuell mitteilt. Eltern machen sich dann u.A. Vorwürfe, ob sie etwas falsch gemacht haben und ihre Erziehung schlecht war.
Auch wenn es schwer ist: Versuchen Sie Transmenschen immer respektvoll zu behandeln. Sie dürfen Fragen stellen, aber bleiben Sie dabei höflich und konstruktiv. Vermutlich hat der/die transidente Angehörige lange mit sich gerungen, bis er/sie Ihnen von seiner/ihrer Transidentität erzählen konnte. Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder gar Beschimpfungen würden ihm/ihr schaden und können sie/ihn traumatisieren.
Sie dürfen selbstredend ehrlich über Ihre emotionale Irritation sprechen, die Sie bezüglich der körperlichen Veränderung und des Rollenwechsels der Trans* Person erleben. Machen Sie aber den Transmenschen nicht für Ihre eigene Angst oder Ihre Schuldgefühle verantwortlich. Der Umgang mit diesen Emotionen, auch wenn sie sehr heftig sind, obliegt alleine Ihnen.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass Sie sich daran gewöhnen, den Transmann als Mann anzusprechen und die Transfrau als Frau. Es ist verständlich, dass dies Ihnen am Anfang innerlich schwerfallen wird.
Was kann mir helfen mit der Transsexualität meines Angehörigen/meiner Angehörigen besser umzugehen?
Sachliche Informationen, Bücher, Dokumentationen oder Vereine für Trans*Personen, in Salzburg und Wien etwa die Homosexuelle Initiative, können Sie in Ihrem Coming-Out-Prozess als Angehöriger/Angehörige unterstützen.
Es ist verständlich, dass Sie zu Beginn immense Unsicherheit, Ängste, Scham und Schuldgefühle empfinden. Haben Sie Verständnis und Mitgefühl für sich selbst. Wir alle werden heteronormativ und trans*feindlich erzogen. Für Ihre Gefühle können Sie nichts und sind auch nicht dafür verantwortlich. Sie sind aber für einen konstruktiven Umgang mit Ihren negativen Emotionen verantwortlich.
Im Laufe der Zeit werden Sie Routine im Umgang mit Trans*Identität entwickeln und immer selbstsicherer mit der Trans*Geschlechtlichkeit Ihres Angehörigen/Ihrer Angehörigen umgehen können. Ihre negativen Emotionen werden dann im Laufe der Zeit verschwinden.
Auch als Freundin/Freund, als Kollege/Kollegin und Angehörige/Angehöriger durchlaufen Sie einen Prozess des Coming-Outs. Sie werden u.U. in schwierige Situationen kommen, in denen Sie einen Trans*Menschen, der Ihnen nahe steht, gegen Mobbing, Diskriminierung oder entwertende Kommentare verteidigen müssen.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.