Alarmierend
Langzeitarbeitslosigkeit stieg bei Frauen um 41,7 Prozent

Eigentlich hatte ihre Chefin Frau R. zugesagt, dass sie im April 2020 auf Vollzeit aufstocken kann.Doch dann kam Corona und statt der Aufstockung kam der Jobverlust. Frau R. möchte ihr Gesicht nicht zeigen. Wir von meinbezirk.at respektieren ihren Wunsch, das Foto zeigt Frau R. daher von hinten. | Foto: privat
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  • Eigentlich hatte ihre Chefin Frau R. zugesagt, dass sie im April 2020 auf Vollzeit aufstocken kann.Doch dann kam Corona und statt der Aufstockung kam der Jobverlust. Frau R. möchte ihr Gesicht nicht zeigen. Wir von meinbezirk.at respektieren ihren Wunsch, das Foto zeigt Frau R. daher von hinten.
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Eigentlich hätte sie befördert werden sollen, denn Frau R. (41) (meinbezirk.at berichtete) leistete sehr gute Arbeit. Doch dann kam die Corona-Krise und mit ihr die Kündigung. Die alleinsorgende Mutter fristet nun mit ihrer Teenager-Tochter ein Leben in Armut, muss Mindestsicherung beziehen, ohne Aussicht auf einen neuen Job. Ein Einzelfall? Mitnichten.

ÖSTERREICH. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass die Frauenarbeitslosigkeit in Österreich explodiert. Knapp eine halbe Million Österreicher sind aktuell beim AMS arbeitslos gemeldet, dem gegenüber stehen etwa 50.000 freie Stellen. Eine Großzahl hat ihren Job wegen der Corona-Pandemie verloren, ganze Branchen mussten über Nacht dicht machen und sind bis heute danieder.

Armut betriff Mütter und ihre Kinder

Kein Wunder, dass die Langzeitsarbeitslosigkeit in Österreich ein erschreckendes Ausmaß einnimmt. Am dramatischsten: Sie betriff überwiegend Frauen, Mütter  und ihre Kinder. Wie der Frauenmonitor der Arbeiterkammer feststellte, siegt die Langzeitarbeitslosigkeit bei Frauen um 41,7 Prozent in Österreich. Noch immer warten systemrelevante Beschäftigte auf den anerkennenden Corona-Tausender und noch immer mangelt es an Kinderbetreuungsplätzen. „Es wird Zeit für die politisch Verantwortlichen zu handeln. Für die von der Krise besonders getroffenen Frauen muss endlich etwas getan werden“, fordern AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober.

Dramatischer Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit

Frauen haben im Kampf um Arbeitsplätze die schlechteren Karten: Im März 2021 ist die Zahl der arbeitssuchenden Frauen gegenüber dem März des Vorjahres um 13,4 Prozent in Österreich gesunken. Wir liegen aber immer noch deutlich über dem Niveau vor der Krise. Im Vergleich zum März 2019 stieg die Zahl der arbeitssuchenden Frauen um 28,7 Prozent. Die Zahl der langzeitarbeitslosen Frauen ist um fast 41,7 Prozent gestiegen. „Das ist dramatisch und inakzeptabel“, so AK-Präsident Kalliauer. „Hier muss die Politik dringend gegensteuern. Etwa durch ein umfassendes Konjunkturprogramm, eine Erhöhung des AMS-Förderbudgets und eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes.“ Von einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes würden insbesondere Frauen profitieren.

Frauen bekommen ein Drittel weniger Gehalt

Durchschnittlich rund ein Drittel beträgt der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Laut dem Arbeitsklima-Index-Frauen 2020 sehen über drei Viertel der Frauen den dringendsten Handlungsbedarf bei den Einkommen, wenn es um ihre Benachteiligungen in Arbeitswelt und Gesellschaft geht. Kein Wunder, laut Eurostat wird eine Frau in Österreichs Privatwirtschaft pro Stunde um knapp ein Fünftel geringer entlohnt als ein Mann.

Wo bleibt Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung?

Das Um und Auf, um Beruf und Familie vereinbaren zu können, ist ein gutes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen, das sich an den Bedürfnissen der Kinder und der Eltern orientiert. Die Corona-Pandemie legte einmal mehr die Schwächen offen, hier gibt es großen Aufholbedarf, die entsprechenden Landesregierungen müssen endlich handeln. „Um die Rekordarbeitslosigkeit vor allem bei Frauen zu bekämpfen, muss als arbeitsmarktpolitische Maßnahme vor allem der Ausbau der Kinderbetreuung vorangetrieben werden. Wir fordern endlich die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag jedes Kindes in ganz Österreich“, so ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann und AK-Präsidentin Renate Anderl.

„Bessere Bezahlung statt Beifall“

Viele der systemrelevanten Branchen sind frauendominiert. Hier kam es teils zu deutlichen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen. In der Pflege, im Handel und in der Kinderbetreuung stiegen die Anforderungen in der Pandemie enorm – durch neue Herausforderungen, Zusatzaufgaben, Hygienemaßnahmen, Personalausfälle oder die steigenden Aggressionen in Branchen mit Kundenkontakten. „Beifall und Lob genügen nicht mehr. Hier muss es endlich zu substanzieller Anerkennung kommen“, sagt AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober und fordert den Corona-Tausender, eine ordentliche Personalbemessung in der Pflege und Maßnahmen gegen Gewalt am Arbeitsplatz.

Mütter müssen Geld verdienen, Kinder betreuen und diese auch unterrichten

„Die Frauen sind am Limit. Dazu kommt noch, dass sie nebenbei Kinderbetreuung und Homeschooling stemmen müssen. Der Druck ist enorm und die drastischen Einkommensverluste führen direkt in die Armut“, so die Vizepräsidentin. „Selbst die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rät in einer aktuellen Aussendung dazu, dass ein Rechtsanspruch auf eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung die Vollzeitbeschäftigung beider Elternteile in Österreich erleichtern würde, da vergleichsweise wenige Frauen in Vollzeit arbeiten. Der Ausbau der Kinderbetreuungsangebote ist also mehr als überfällig“, betont Schumann.

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