Disharmonic Orchestra: Rückkehr der Klagenfurter Metal-Urgesteine

Patrick Klopf (Gitarre, Gesang), Hoimar Wotawa (E-Bass) und Martin Messner (Schlagzeug, v.l.n.r.) sind Disharmonic Orchestra. | Foto: Martin Messner
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  • Patrick Klopf (Gitarre, Gesang), Hoimar Wotawa (E-Bass) und Martin Messner (Schlagzeug, v.l.n.r.) sind Disharmonic Orchestra.
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Ihr habt mit „Fear Of Angst“ seit 14 Jahren wieder ein Album am Start. Wie fühlt sich das an?
PATRICK KLOPF: Das fühlt sich total super an. Die 14 Jahre sind sehr schnell vergangen, in unserer Wahrnehmung hat das gar nicht so lange gedauert.

Was habt ihr denn in den 14 Jahren alles gemacht?
Naja, wir haben immer Musik gemacht. Schlagzeuger Martin Messner und ich, wir haben andauernd neue Stücke geschrieben. Unser damaliger Bassist Herwig Zamernik hatte aber wegen Naked Lunch nicht mehr so viel Zeit. 2008 stieß dann unser derzeitiger Bassist Hoimar Wotawa zur Band. Da nahmen die Pläne für ein neues Album dann erst richtig Fahrt auf. Von 2008 bis jetzt hat es natürlich noch etwas gedauert: Wir haben ja auch Familie und Job, alles braucht seine Zeit.

Wie läuft das Songwriting bei euch ab?
Das läuft noch im gleichen Modus ab wie 1987: Wir jammen im Proberaum. Mal kommt Martin mit einem Schlagzeug-Teil daher, mal ich mit einem Gitarren-Riff. Daraus entwickeln sich die Songs. Wir dokumentieren seit den 80ern alles, dadurch können wir auch immer wieder auf ältere Riffs zurückgreifen. Wir haben sozusagen ein Disharmonic-Riff-Archiv.

Was war euch beim Sound am wichtigsten?
Im Vergleich zum letzten Album "Ahead" aus dem Jahr 2002 war uns dieses Mal wichtig, dass die einzelnen Instrumente differenziert klingen, also dass alle Instrumente klar hörbar sind. Wir haben im Gegensatz zu "Ahead" auf "Fear Of Angst" keine Elektronik verwendet. Wir wollten ein wirklich rohes Album machen, das ist uns gut gelungen.

Ihr habt in den Achtzigern begonnen Musik zu machen. Was hat sich für euch als Musiker verändert?
An der Art des Musikmachens hat sich wenig geändert: Da gibt es immer noch die Gitarre, den Verstärker und das Schlagzeug. Aber die Aufnahmetechnik hat sich stark verändert. In den Achtzigern haben wir noch auf Bandmaschinen aufgenommen, das macht man heute gar nicht mehr. Dass man heute versucht, den Klang der Bandmaschinen digital nachzuahmen, ist fast ein bisschen grotesk. Aber für mich als Gitarristen waren die Aufnahmen jetzt ein Traum: Wir haben Reamping gemacht. Das heißt, ich habe alle Gitarren-Parts clean eingespielt und danach ist das cleane Gitarrensignal durch verschiedene Verstärker durchgegangen. Ich war dadurch sehr flexibel beim Gitarrensound.

Ihr seid auch stilistisch viel herumgekommen. Wie würdest du den Stil beschreiben, den ihr jetzt macht?
Es ist schwierig, sich selbst in eine Schublade zu stecken. Wir waren auch immer darauf bedacht, nicht in einer klassischen Schublade zu landen. Wir haben mit Grindcore begonnen und haben uns dann dem Death Metal zugewandt. Wir sind immer technischer geworden und irgendwann kam der Begriff Avantgarde Metal auf. Was unseren Stil ausmacht, ist sicher die Kombination von vertracktem Schlagzeugspiel und Melodie.

Ihr habt eine Kickstarter-Kampagne gestartet, um das Album zu finanzieren. Wie war das für euch?
Das ist natürlich immer eine Zitterpartie. Wir wussten, dass wir eine Fanbase haben, die auf der ganzen Welt verstreut ist und die uns unterstützt, aber wir wussten nicht, ob wir alle Fans mobilisieren können. Über Facebook und Social Media ist es uns dann gelungen: Innerhalb einer Woche hatten wir unser Funding-Ziel erreicht. Wir waren positiv überrascht.

Das ist sicher ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn man die Unterstützung der Fans so direkt spürt?
Ja, das ist großartig. Wir haben vorhin über die Innovationen in der Aufnahmetechnik gesprochen, aber auch die Innovationen in der Kommunikation sind unglaublich. Wir können über Social Media heute direkt und schnell mit unseren Fans in Kontakt treten. Früher trafen wir Fans nur auf Konzerten oder bekamen handgeschriebene Briefe.

Warum habt ihr fürs neue Album den Titel "Fear Of Angst" gewählt?
Wir leben in einer Zeit, in der viel passiert: Internet, Überwachung, Kriege. Obwohl wir in der westlichen Welt so sicher leben wie noch nie, fühlen sich viele Menschen bedroht. Wir hatten den Titel schon 2009 gewählt, da war die Situation sicher noch nicht so dramatisch wie heute. Die Realität hat den Albumtitel also eingeholt, denn heute passt er sehr gut. Die Angst vor der Angst ist auch ein eigenartiger Zustand – wie eine Endlosschleife: Wer so fühlt, kommt da schwer wieder heraus.

Wer hat das Cover-Artwork gemacht?
Das war der chilenische Künstler Alvaro Tapia Hidalgo. In meinem Brotberuf bin ich Grafik-Designer. Da komme ich immer wieder auf Websites von tollen Illustratoren, so bin ich auf ihn gekommen. Er macht Porträts und verfremdet diese auf seine ganz eigene Art und Weise. Wir haben ihn angeschrieben, ob er sich vorstellen kann, mit uns zu arbeiten und er war gleich einverstanden.

Zur Sache: Disharmonic Orchestra

Die Metal-Band Disharmonic Orchestra wurde 1987 in Klagenfurt gegründet. Sie gehört damit gemeinsam mit Bands wie Pungent Stench oder Belphegor zu den Urgesteinen der österreichischen Metal-Szene. Das neue Album "Fear Of Angst" ist das fünfte Album der Band.

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