Massiver Gletscherschwund
2022 war zweitwärmstes Jahr seit Messbeginn

Hohe Temperaturen und wenig Niederschlag machten 2022 zum zweitwärmsten Jahr in der Messgeschichte, schreibt der "Klimastatusbericht".  | Foto: ÖAV Gletschermessdienst/Archiv G.K. Lieb
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  • Hohe Temperaturen und wenig Niederschlag machten 2022 zum zweitwärmsten Jahr in der Messgeschichte, schreibt der "Klimastatusbericht".
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2022 war das zweiwärmste Jahr seit Messbeginn vor 255 Jahren. Es gab mehr Sonnenstunden, aber deutlich weniger Niederschlag, lautet die Bilanz des "Klimastatusbericht" der im Auftrag des Klima- und Energiefonds und der Bundesländer von Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit Geosphere Austria  und der Universität für Bodenkultur (Boku) erstellt wurde.

ÖSTERREICH. Vor allem die Gletscher, die den viertwärmsten Sommer im Gebirge erlebten, litten unter den warmen Temperaturen, geringer Schneedecke und großen Mengen Saharastaub. Dadurch war ein Verlust von drei Metern Eisschicht nachzuweisen.

Gletscherschmelze nicht mehr zu verhindern

Heimische Gletscher verloren im vergangenen Jahr doppelt so viel Masse wie im Mittel der letzten 30 Jahre. Herbert Formayer, wissenschaftlicher Leiter des Berichts und Professor an der Boku, stellt klar:

"Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Gletscher in den nächsten 20 Jahren – ganz unabhängig, von welchem Szenario man ausgeht – halbieren werden. Wir können das nicht mehr verhindern."

Man müsse nun Vorkehrungen in den Bereichen Tourismus, Wasserwirtschaft und Katastrophenschutz treffen, denn der Glescherschwund wird weitreichende Folgen für den Wasserkreislauf, Energiewirtschaft, Biodiversität und Schifffahrt haben.

Eine dünne Schneedecke, hohe Temperaturen und Saharastaub sorgten für eine Gletscherschwund, der im Mittel doppelt so groß war wie in den letzten 30 Jahren. (Pasterzer Gletscher, 1999) | Foto: ÖAV Gletschermessdienst / Archiv G.K. Lieb
  • Eine dünne Schneedecke, hohe Temperaturen und Saharastaub sorgten für eine Gletscherschwund, der im Mittel doppelt so groß war wie in den letzten 30 Jahren. (Pasterzer Gletscher, 1999)
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Trockenheit und Überschwemmungen

Im letzten Jahr lag die durchschnittliche Temperatur bei 8,1 Grad Celsius. Das sind um 2,3 Grad mehr als im Bezugszeitraum 1961 bis 1990. Dafür gab es um zwölf Prozent weniger Niederschlag und um 14 Prozent mehr Sonnenstunden – rund 1.750. Seit dem Messbeginn 1767 war es gesamt gesehen das zweitwärmste Jahr. Im Westen und Süden kann man sogar vom wärmsten Jahr in der Messgeschichte sprechen. Mitte Juli war es mit 38 Grad im niederösterreichischen Seibersdorf am heißesten. In Wien kam es zu geschätzten 300 Einsätzen mehr pro Tag aufgrund der Hitze. Oktober 2022 wird inklusive der ersten in diesem Monat verzeichneten Tropennacht als wärmster Oktober in die Messgeschichte eingehen.

Über das ganze Jahr wurden im Durchschnitt 940 mm Niederschlag verzeichnet. Während es im Osten, etwa am Neusiedler See und im Marchfeld, nur rund 380 mm waren, gab es im Westen mit 2.400 mm übermäßig viel Niederschlag. Das zog Trockenheit am einen Ende und schwere Unwetter mit Überschwemmungen auf der anderen Seite nach sich.

Überschwemmungen in Kärnten und ein ausgetrockneter Zicksee waren die Folge eines heißen, trockenen Jahres 2022. | Foto: MeinBezirk.at
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Sommerrodelbahn statt Skikurs

Das heftigste Hochwasser der letzten 30 Jahre war am 28. Juni in Kärnten zu beobachten. Die Schäden beliefen sich auf rund 100 Mio. Euro in der Landwirtschaft. Der Osten plagte sich hingegen mit anhaltender Trockenheit und niedrigen Pegelständen von Seen. Etwa der Zicksee im Burgenland trocknete vollständig us, während der Neusiedler See seinen tiefsten Stand seit 1965 erreichte.

Um den 18. August folgte dann eine Böenfront, die über Unterkärnten, Steiermark und Teile des Most- und Waldviertels zog. Windspitzen bis zu 170 km/h forderten den Tod eines Menschen und richteten immense Schäden an. Ende Dezember war es dann zwar angenehm warm, das hatte aber einen drastischen Schneemangel zur Folge, der gerade den Skigebieten zusetzte. Mancherorts wurden trotz Wintersaison gar Sommerrodelbahnen in Betrieb genommen, steht es im "Klimastatusbericht 2022".

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