Gefährlich
Konsumentenschützer warnen vor Chemikalien in Unterwäsche

- Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) warnt vor Chemikalien in Unterwäsche. In einem aktuellen Test wurden lediglich 45 der 71 Produkte – vornehmlich Baumwolltextilien – mit einer guten Note ausgezeichnet, da sie keine oder nur sehr geringe Mengen an Bisphenolen enthielten. Bei sieben Produkten wird von einem Kauf "entschieden abgeraten". (Symbolbild)
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Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) warnt vor Chemikalien in Unterwäsche. In einem aktuellen Test wurden lediglich 45 der 71 Produkte – vornehmlich Baumwolltextilien – mit einer guten Note ausgezeichnet, da sie keine oder nur sehr geringe Mengen an Bisphenolen enthielten. Bei sieben Produkten wird von einem Kauf "entschieden abgeraten".
ÖSTERREICH. Im Rahmen des EU-geförderten Projektes "ToxFree LIFE for all", bei dem der VKI federführend agierte, wurde gemeinsam mit Partnerorganisationen aus Slowenien, Tschechien und Ungarn Unterwäsche für Kinder und Erwachsene im Labor untersucht. Dabei wurden in 26 der getesteten Unterhosen Bisphenole nachgewiesen. In sieben Produkten befanden sich laut VKI besonders hohe Mengen bzw. besonders besorgniserregende Bisphenole, weshalb aufgrund möglicher gesundheitlicher Folgen vom Kauf abgeraten wird. Mikrofaser-Textilien seien davon am stärksten betroffen.
Frauenunterwäsche besonders stark betroffen
Auffällig war, "dass nur 47 Prozent der für Frauen erhältlichen Unterhosen in Österreich frei von oder nur gering mit Bisphenolen belastet waren", erklärte der VKI in einer Aussendung. Ein Grund hierfür sei, dass Unterwäsche für Frauen größtenteils aus synthetischen Fasern besteht. Frauen seien der Schadstoffbelastung damit zwangsläufig mehr ausgeliefert. Bei Mädchenunterwäsche waren hingegen 77 Prozent, bei Buben- und Männerunterwäsche 81 Prozent frei oder gering von Bisphenolen belastet.

- "Je höher der Anteil an Kunstfasern in Unterwäsche, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Belastung mit Bisphenolen", so Birgit Schiller, VKI-Expertin und Projektleiterin.
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Zusätzlich wurden die 16 Unterwäscheprodukte, bei denen im Labor die höchsten Bisphenolgehalte gemessen wurden, einem Waschtest unterzogen. Auch hier sei das Ergebnis ernüchternd: "Das Waschen verringert das Risiko, mit Bisphenolen in Kontakt zu kommen, nicht unbedingt. Während bei einigen Proben eine Reduzierung um 90 bis 99 Prozent erreicht wurde, war bei anderen keine Reduzierung messbar." An der Bewertung ändere sich aber selbst bei einer 99-prozentigen Entfernung nichts. "Der Gehalt war auch nach dem Waschen noch so hoch, dass es nicht für eine Ampel-Einstufung auf 'gelb' oder gar 'grün' reichte", betonten die Testerinnen und Tester.
Gefahr durch Bisphenole
Bei Bisphenolen handelt es sich um Chemikalien, die vor allem bei der Herstellung von Kunststoffen zum Einsatz kommen. Zudem werden sie bei der Farbfixierung der Textilien verwendet. Viele Bisphenole können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, das Hormonsystem bereits in niedrigen Dosen stören und Hautallergien auslösen. Zu den hormonschädlichen Effekten zählen zudem die Erhöhung des Risikos für Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoffwechselstörungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Stoffe reichern sich außerdem im Körper und in der Umwelt an.
Wie der VKI erklärt, gibt es aktuell lediglich Regelungen für Bisphenol A (BPA) – beispielsweise in Spielzeug, Thermopapier und Lebensmittelkontaktmaterialien – da es am häufigsten eingesetzt wird und am besten untersucht ist. In Laboruntersuchungen habe sich gezeigt, dass BPA auch aus der Kleidung in den Schweiß übergehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit über die Haut in den Körper gelangen kann. Bisphenol A sei jedoch nicht die einzige kritische Bisphenolverbindung, die in den Textilien gefunden wurde.

- Viele Bisphenole können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, das Hormonsystem bereits in niedrigen Dosen stören und Hautallergien auslösen. Zu den hormonschädlichen Effekten zählen zudem die Erhöhung des Risikos für Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoffwechselstörungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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Auch teurere Markenprodukte betroffen
Kein Zusammenhang bestehe zwischen Markennamen sowie Preis der Unterwäsche zur Menge an enthaltenen Schadstoffen. Daher empfiehlt der VKI, sich nicht einfach auf bestimmte Marken zu verlassen. "Unsere Testungen haben ganz klar gezeigt, dass synthetische Stoffe und Bisphenolbelastung Hand in Hand gehen. Je höher der Anteil an Kunstfasern in Unterwäsche, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Belastung mit Bisphenolen", so Birgit Schiller, VKI-Expertin und Projektleiterin. Sie rate den Konsumentinnen und Konsumenten daher, zu Baumwollprodukten zu greifen. "Darin sehen wir die einzige effektive Vorgehensweise, das gesundheitsschädliche Risiko, das von chemischen Bisphenolen in Unterwäsche ausgeht, zu reduzieren", so Schiller.
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