Bosco Bulls Kapfenberg
"Heuer könnte wirklich Großartiges geschehen"

- Für die kommende Saison kann sich Kapitän Nemo Großes für die Bosco Bulls vorstellen.
- Foto: Gepa
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Nemanja "Nemo" Krstic ist Kapitän der Bosco Bulls. Im Gespräch mit MeinBezirk spricht er über seine Familie, die neuen Spieler und seine großen Erwartungen an die heurige Saison.
KAPFENBERG. Er ist Kapitän der Bosco Bulls Kapfenberg, stammt aus Serbien und lebt mit seiner Familie hier in Kapfenberg. Warum er noch immer nicht gut Deutsch sprechen kann und warum sein Sohn einmal nicht in seine Fußstapfen treten wird, erzählt er im Interview.
MEINBEZIRK: Wie geht's?
NEMO KRSTIC: Gut, die neue Saison hat begonnen, wir sind nach einem langen Sommer in Österreich zurück in der Halle. Meine Frau arbeitet, mein Sohn geht zur Schule – wir genießen es sehr, hier zu sein.
Wie lange bist du jetzt schon hier in Kapfenberg?
Das ist jetzt meine fünfte Saison, aber ich war schon 2016/2017 für sechs Monate hier.
Bist du zufrieden mit deiner Rolle als Kapitän der Mannschaft?
Ja, das habe ich dem Coach auch schon gesagt, das ist mein größtes Privileg im Basketball. Mir wird sehr viel Respekt entgegengebracht und ich versuche ebenfalls respektvoll mit jedem umzugehen. Die Organisation hier ist beeindruckend und deshalb ist es für mich das größte Privileg, Kapitän dieser ManNschaft sein zu dürfen.

- Nemanja "Nemo" Krstic im Gespräch mit Angelika Kern (MeinBezirk).
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Was bedeutet es, Kapitän zu sein?
Kapitän zu sein heißt, du musst sowohl die Spieler als auch den Coach verstehen und eine Verbindung zwischen beiden schaffen, sie auf dasselbe Level bringen. Es gibt unterschiedliche Ausgangslagen und damit manchmal auch Missverständnisse. Die Spieler sind unterschiedlich alt, haben unterschiedliche Erfahrungswerte, manche kommen aus den USA, andere aus Europa – da gibt es natürlich unterschiedliche Auffassungen und du musst eben versuchen, für alle Verständnis aufzubringen und sie dazu zu bringen, für das gleiche Ziel zu kämpfen.
Was hat sich in den letzten fünf Jahren im Team verändert?
Vier Jahre lang haben wir alles gewonnen, das waren die erfolgreichsten Jahre der Klubgeschichte. Doch dann gab es einen Generationenwechsel im Team, Spieler wie Bogi Vujosevic, Milan Stegnjaic, Philipp Krämer, Kareem Jamar, Marck Coffin, usw. haben den Verein verlassen und damit haben wir den Kern der Mannschaft verändert. Immer, wenn du etwas Neues aufbaust, dauert das eben seine Zeit und die gewünschten Ergebnisse kommen nicht so wie erwartet. Wir sind daher nun auf der Suche nach jungen, starken Spielern aus Österreich, die Leaderfunktion übernehmen können. Für die Spieler von auswärts haben wir super Einrichtungen, wir haben das Bulls Home errichtet, eine gute Infrastruktur geschaffen – jetzt brauchen wir auch wieder gute Ergebnisse im Basketball. Ich glaube, in dieser Saison können wir etwas wirklich Großes erreichen.
Was glaubst du, ist in der letzten Saison falsch gelaufen?
Die letzte Saison war wirklich schwierig, für alle von uns. Ich würde sagen, wir haben es verabsäumt, untereinander zu kommunizieren, mit dem Coach zu kommunizieren. Wir hatten großartige Talente hier, aber die Kommunikation und die soziale Interaktion kam einfach zu kurz, die gab es quasi nicht. Besonders in Phasen, in denen viel Druck auf uns lag, wir gewinnen hätten müssen, hat uns diese Kommunikation gefehlt. Wir haben nicht zusammengearbeitet; das ist zwar nur ein kleiner Teil, der aber zu einem großen, bedeutenden Teil wird, wenn du nicht erfolgreich bist. Die Atmosphäre war einfach nicht so, wie sie sein sollte.

