Männergewalt
Österreichs strukturelles Problem mit Gewalt an Frauen

- Gewalt an Frauen ist ein strukturelles Problem, das sich quer durch die Gesellschaft zieht.
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26 Femizide und 41 Mordversuche an Frauen verzeichnen die Österreichischen Frauenhäuser heuer bereits. Insgesamt ist jede dritte in Österreich lebende Frau ab dem Alter von 15 Jahren von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Mehr als jede vierte Frau erfährt eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und mehr als jede fünfte Frau ist von Stalking betroffen. Anlässlich des internationalen "Tags gegen Gewalt an Frauen" orten Organisationen ein "strukturelles" Gewaltproblem, das sich quer durch die österreichische Gesellschaft zieht. Sie fordern weitere Maßnahmen von der Politik.
ÖSTERREICH. Seit Anfang 2023 kam es in Österreich zu 26 Femiziden – 2022 wurden 29 Morde an Frauen verzeichnet. Damit liegt Österreich bei Frauenmorden im Europa-Vergleich weiterhin im oberen Drittel. Statistisch gesehen kommt es hierzulande jeden fünften Tag zu einer schweren Gewalttat gegen eine Frau. Die Täter kommen dabei meist aus dem engeren Familien- oder Bekanntenkreis, sind etwa (Ex-)Partner oder nahe Verwandte.
Gleichzeitig ist von einer hohen Dunkelziffer an Gewalttaten auszugehen, denn der Großteil der Frauen meldet Gewalterfahrungen nicht. Die Bundesregierung stockte die Mittel für Frauenpolitik, Gewaltschutz und Gewaltprävention zuletzt zwar auf, Hilfs- und Frauenorganisation pochen dennoch auf weitreichendere Maßnahmen. "Wir sehen ein strukturelles Problem in unserer Gesellschaft", betont etwa Petra Schmidt vom Österreichischen Roten Kreuz und beklagt eine fehlende Gesamtstrategie.
Gewaltprävention beginnt an Schulen
"Die beschlossenen Aufstockungen sind gut und richtig. Aber wir benötigen noch mehr Sensibilisierung für das Thema. Die Dunkelziffer der Gewalttaten ist hoch", so Schmidt. Was fehlt, sei eine Gesamtstrategie im Gewaltschutz. Es brauche mehr Öffentlichkeitsarbeit und noch mehr Sensibilisierung, ist die Expertin überzeugt. "Schon in den Schulen muss den Jugendlichen klar vermittelt werden, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert werden darf." Es dürfe auch nicht mehr von 'Liebesdramen' die Rede sein, "wenn eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wird", unterstreicht Schmidt.
Gewalt quer durch die Gesellschaft
Die oftmals auch politisch eingesetzte Behauptung, dass die Herkunft der beteiligten Personen eine Rolle spielt, ist laut Schmid nicht belegbar. Partnergewalt werde häufig als importiertes Problem abgetan, dabei ziehe es sich durch alle sozialen Schichten, Familienverhältnisse und Staatsbürgerschaften, betont auch Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der autonomen österreichischen Frauenhäuser (AÖF).
Ursache bzw. Nährboden für Gewalt sei häufig "ein traditionell-hierarchisches Geschlechterverständnis", so Barbara Haid, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP). "Das Verlangen nach Dominanz, Kontrolle und Macht über eine andere Person ist die Hauptursache für häusliche Gewalt und für Gewalt gegen Frauen", sagt Haid.
Gewalt verursacht psychische Erkrankungen
Körperliche, emotionale und sexualisierte Gewalt sowie Gewalt in Partnerbeziehungen verursachen laut ÖBVP Angsterkrankungen, Depressionen sowie Posttraumatische Belastungsstörungen. "Dies erklärt unter anderem, warum Frauen in unserer Gesellschaft ein erheblich größeres Risiko haben, psychisch zu erkranken als Männer", heißt es vonseiten des Verbands für Psychotherapie.
Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen bildet den Auftakt zur 16-tägigen Kampagne "Orange The World". In deren Rahmen finden österreichweit Aktionen und Veranstaltungen statt, um ein Zeichen der Solidarität mit weiblichen Gewaltopfern zu setzen.
Frauennotrufe in Österreich
Solltest du Opfer von Gewalt sein oder Gewalt wahrnehmen, wende dich jederzeit an den Polizeinotruf – 133
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