Nächste Regierung gefordert
Caritas fordert Systemreform in der Pflege

- Pflegekräfte sind aufgrund des Personalmangel oft stark überbelastet. Die Caritas fordert einmal mehr eine umfassende Pflegereform.
- Foto: pixabay
- hochgeladen von Lisa Ganglbaur
Wenige Wochen nach der Nationalratswahl weist die Caritas einmal mehr auf die Probleme im Pflegebereich hin und fordert von der kommenden Bundesregierung eine umfassende Systemreform für die Pflege. Kritik übt die Caritas vor allem am "Fleckerlteppich" in der Pflege, also an den großen Bundesländer-Unterschieden.
ÖSTERREICH. "Auch wenn wir noch nicht wissen, wer dieses Land in den kommenden Jahren regieren wird, so ist dennoch klar, dass die Reform der Pflegelandschaft ein ganz zentrales Kapitel im nächsten Koalitionsübereinkommen darstellen wird müssen", betonte Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Gemeinsam mit Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, fordert sie eine umfassende Systemreform für die Pflege. Neben einer Vereinheitlichung zwischen den Bundesländern soll das Pflegegeld neu aufgestellt werden, neue Pflegekräfte angeworben und die Digitalisierung besser genutzt werden.
"Wir können so nicht weitermachen", warnte Tödtling-Musenbichler. Pflege und Betreuung gingen alle an, dabei brauche es "Würde und Respekt". Das aktuelle System könne das aber nicht mehr leisten, so die Caritas-Präsidentin. Viele Pflegekräfte stünden "am Rande der Erschöpfung". Besonders kritisiert die Caritas den "Fleckerlteppich" in der Pflege, also die großen Bundesländer-Unterschiede. Personalschlüssel und Kosten für Betroffene würden dabei etwa stark variieren. "Auch wenn die aktuelle Bundesregierung herzeigbare Schritte gesetzt hat, ist klar: Der große Wurf steht noch aus", sagte Schwertner.
WIFO untersuchte "Pflegefleckerlteppich"
Im Auftrag der Caritas hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO den fragmentierten österreichischen "Pflege- und Betreuungsfleckerlteppich" ausgearbeitet und visualisiert. Dabei zeigte sich: Vom Fachkräftemangel werden in den kommenden Jahren nicht alle Bundesländer in gleicher Weise betroffen sein. So sei Wien begünstigt, weil die Bevölkerung hier jünger ist. Doch auch das Verhältnis von Pflegekräften zu Bedürftigen ist in der Hauptstadt am besten. 4,1 gibt es hier auf 100 Personen, die Pflegegeld beziehen. In der Steiermark, wo das Verhältnis am geringsten ist, sind es dagegen nur 1,7. Aus ökonomischer Sicht sei es "unfair, dass Leistungen unterschiedlich sind", sagte WIFO-Ökonomin Ulrike Famira-Mühlberger.

- "Fleckerlteppich" in der Pflege: In Wien ist der Pflegeschlüssel am höchsten, in der Steiermark am niedrigsten.
- Foto: Screenshot (WIFO)
- hochgeladen von Dominique Rohr
50.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt
"Wir benötigen eine tiefgreifende Systemreform in der Pflege und wir brauchen diese Reform rasch", betont Schwertner und verwies dabei auf jüngste Personalbedarfsprognosen, wonach sich die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in Österreich bis 2050 mehr als verdoppeln wird und der Bedarf an Pflegekräften dramatisch steigt. Allein bis zum Jahr 2030 werden demnach in ganz Österreich knapp 50.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.
Zudem bewirke die Demographie, dass sich Familienstrukturen verändern und pflegende Angehörige, die aktuell den Großteil der Pflege und Betreuung übernehmen, zunehmend vor existentiellen Herausforderungen stehen. "Wenn wir jetzt nicht handeln, droht die Pflege selbst zum Pflegefall zu werden", warnten Tödtling-Musenbichler und Schwertner abschließend.
Das könnte dich auch interessieren:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.