Im Alter von 80 Jahren
Ex-Vizekanzler und ÖVP-Chef Busek unerwartet verstorben
Der ehemalige Vizekanzler und ÖVP-Chef Erhard Busek ist verstorben. Er wurde 80 Jahre alt. Busek war in den 90er Jahren Bundesparteiobmann der ÖVP und zudem Vizekanzler in der Großen Koalition mit der SPÖ. Am 25. März hätte er seinen 81. Geburtstag gefeiert.
ÖSTERREICH. Noch vor einer Woche war der ehemalige Vizekanzler zu Gast bei einer Podiumsdiskussion der österreichisch-amerikanischen Gesellschaft (ÖAG). "Ein bissl aufwachen tät' uns gut", ging Busek mit Europa hart ins Gericht. Der Krieg Putins in der Ukraine habe die Dimension, ein Weltkrieg zu werden. "Wir sind nicht vorbereitet gewesen und sind heute noch nicht vorbereitet", sagte Busek.
Busek starb nun unerwartet am gestrigen Sonntag, teilte das Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa am Montag der APA mit, bei dem der Jurist als Vorstandsvorsitzender fungierte.
Mit Erhard Busek verlieren wir einen verdienten langjährigen Bundesparteiobmann der Volkspartei, der viel Verantwortung übernommen hat für Österreich in diversen öffentlichen Funktionen und auch in seiner Pension überaus aktiv war zur Förderung des europäischen Gedankens.
— Karl Nehammer (@karlnehammer) March 14, 2022
Tiefe Betroffenheit bei ÖVP
Die ÖVP hat am Montag mit Betroffenheit auf das Ableben ihres langjährigen Bundesparteiobmannes Erhard Busek reagiert. Kanzler Karl Nehammer zeigte sich tief betroffen und würdigte Busek als "großen Österreicher und begeisterten Europäer", der über Parteigrenzen hinweg geschätzt wurde. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) beschrieb ihn als "Politiker mit Haltung, Visionär und Vordenker".
Während der Kanzlerschaft von Bruno Kreisky wurde er 1975/76 zum ÖVP-Generalsekretär bestellt und wechselte 1976 zur Wiener Landespartei, welcher er zu Beginn der Umweltschutz-Bewegung ein grünes Image gab („bunte Vögel“). Bis 1989 war er Landesparteiobmann der Wiener ÖVP, 1978 bis 1987 war er Vizebürgermeister und Landeshauptmann-Stellvertreter von Wien.
Reaktionen aus Opposition
Auch von der SPÖ kamen Kondolenzen: Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil nannte Busek einen „Brückenbauer und ein Vorbild für die Politik“, „mit dem Tod Erhard Buseks verlieren wir einen Politiker und Vordenker, dessen große Begabung es war, über den gesellschaftlichen und politischen ‚Tellerrand‘ hinauszublicken“, so Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. Für FPÖ-Chef Herbert Kickl verliert Österreich mit Busek eine „kontroversielle politische Persönlichkeit“.
Minister und Vizekanzler unter Vranizky
Seine politische Laufbahn begann Busek 1964 nach Abschluss seines Studiums an der Universität Wien als zweiter Klubsekretär der ÖVP im Parlament. Danach war er Stellvertretender Generalsekretär und bis 1976 Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes. Zwei Jahre später war Busek als Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Mitglied der Regierung Franz Vranitzkys (SPÖ). 1991 wurde er auch zum Bundesparteiobmann der ÖVP gewählt. Als Bundesparteiobmann gehörte Busek – wie viele seiner Vorgänger – auch der Regierungsspitze an. Von 1991 bis 1995 war er Vizekanzler in der Großen Koalition mit der SPÖ und gleichzeitig Bundesminister für Wissenschaft und Forschung (bis 1994) sowie Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten (1994–1995).
Schüssel folgte Busek nach
1995 wurde er an der Parteispitze der ÖVP durch Wolfgang Schüssel abgelöst. Seine Absetzung war Folge einer Kampagne durch Hans Dichand, den damaligen Herausgeber der Kronen Zeitung.
Nach seiner Ablöse als Chef der Volkspartei 1995 durch Wolfgang Schüssel konzentrierte sich Busek auf die europäische Ebene und war etwa 2000 bis 2002 Regierungsbeauftragter für die EU-Erweiterung. Von 2002 bis 2008 war er Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südeuropa. Ab 22. Oktober 2004 war Busek erster Rektor der Fachhochschule Salzburg. Er setzte sich zudem stark für die Öffnung der katholischen Kirche für Frauen ein.
Update: Reaktionen ergänzt
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