Steigende Gefahr
Legionellen-Infektionen nehmen in Österreich stetig zu

In Österreich steigt die Zahl der Legionärskrankheit-Fälle seit Jahren stetig an. | Foto: Alina Troeva/Shutterstock
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In Österreich steigt die Zahl der Legionellose-Fälle seit Jahren stetig an. Anfang des Jahres kam es in Vorarlberg zu einem Legionellen-Ausbruch mit fast 50 Erkrankten, woraufhin umfangreiche Untersuchungen und Sanierungen von potenziellen Infektionsquellen erfolgten, während die genauen Ursachen aus Schutzgründen nicht veröffentlicht wurden. Nun ermittelt auch die Staatsanwaltschaft.

ÖSTERREICH. Anfang des Jahres kam es in Vorarlberg zu einem Ausbruch von Legionellen-Infektionen. Knapp 50 Menschen zeigten laut ORF Symptome einer Infektion mit Legionellen, einem Bakterium, das eine schwere Lungenentzündung auslösen kann. Die Behörden reagierten mit umfangreichen Untersuchungen: Über 220 Wasserproben wurden laut dem ORF genommen, unter anderem in Schwimmbädern, Autowaschanlagen, bei Kühltürmen und in Arztpraxen.

Da Legionellen über feinste Wassertröpfchen (Aerosole) übertragen werden, standen wasserführende Systeme im Zentrum der Untersuchung. Erst Anfang April galt die Situation als bewältigt. Die möglichen Infektionsquellen seien "identifiziert und saniert" worden, hieß es vom Land Vorarlberg gegenüber dem ORF.

 Über 220 Wasserproben wurden laut dem ORF genommen, unter anderem in Schwimmbädern, Autowaschanlagen, bei Kühltürmen und in Arztpraxen.
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Wo genau sich die gefährlichen Bakterien ausgebreitet hatten, bleibt bislang unklar. Das Land nannte laut ORF keine konkreten Unternehmen – offenbar, um die Betroffenen zu schützen. Auch eine öffentliche Warnung oder ein Aufruf an mögliche Kontaktpersonen, sich ebenfalls untersuchen zu lassen, blieb aus. Der Fall beschäftigt inzwischen die Staatsanwaltschaft Feldkirch. Laut Sprecher Heinz Rusch wird ermittelt – jedoch ohne Angaben zu Beschuldigten oder konkreten Vorwürfen.

Gefahr durch Legionellen

Legionellen sind Bakterien und kommen natürlicherweise in Oberflächengewässern, im Grundwasser und in feuchten Böden vor. In technischen Anlagen – wie etwa Warmwassersystemen, Whirlpools oder Kühltürmen – können sie sich bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius stark vermehren. Besonders im Sommer gibt es dadurch auch ein erhöhtes Legionellen-Risiko. Die für den Menschen gefährlichste Art ist Legionella pneumophila, die in rund 90 Prozent der Fälle in Österreich nachgewiesen wird.

Die Erkrankung beginnt meist mit Fieber, Husten und Atemnot und kann tödlich verlaufen. | Foto: create jobs 51/Shutterstock.com
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Die sogenannte Legionärskrankheit (Legionellose) wird durch das Einatmen kontaminierter Aerosole ausgelöst und äußert sich in einer schweren Lungenentzündung. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Personen mit geschwächtem Immunsystem, chronischen Lungenerkrankungen sowie Raucherinnen und Raucher. Die Erkrankung beginnt meist mit Fieber, Husten und Atemnot und kann tödlich verlaufen. Trotz verfügbarer Antibiotikatherapien liegt die Sterblichkeit zwischen 10 und 15 Prozent. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis zehn Tage.

Zahl der Fälle steigt seit Jahren

Die Legionärskrankheit ist in Österreich meldepflichtig. Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nimmt die Zahl der gemeldeten Fälle seit Jahren zu. Während im Jahr 2010 noch unter 100 Fälle verzeichnet wurden, waren es 2024 bereits mehr als 350.

Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nimmt die Zahl der gemeldeten Fälle seit Jahren zu. Während im Jahr 2010 noch unter 100 Fälle verzeichnet wurden, waren es 2024 bereits mehr als 350. | Foto: Screenshot AGES
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Die Gründe dafür erklärt die AGES auf Anfrage von MeinBezirk wie folgt:

  • Verbesserte Diagnostik: Der vermehrte Einsatz sensitiverer Nachweismethoden (z. B. Urin-Antigentests, PCR) sowie der leichtere Zugang zu Diagnostik führen dazu, dass mehr Infektionen erkannt und gemeldet werden. 
  • Klimatische Veränderungen: Höhere Durchschnittstemperaturen begünstigen das Wachstum von Legionellen in technischen Wassersystemen, insbesondere bei Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C. Dieser Trend ist europaweit zu beobachten: Studien konnten einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Legionellosen und der Temperatur/Luftfeuchtigkeit zeigen.
  • Gestiegenes Bewusstsein: Eine erhöhte Aufmerksamkeit bei Ärztinnen und Ärzte und in der Bevölkerung führt dazu, dass Legionellen als mögliche Ursache für Pneumonien häufiger in Betracht gezogen werden.
  • Demografischer Wandel: Die alternde Bevölkerung erhöht die Zahl potenziell besonders gefährdeter Personen (z. B. immungeschwächte oder chronisch kranke Menschen).
  • Verändertes Nutzerverhalten: Die Reduktion von Warmwassertemperaturen zur Energieeinsparung sowie unregelmäßig genutzte Leitungen (z. B. in Ferienwohnungen oder nach längerer Abwesenheit) fördern Wasserstagnation und damit Legionellenwachstum.

Eine Auswertung der Fälle in Österreich im Jahr 2023 zeigt, dass rund 75  Prozent der Infektionen dem privaten oder persönlichen Umfeld zugeordnet werden konnten, etwa in Wohnhäusern, heißt es in der Stellungnahme von der AGES gegenüber MeinBezirk weiters. Etwa 20  Prozent standen im Zusammenhang mit Beherbergungsbetrieben im In- und Ausland, während nur etwa 2,5 Prozent mit Gesundheitseinrichtungen assoziiert waren.

Die AGES erklärt außerdem, dass regelmäßige Wartung und Kontrolle wasserführender Systeme die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung sind. Die epidemiologische Überwachung erfolgt durch Meldungen von Ärztinnen und Ärzten sowie Laboren sowie durch die Nationale Referenzzentrale für Legionella-Infektionen.

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