MedUni-Wien
Sieben „Erkrankungsformen“ bei mildem Covid-19-Verlauf

Die Wissenschafter dokumentierten in der Studie, dass Covid-19 lange nachweisbare Veränderungen im Blut hinterlässt.  | Foto: pixabay
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Eine aktuelle Studie der MedUni-Wien liefert ein besseres Verständnis der Erkrankung – und könnte eine wichtige Rolle bei der Impfstoffentwicklung spielen.

ÖSTERREICH. Ein Team von Wissenschaftern unter der Leitung des Immunologen Winfried F. Pickl und des Allergologen Rudolf Valenta konnte zeigen, dass es bei einer COVID-19-Erkrankung mit mildem Verlauf sieben “Erkrankungsformen“ gibt. Außerdem zeigte sich, dass die Erkrankung nach zehn Wochen deutliche Veränderungen im Immunsystem hinterlässt. Die Ergebnisse könnten bei der Behandlung von Patienten und der Entwicklung eines Impfstoffs eine wichtige Rolle spielen, hieß es am Montag in einer Aussendung der MedUni-Wien. 

Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und andere Symptome

Die Forscher konnten in der Studie mit 109 Rekonvaleszenten und 98 gesunden Personen zeigen, dass verschiedene Symptome bei Covid-19 zusammenhängen und in Symptomgruppen vorkommen. Sie dokumentierten sieben Gruppen:

  1.  „grippale Symptome“ (mit Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Husten)
  2. „Schnupfensymptome“ (mit Schnupfen, Niesen, trockenem Hals und Verstopfung der Nase)
  3. „Gelenks- und Muskelschmerzen“ 
  4. „Augen- und Schleimhautentzündungen 
  5.  „Lungenprobleme“ (mit Lungenentzündung und Kurzatmigkeit) 
  6. „Magen-Darm-Problemen“ (u.a. mit Durchfall, Übelkeit und Kopfweh) und 
  7. „Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und andere Symptome“

"Bei letzterer Gruppe konnten wir zudem feststellen, dass vom Geruchs- und Geschmacksverlust vermehrt Personen mit einem 'jungen Immunsystem', gemessen anhand der Anzahl der kürzlich aus dem Thymus ausgewanderten Immunzellen (T Lymphozyten), betroffen sind. Das heißt, wir konnten ganz klar systemische (z.B. Gruppe 1 und 3) von organspezifischen Verlaufsformen (z.B. Gruppe 6 und 7) der primären Covid-19 Erkrankung abgrenzen", erklärte Pickl.

Covid-19-Fingerabdruck im Blut

Die Wissenschafter dokumentierten in der Studie, dass Covid-19 lange nachweisbare Veränderungen im Blut hinterlässt. So ist die Anzahl der Granulozyten, die im Immunsystem für das Bekämpfen von bakteriellen Krankheitserregern zuständig sind, in der Covid-19-Gruppe signifikant niedriger als üblich. "Das zeigt, dass sich das Immunsystem auch viele Wochen nach der ersten Infektion immer noch mit der Krankheit intensiv auseinandersetzt. Gleichzeitig sind die regulatorischen Zellen stark vermindert - das ist ein gefährlicher Mix, der auch zu einer Autoimmunität führen könnte", betonte Pickl.

Immunsystem wie Abwehr einer Fußballmannschaft

Zudem konnten auch vermehrt Antikörper-produzierende Immunzellen im Blut von Covid-19 Genesenen nachgewiesen werden. Je stärker bei mildem Verlauf der Erkrankung das Fieber des Betroffenen war, desto höher waren die Antikörperspiegel gegen das Virus ausgeprägt.

Die Studie zeige vor allem, dass das menschliche Immunsystem bei der Abwehr einer Erkrankung mit gemeinsamer Hilfe der Immunzellen und Antikörper "dopple" - wie in der Verteidigung einer modernen Fußballmannschaft - und dass sich die Zellen auch bestimmte "Spielzüge" des Virus merken und darauf reagieren können. Nun gehe es darum, diese Erkenntnisse umzusetzen und für die Entwicklung von Impfstoffen auszunutzen, betonten die Wissenschafter.

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