Auch gegen Klimawandel nützlich
So können Neophyten Ökosystem bedrohen

Kirschloorbeer
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In Österreich werden invasive Neophyten als Problem betrachtet, da sie einheimische Pflanzen und Ökosysteme bedrohen können.  Neophyten vermehren sich durch Samen und Wurzeltriebe. Oft sind die invasiven Pflanzen kaum zu stoppen. Expertinnen warnen davor, Neophyten vorschnell zu verurteilen - denn sie bringen gerade in Zeiten von Hitzephasen auch Vorteile mit sich.

ÖSTERREICH. Neophyten sind Pflanzenarten, die erst nach dem Jahr 1492 in ein bestimmtes Gebiet eingeführt wurden, entweder absichtlich oder unbeabsichtigt durch menschliche Aktivitäten. Viele dieser Arten sind in ihren neuen Umgebungen äußerst anpassungsfähig und können sich schnell ausbreiten, was dazu führt, dass sie einheimische Arten verdrängen und die biologische Vielfalt gefährden. Im Sommer erleben Neophyten Hochsaison. Während die meisten sich gut in die bestehende Vegetation einfügen, bereiten einige berechtigte Sorgen, da sie die Artenvielfalt verringern und Ökosysteme verändern können. Sie können Schäden in Wäldern, der Landwirtschaft und an Bauwerken verursachen.

Die Goldrute zum Beispiel – sie kann bis zu zweieinhalb Meter hoch wachsen - gedeiht häufig auf Bahndämmen und Brachflächen, bedroht aber auch die heimische Vegetation, insbesondere die ökologisch sehr wertvollen Trockenrasen-Gesellschaften. Die Neophyten breiten sich nicht nur unterirdisch aus, sondern versamen sich auch sehr stark – so können innerhalb kurzer Zeit flächendeckende Goldruten-Bestände entstehen. Der japanische Staudenknöterich – er erreicht bis zu vier Meter Höhe, – kann andere Arten verdrängen und so die Biodiversität gefährden.  In Naturschutzgebieten, insbesondere in Auen und an Bachläufen, ist der Japanische Staudenknöterich problematisch, weil er sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Wuchskraft und Robustheit erfolgreich gegen die heimische Flora durchsetzt. In Österreich dringt er durch Schüttmaterial bis in die sensiblen Ökosysteme der Almengebiete in Höhenlagen von bis zu 1.500 Metern vor. Der giftige Riesen-Bärenklau, der früher als Gartenpflanze modern war, aber Rötungen auf der Haut verursachen kann, erreicht bis zu fünf Meter Höhe, heißt es vom Umweltbundesamt. Bisher wurden in Österreich 1.300 Neophyten nachgewiesen, was fast einem Drittel der gesamten Pflanzenwelt entspricht. Von diesen gelten 35 als problematisch für den Naturschutz, da sie andere Pflanzen und Tiere verdrängen. 14 Arten verursachen zudem erhebliche Schäden in der Landwirtschaft, im Forstwesen und in Gewässern. Einige haben auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, wie zum Beispiel Ragweed, das starke allergische Reaktionen auslösen kann.

Im Osten und Süden fühlt sich das Unkraut besonders wohl. | Foto: Screenshot (www.ragweedfinder.at)
  • Im Osten und Süden fühlt sich das Unkraut besonders wohl.
  • Foto: Screenshot (www.ragweedfinder.at)
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Viele dieser invasiven Arten konkurrieren erfolgreich mit heimischen Pflanzen um Licht und Nährstoffe und vermehren sich extrem schnell über Samen und Wurzeln. 

Kirschlorbeer vernichtet Blumen

Ein typisches Beispiel ist der Kirschlorbeer, ein immergrüner Strauch, der sich aufgrund des Klimawandels zunehmend verbreitet. In Laubwäldern, in denen im Frühjahr die Sonne bis zum Boden scheint und Frühlingsblumen wie das Leberblümchen wachsen können, verhindern Kirschlorbeersträucher das Eindringen des Lichts, wodurch die Frühlingsblumen verschwinden. Dieser Umbau des Ökosystems durch invasive Arten setzt viele heimische Tiere und Pflanzen unter Druck.

