Masernwelle überrollt Österreich
"Wir sind in einem Spitzen-Masernjahr"

Die aktuelle Masernwelle rollt über Österreich: Binnen einer Woche hat sich die Anzahl der bestätigten Fälle um fast 50 auf mittlerweile 267 Erkrankungen erhöht. Da hierzulande 15.500 Kinder unter einem Jahr vollständig ungeimpft sind, raten Experten dringend zur Impfung, "bevor uns das um die Ohren fliegt".  | Foto: shutterstock.com/Levent Konuk
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Die aktuelle Masernwelle rollt über Österreich: Binnen einer Woche hat sich die Anzahl der bestätigten Fälle um fast 50 auf mittlerweile 267 Erkrankungen erhöht. Da hierzulande 15.500 Kinder unter einem Jahr vollständig ungeimpft sind, raten Experten dringend zur Impfung, "bevor uns das um die Ohren fliegt". 

ÖSTERREICH. "Wir sind in einem Spitzen-Masernjahr", zeigte sich der Wiener Virologe Lukas Weseslindtner (MedUni Wien/Nationales Referenzzentrum für Masern) im Rahmen einer Online-Ärzte-Fortbildungsveranstaltung der Österreichischen Impfakademie am Donnerstagabend besorgt. Besonders in der vergangenen Woche sind die Masernfälle hierzulande bedenklich angestiegen: Während der Virologe am Mittwoch vergangener Woche bei einer Apotheker-Fortbildungstagung in Schladming noch von 219 labormäßig bestätigten Masernfällen berichtete (Stichtag 5. März), wurden bis einschließlich Dienstag dieser Woche (12. März) bereits 267 Erkrankungen verzeichnet. Das entspricht einem Anstieg um 48 Fälle

Deutlicher Anstieg an Masernfällen in den letzten Jahren

Auch im längerfristigen Vergleich sieht die Tendenz dramatisch aus. In den Jahren 2021 und 2022 wurden in Österreich jeweils nur 0,1 Masernfälle pro einer Million Einwohner registriert. Die Krankheit galt damit de facto als ausgerottet. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande jedoch insgesamt 186 Fälle verzeichnet, womit die Häufigkeit der hoch ansteckenden Viruserkrankung auf 20,4 Fälle pro Million Einwohner anstieg. Mit Stand von Dienstag dieser Woche lag Österreich bereits bei einer Häufigkeit von 23,8 Erkrankungen pro Million Menschen

Binnen einer Woche wurden weitere 48 Massernfälle in Österreich gemeldet. | Foto: Archiv
  • Binnen einer Woche wurden weitere 48 Massernfälle in Österreich gemeldet.
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20 Prozent der Betroffenen erleiden Komplikationen 

Wie Weseslindtner erklärte, sind die Masern hochgefährlich. So erleiden 20 Prozent der Betroffenen Komplikationen wie Mittelohrentzündungen, Bronchitis oder schwere Lungenentzündungen. Im Kindes- und Jugendalter erkrankt einer von 1.000 bis 2.000 Betroffenen an einer Masernenzephalitis (Gehirnentzündung), die bei 30 Prozent der Erkrankten auch bleibende Schäden verursachen kann. Bei einer Infektion im Alter unter einem Jahr liegt zudem die Häufigkeit einer Jahre später auftretenden subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (Gehirnzerfall) bei eins zu 600. Diese Spätfolge endet immer tödlich. 

Impfen, "bevor uns das um die Ohren fliegt"

Der wirksamste Schutz gegen eine Masernerkrankung ist die Impfung, die für alle Babys ab neun Monaten dringend empfohlen wird. Um einen lückenlosen Impfschutz zu gewährleisten, ist eine zweimalige Impfung erforderlich – bei Kindern mit Erstimpfung im Lebensjahr mit einem Abstand von drei Monaten, nach erster Impfung ab dem ersten Lebensjahr vier Wochen später. Mit beiden Impfungen gibt es einen Schutz von 98 bis 99 Prozent

Da jeder Mensch vor einer Masernerkrankung geschützt sein wollte, wird die Impfung (MMR) in Österreich derzeit kostenlos für alle Personen ohne Altersbeschränkung angeboten, betonte die Leiterin der Abteilung für das Impfwesen im Gesundheitsministerium, Maria Paulke-Korinek. Angesichts der hohen Anzahl von Masernfällen hielt Weseslindtner fest: "Der Zeitpunkt für die Impfung wäre jetzt. Bevor uns das um die Ohren fliegt".

Bist du gegen Masern geimpft?

15.500 österreichische Kinder ohne Schutz

Bedenklich gestaltet sich die Situation vor allem bei den österreichischen Kindern. "Unter den Einjährigen sind 18 Prozent, also 15.500 Kinder, völlig ungeimpft. Idealerweise sollte bereits in dieser Altersgruppe eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent bei der zweiten Teilimpfung erreicht sein", wie es im Kurzbericht Masern für das Jahr 2022 des österreichischen Gesundheitsministeriums (aktuellste vorhandene Zahlen) heißt. 32.000 Kinder im ersten Lebensjahr hätten zudem statt den zwei empfohlenen Masernimpfungen nur eine gehabt. 

Masern können ausgerottet werden

"Da der Mensch der einzige Wirt ist, kann eine konsequent hohe Durchimpfungsrate der Bevölkerung die Virusübertragung stoppen. Im Falle von Masern sind Durchimpfungsraten von 95 Prozent mit zwei Impfungen notwendig", so das Gesundheitsministerium auf seiner Webseite. Mit einer entsprechend hohen Durchimpfungsrate kann das Masernvirus demnach erfolgreich ausgerottet werden. In Nord- und Südamerika ist dies bereits gelungen. 

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