Corona-Virus
Lehrervertreter glauben: "Schulschließungen sind fix"

Hannes Grünbichler von der ÖLI-UG (Österreichische Lehrer/innen Initiative - Unabhängige Gewerkschafter/innen) im Interview mit RMA-Redakteurin Anna Richter-Trummer: "Wir denken, dass es fix zu Schulschließungen kommen wird,  weil das Ministerium nicht rechtzeitig reagiert und Maßnahmen zum Schutz der Lehrer und Schüler ergriffen hatte. Wir haben immer vorgeschlagen, das man in Kleingruppen unterrichten sollte, haben Lüftungskonzepte und Filterkonzepte vorgeschlagen, die man in Schulen einzubauen sollte. Aber das alles wollte der Minister wohl nicht." | Foto: Anna Richter-Trummer
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  • Hannes Grünbichler von der ÖLI-UG (Österreichische Lehrer/innen Initiative - Unabhängige Gewerkschafter/innen) im Interview mit RMA-Redakteurin Anna Richter-Trummer: "Wir denken, dass es fix zu Schulschließungen kommen wird, weil das Ministerium nicht rechtzeitig reagiert und Maßnahmen zum Schutz der Lehrer und Schüler ergriffen hatte. Wir haben immer vorgeschlagen, das man in Kleingruppen unterrichten sollte, haben Lüftungskonzepte und Filterkonzepte vorgeschlagen, die man in Schulen einzubauen sollte. Aber das alles wollte der Minister wohl nicht."
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Ohne Schulschließungen kommt es am 18. November zur Triage, österreichische Ärzte müssen dann in den überlasteten Spitälern entscheiden, wen sie retten können und wen sie sterben lassen müssen. Das sagen vier hochrangige heimische Wissenschaftler und fordern die sofortige Schließungen der Bildungseinrichtungen. Auch die Lehrergewerkschaft (ÖLI-UG) bestätigt im RMA-Interview: "Keine Schulschließungen halten wir jetzt für ausgeschlossen."

ÖSTERREICH. Noch stehen die Schulampeln in ganz Österreich auf Orange, die Oberstufe ist zwar großteils im Distance-Learning, aber alle Volksschulkinder sowie jene der Unterstufe drängen sich allmorgendlich in überfüllte Schulbusse, um dann mit Mund-Nasen-Schutz in die Schule zu gehen. Gerüchten zufolge soll eine Schulschließung als "ultima ratio" vorgesehen sein. Ob es schon ab 16. November oder sogar noch früher soweit sein wird, will der Bildungsminister heute noch nicht bestätigen. Währenddessen kommen ihm die Wissenschaft zuvor. Man fordert eine sofortige Schulschließung.

Triage ab 18. November

Konkret sind es der Mathematiker Peter Markowich, der Informatiker Georg Gottlob und die beiden Physiker Christoph Nägerl und Erich Gornik, allesamt Träger des Wittgenstein-Preises, der höchste Wissenschaftsförderpreis Österreichs.. Sie sehen "nach aller wissenschaftlicher Evidenz Österreich seit Wochen ungebremst in die Katastrophe überlasteter Spitäler fahren, wo Ärzte Triage machen und PatientInnen unbehandelt sterben lassen müssen". "Auch wenn alle großen Nachteile der Schulschließungen berücksichtigt werden, wiegt die Katastrophe der Überlastung der Spitäler schwerer. Alle, die jetzt gegen Schulschließung reden, müssen dazusagen, dass sie damit für Triage spätestens ab 18. November sind", meinen die Wissenschafter.

Schulen sind "Treiber von respiratorischen Viren"

Weiters sind sich die Wissenschaftler sicher, dass Schulen "einer der Treiber von respiratorischen Viren sind, das ist eine bewiesene Tatsache. Österreichische Studien, die das Gegenteil beweisen wollen, sind methodisch falsch bzw. überholt". Aussagen wie "Die Schulen sind besonders sichere Orte" seien nicht aufrecht zu erhalten. Die Experten fordern daher dringend, alle Schulen sofort zu schließen und den Unterricht möglichst online abzuhalten. 