Die Robinie, ein Baum aus Nordamerika, wurde zur Zeit Maria Theresias großflächig angepflanzt, da sie extrem trockenheitsresistent ist und mit Bakterien in Symbiose lebt, die Stickstoff aus der Luft binden und den Boden stark nährstoffreich machen. Während dies einst eine begehrte Eigenschaft war, führt der Nährstoffüberschuss heute dazu, dass artenreiche Blumenwiesen in grüne Grasflächen umgewandelt werden, in denen nahezu alle anderen Pflanzenarten verschwinden.

Invasive Pflanzen können beträchtliche Schäden anrichten

Einige Arten können sogar Mauern oder Asphalt durchbrechen. Der Staudenknöterich wächst beispielsweise bis zu 30 Zentimeter pro Tag, und eine Ragweed-Pflanze kann bis zu 60.000 Samen produzieren, die bis zu vierzig Jahre lang keimfähig bleiben können. Die meisten invasiven Pflanzen entwickeln jedoch ihre stärkste Kraft unter der Erde, mit meterlangen Wurzeln, wie zb. der Bambus. 

Bekämpfung schwierig

Die Bekämpfung dieser invasiven Pflanzen gestaltet sich schwierig, da alle Pflanzenteile entfernt werden müssen. Dies ist besonders herausfordernd bei Pflanzen mit tief reichenden Wurzeln. Wolfgang Rabitsch erklärt, dass das Herausgraben der Wurzeln die effektivste Methode wäre, obwohl dies bei einer großen Fläche sehr aufwendig ist. Berim Bambus wird geraten, die Triebe regelmäßig mit einem Rasenmäher zu entfernen. Ragweed sollte man nicht in den Kompost werfen, weil sie sich sonst dort weiterentwickelt. 

Invasive Pflanzen bergen auch Vorteile

Trotz ihrer negativen Auswirkungen haben einige invasive Pflanzen auch positive Aspekte. Die Robinie spendet beispielsweise Schatten, ist sehr widerstandsfähig und liefert Honig. Der Schmetterlingsflieder aus Ostasien ist attraktiv für Schmetterlinge und kann in blütenarmen Landschaften eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten darstellen. Die entscheidende Frage ist daher oft, wo diese Pflanzen wachsen. Während einige in der freien Natur beträchtliche Schäden anrichten, können sie an geeigneten Standorten, wie in der Stadt, eine Bereicherung für die Umwelt darstellen.

Invasive Pflanzen gegen Klimawandel

Herbert Eipeldauer, Leiter der Wiener Gärtnerinnung, betont, dass die richtige Auswahl und Platzierung von Pflanzen entscheidend ist, um die positiven Aspekte zu nutzen. Er argumentiert, dass einige Neophyten in städtischen Umgebungen eine bedeutende Rolle bei der Erhöhung der Artenvielfalt und der Verbesserung der Lebensqualität spielen können. Auch können sie gerade in Städten dazu beitragen, die Überhitzung städtischer Gebiete zu mildern, indem sie Schatten spenden und die Temperatur regulieren. Diese Eigenschaften sind besonders wichtig, um sich an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Zum Beispiel der Götterbaum (Ailanthus altissima), ein schnell wachsender Baum, der durch seinen Schatten und seine kühlende Wirkung dazu beitragen kann, die Hitze in städtischen Gebieten zu mildern. Diese Anpassungsfähigkeit macht ihn zu einer häufigen und nützlichen Pflanze in der Stadt.

Gesetzliches Vorgehen

Die österreichischen Behörden ergreifen Maßnahmen, um die Ausbreitung invasiver Neophyten zu kontrollieren und zu reduzieren. Dazu gehören Programme zur Überwachung und Bekämpfung dieser Arten, insbesondere in Naturschutzgebieten und anderen sensiblen Ökosystemen. Auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Problem und die Förderung von Maßnahmen zur Prävention der weiteren Ausbreitung spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit invasiven Neophyten in Österreich.

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