Problembranche Tourismus
Jeder dritte Lehrling mit Ausbildung nicht zufrieden
Nur für zwei von drei Lehrlinge sind die Lehr- und Lernbedingungen im Betrieb gut, wie der Lehrlingsmonitor der Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund und Gewerkschaftsjugend zeigt. "Lehrlinge müssen immer noch Wurstsemmel holen und andere ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben. Das ist nach wie vor Realität in Österreich", kritisiert AK-Präsidentin Renate Anderl.
ÖSTERREICH. 29 Prozent der Befragten mussten Überstunden machen - für unter 18-Jährige ist das verboten. "Besonders häufig sind Lehrlinge in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben, sowie im Tourismus und der Gastronomie gezwungen, Überstunden zu leisten", kritisieren die Gewerkschaftsvertreter. Die Zufriedenheit hängt demnach stark mit der Branche zusammen. Daher sei es kein Zufall, dass vor allem in Tourismus- und Handelsberufen dieser Wert schlecht ist. Insgesamt ist die Zustimmung zum Verbleib im erlernten Lehrberuf mit 76 Prozent höher als zum Verbleib im Ausbildungsbetrieb mit 68 Prozent.
Bei der Umfrage wurden 4.100 Lehrlinge im letzten Lehrjahr und knapp 2.000 Lehrlingen in der Anfangsphase im Zeitraum November 2020 bis Mai 2021 herangezogen.
Mangelnde Ausbildung
36 Prozent der Befragten fühlten sich nicht ausreichend vorbereitet, um als Fachkraft in einem anderen Betrieb als dem eigenen Ausbildungsbetrieb zu arbeiten. Überdurchschnittlich stark haben Lehrlinge dieses Gefühl in den Berufen Koch/Köchin, ElektrotechnikerIn, FriseurIn, Gastronomiefachfrau/mann und MalerIn/BeschichtungstechnikerIn.
"Generell gibt es für ein Drittel der Befragten keine regelmäßige Besprechung des Ausbildungsfortschritts. Das betrifft kleine Betriebe häufiger, während in großen Betrieben der Ausbildungsfortschritt öfter besprochen wird. Viele Lehrlinge werden somit allein gelassen", so die Kammer und Gewerkschaften.
Lehrlinge für Pfusch eingesetzt
Von den ausbildungsfremden Tätigkeiten habe nicht einmal die Hälfte wenigstens indirekt etwas mit dem jeweiligen Handwerk zu tun. "Viele Lehrlinge werden häufig für den privaten Bedarf von Unternehmern eingesetzt, quasi für Pfusch" heißt es im Monitor. Weil ein Teil der Unternehmen säumig sei, fordern AK, ÖGJ und ÖGB unter anderem einen Kompetenzcheck zur Mitte der Ausbildung mit Feedback an Lehrlinge und Lehrbetriebe und eine Reform der Ausbildner-Ausbildung.
10.000 offene Stellen für 21.000 Suchende
Gut 21.000 Jugendliche suchen derzeit eine Lehrstelle in einem Betrieb. Entweder sind sie beim Arbeitsmarktservice als lehrstellensuchend vorgemerkt, machen eine Schulung oder sind in Ausbildung in der öffentlich finanzierten überbetrieblichen Ausbildung. Dem stehen rund 10.000 offene Lehrstellen gegenüber.
Es brauche einen FacharbeiterInnen-Mindestlohn von 1.700 Euro brutto sowie Mindestlehrlingseinkommen in Höhe von 850 Euro in allen Kollektivverträgen, so die Gewerkschaftsjugend. Zur Sicherung der Ausbildungsqualität soll es verpflichtende Kompetenzchecks zur Mitte der Lehrzeit geben.
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