Mindestabstand zwei Meter und Homeoffice-Pflicht

Weiters empfehlen sie, den Mindestabstand von ein auf zwei Meter zu erhöhen. Auch Betriebe sollten sofort herunterfahren, speziell Großraumbüros, und eine "Pflicht zu Homeoffice, wo immer möglich" eingeführt werden.

Ministerium: "Maßnahmen immer wahrscheinlicher"

Auf RMA-Nachfrage im Sozialministerium verweist eine Sprecherin auf folgendes Statement von Sozialminister Rudi Anschober (Die Grünen): "Gelingt eine Stabilisierung - als erster Schritt zu Trendwende und wieder sinkenden Zahlen - nicht, wird eine notwendige weitere Verschärfung der Maßnahmen immer wahrscheinlicher. Die ExpertInnen evaluieren laufend das Infektionsgeschehen auf Basis dessen Empfehlungen für Handlungsmaßnahmen erarbeitet werden."

Kinder mit 38 Grad Fieber in Schule schicken

Das Bildunsgministerium und der Landesschulrat Oberösterreich empfiehlt währenddessen, Volksschüler mit bis zu 38 Grad noch in die Klasse zu schicken."Für Kinder bis zum Ender der vierte Schulstufe gilt: Kinder mit leichten Symptomen und ohne Fieber (das heißt Körpertemperatur unter 38 Grad) müssen nicht dem Unterricht fernbleiben und gelten auch nicht als COVID Verdachtsfall."

"Für Kinder bis zum Ender der vierte Schulstufe gilt: Kinder mit leichten Symptomen und ohne Fieber (das heißt Körpertemperatur unter 38 Grad) müssen nicht dem Unterricht fernbleiben und gelten auch nicht als COVID Verdachtsfall." | Foto: Quelle: https://www.clv.at/index.php/news-details/items/1970.html
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Lehrer verzweifelt

Zahlreiche Lehrer sind verzweifelt und fühlen sich im Stich gelassen. "Wir werden allein gelassen", postet etwa ein User auf Social Media: "Meine Gesundheit ist dem Dienstherren egal. Die "Hygienekonzepte" sind ein Witz - kein Politiker würde unter diesen Umständen arbeiten. Bis Weihnachten sind wir alle ausgebrannt, wir werden "verheizt" (wär fast lustig wenn es nicht so tragisch wäre mit dem"Lüftungskonzept"). Ich bin gespannt wie der Unterrichtsausfall dann kompensiert wird - danke für Nichts liebe Kultusminister!"

"Schulschließungen sind jetzt fix"

"Die Wissenschaft bestätigt unserer schlimmsten Befürchtungen", sagt Hannes Grünbichler von der ÖLI-UG (Österreichische Lehrer/innen Initiative - Unabhängige Gewerkschafter/innen) im Interview mit RMA-Redakteurin Anna Richter-Trummer: "Wir denken, dass es fix zu Schulschließungen kommen wird, weil das Ministerium nicht rechtzeitig reagiert und Maßnahmen zum Schutz der Lehrer und Schüler ergriffen hatte. Wir haben immer vorgeschlagen, das man in Kleingruppen unterrichten sollte, haben Lüftungskonzepte und Filterkonzepte vorgeschlagen, die man in Schulen einbauen sollte. Aber das alles wollte der Minister wohl nicht." Grünbichler, der keine Schulschließungen möchte, rechnet nun aber fix damit: "Ich glaube, dass der Minister je nach Fallzahlen spätestens am Montag oder sogar schon Mitte dieser Woche darauf reagieren wird und alle Schulen schließen werden müssen." 

Falschinformation an Lehrer

Grünbichler weist auch darauf hin, dass an Lehrer bis dato die Information gegeben wurde, dass bis Ender des Monats  die Schulen alle offen sein sollen und dass die Schüler nicht ansteckend sind. "Und das ist einfach falsch. Wir prüfen rechtliche Schritte gegen die Bildungsverantwortlichen, weil wir glauben, dass sie meisten Studien, die das Ministerium vorgelegt hat, nicht richtig sind." Auch die Wissenschaftler haben in ihrer Aussage diesbezüglich Stellung genommen. Sie schreiben, dass Österreichische Studien, die das Gegenteil beweisen wollen, methodisch falsch bzw. überholt sind."

Quelle: APA Science
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