- Mit seiner Rolle als Kapitän der Mannschaft ist Nemo sehr zufrieden.
- Foto: Gepa
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Wie schwierig ist es, ein neues Team zu formen und wie lange dauert ein solcher Prozess?
Das ist der Job des Coaches. Ich denke, er hat sich bereits sehr viele Gedanken über jeden einzelnen gemacht, wie er alle miteinander verbinden kann. Das braucht natürlich Zeit, aber die hast du im Basketball eigentlich nicht – das machts natürlich schwierig. Ich hoffe, dass wir das so rasch als möglich umsetzen und auch wieder gewinnen können.
Glaubst du, dass die jungen Spieler genug Aufmerksamkeit im Team bekommen ?
Ja, sie werden wirklich gut akzeptiert. Ich kenne die meisten nun schon seit fünf Jahren wirklich gut und sie sind alle wirklich in Ordnung, großartige Jungs. Sie haben als junge Akademiespieler begonnen und sind nun in der Bundesliga. Wir sind gut befreundet und das ist das wichtigste. Sie haben sich auch spielerisch gut entwickelt, haben auch schon in nationalen Auswahlen mitgespielt, sie haben also Erfahrung sammeln können. Sie werden künftig eine große Rolle spielen und noch mehr an Bedeutung gewinnen.
Gibt es gemeinsame Freizeitaktivitäten?
Ja, wir schauen Basketballspiele gemeinsam an, essen dazu Pizza und haben eine gute Zeit miteinander. Wir spielen auch oft Karten miteinander und Ähnliches. In der Stadt Kapfenberg hat man jetzt ja nicht so viele Möglichkeiten, irgendwohin zu gehen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Aber wir müssen auch darauf achten, zwischen den Spielen genug Zeit zur Erholung einzuplanen, Zeit mit der Familie zu verbringen. Aber wir verstehen uns untereinander wirklich gut, haben sehr viel Spaß miteinander und genießen die Zeit, die wir gemeinsam verbringen.
Du hast deine Familie ja hier, aber was ist den Spielern aus den USA?
Armanis Familie bspw. kommt bald her, Jordans Familie ist bereits da. Wir haben hier im Bulls Home zum Glück jederzeit genug Platz, auch für jene, die Familie haben.
Was hältst du von den neuen Spielern?
Wir haben heuer sehr unterschiedliche Typen von Talenten: Wir haben Spieler, die sehr gut verteidigen, andere, die unter dem Ring gut stehen, andere, die jede Menge Punkte holen, großartige Schützen, erfahrene Spieler und junge, motivierte Österreicher. Wenn du alles zu einer Einheit machst, könnte es sehr interessant werden, es könnte wirklich Großartiges geschehen.
Was könnte besser laufen?
Ich glaube, dass wir grundsätzlich auf dem richtigen Weg sind. Die Frage ist nur: können wir das konstant so durchziehen, jeden Tag, Schritt für Schritt. Man verliert zwischendurch möglicherweise die Konstanz, aber da müssen wir unbedingt dranbleiben.
Was sind deine Erwartungen für die kommende Saison?
Mein persönliches Ziel ist es, die Meisterschaft zu gewinnen. Als Kapitän die Trophäe entgegenzunehmen, das ist mein Traum. Ich weiß, dass das im neuen Team Zeit braucht, dass es ein langer Prozess ist, aber ich glaube an dieses Kapfenberg. Wir haben schon sehr viel gewonnen und wir werden wieder zu diesem Punkt zurückkehren – mit Sicherheit. Vielleicht noch nicht in dieser Saison. Aber ich bin überzeugt: wenn wir alle gesund bleiben, werden wir die Meisterschaft gewinnen.

- Nemo Krstic ist mit seiner Familie hier in Österreich - und sie wollen auch alle hier bleiben.
- Foto: Sander
- hochgeladen von Angelika Kern
Wie sieht's mit deinen Deutschkenntnissen aus?
Ich rede schon lange davon, Deutsch zu lernen. Aber wir sprechen untereinander halt immer nur Englisch, und das seit fünf Jahren, den ganzen Tag. Ich hatte also nie wirklich die Gelegenheit, Zeit dafür aufzuwenden, es wirklich zu lernen. Aber meine Frau hat ein halbes Jahr lang Deutsch gelernt, mein Sohn war drei Jahre lang im Kindergarten und spricht so, als wäre er hier geboren. Ich bin der Einzige in der Familie, der also nicht richtig Deutsch spricht und ich werde auch immer wieder dafür ausgelacht, etwas falsch auszusprechen oder falsch zu betonen. Aber mein Sohn wird mir das beibringen, er macht eh schon Druck.
Ist deine Familie hier zufrieden?
Ja, sehr. Und wir wollen auf jeden Fall in Österreich bleiben. Ich bin zwar in Serbien geboren und aufgewachsen, aber der Standard hier in Österreich ist schon sehr viel höher und ich bin sehr froh und dankbar, hier sein zu dürfen.
Möchte dein Sohn auch eines Tages Basketballer werden?
Nein, momentan ist schwimmen seine große Leidenschaft. Ich mache ihm jedenfalls keinen Druck.
Botschaft an die Fans:
Die Bulls haben eine großartige Organisation und eine lange Tradition, auch im Siegen. Die letzten vier Jahre waren wir nicht so erfolgreich. Den Erfolg wollen wir aber wieder zurückbringen, zu allen, die uns unterstützen. Wir fokussieren uns nun komplett darauf, und ich bin überzeugt, wir werden das schaffen. Dazu brauchen wir unsere Fans, ihre Unterstützung ist für uns unglaublich wichtig. Daher ist auch ein so großer Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Es ist für uns Spieler sehr beeindruckend, wenn viele Fans dabei sind.
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