Ungewöhnlich für diese Zeit
Grippe-Fälle verdoppeln sich jede Woche

- Viele Länder verzeichnen steigende Infektionszahlen mit dem Grippe-Virus.
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Während die Zahlen der Corona-Infektionen mittlerweile wieder sinken, steigt die Zahl der Grippe-Infizierten für Ende März ungewöhnlich hoch an. Die Covid-19-Schutzmaßnahmen haben zunächst noch die Influenza an der Ausbreitung gehindert. VirologInnen warnen jetzt vor hohen Grippezahlen im Frühling.
ÖSTERREICH. Von einer klassichen Grippewelle könne man noch nicht reden, meint Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der MedUni Wien im Ö1-Radio. "Jedoch sehen wir nachweislich, dass sich die Influenza-Nachweise jede Woche verdoppeln, manchmal sogar verdreifachen". Die Influenza-Viren sind in Österreich angekommen und beginnen sich regional auszubreiten.
Ungewöhnlich ist der Zeitpunkt: Normalerweise zirkuliert der Virus Mitte März eher selten in diesem Ausmaß. Redlberger-Fritz sieht hier einen Konnex zwischen den Corona-Maßnahmen und der Ausbreitung der Grippe. "Mit dem Wegfallen der Masken kann sich der Virus in der Bevölkerung besser ausbreiten". Der Grippe-Höhepunkt ist normalerweise rund um die Semesterferien. Durch die baldigen Osterferien könnte die Verbreitung des Virus verringert werden. Das wäre wichtig, so die Virologin, denn der Impfschutz der Grippeimpfung wirkt heuer nicht gut.

- Die Grippeimpfung schützt dieses Jahr nur mäßig.
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Impfung schützt dieses Jahr nur mäßig
Es scheint sogar so zu sein, dass das diesjährige Grippevakzin nur einen zehn- bis 15-prozentigen Schutz vor symptomatischer Infektion bietet – im Gegensatz zu normalerweise durchschnittlich 50 Prozent Schutz. Denn das Grippevirus ist hochaktiv, was Mutationen anbelangt. Und der H3N2-Stamm, auf den die diesjährige Impfung abzielt, hat sich mittlerweile weiter verändert.
Pharmakologe Markus Zeitlinger von der Med-Uni Wien erklärt gegenüber dem "Standard": "Es zirkulieren immer mehrere Grippestämme, und man weiß im Vorfeld nie genau, welcher sich durchsetzen wird. Deshalb setzt man nie nur auf einen Stamm, die WHO gibt eine Empfehlung ab, gegen welche drei bis vier Stämme ein Universalvakzin entwickelt werden soll." Das scheint diesmal nur nicht sonderlich gut zu passen.
Doppelinfektionen
Bis vor kurzem kamen Grippefälle in Wien nur mit einer Reiseanamnese vor, also aus anderen Ländern eingeschleppte Fälle. In letzter Zeit sind aber auch Fälle bekannt geworden, bei denen die Ansteckung in Österreich passiert ist. Die Gefahr, dass eine Grippewelle nun auftritt, ist also da.
Laut Hochrechnung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gab es in der KW 11 rund 1.260 Grippe- und grippeähnliche Erkrankungen in Österreich. Das liegt auf dem Niveau der gleichen Kalenderwoche der Saison 2019/20 direkt vor Beginn des ersten Lockdowns und am Ende einer damaligen Influenzawelle.
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