Männergewalt
Österreichs strukturelles Problem mit Gewalt an Frauen

Gewalt an Frauen ist ein strukturelles Problem, das sich quer durch die Gesellschaft zieht. | Foto: Foto: stock.adobe.com/at/kieferpix
3Bilder
  • Gewalt an Frauen ist ein strukturelles Problem, das sich quer durch die Gesellschaft zieht.
  • Foto: Foto: stock.adobe.com/at/kieferpix
  • hochgeladen von Stefan Verderber

26 Femizide und 41 Mordversuche an Frauen verzeichnen die Österreichischen Frauenhäuser heuer bereits. Insgesamt ist jede dritte in Österreich lebende Frau ab dem Alter von 15 Jahren von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Mehr als jede vierte Frau erfährt eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und mehr als jede fünfte Frau ist von Stalking betroffen. Anlässlich des internationalen "Tags gegen Gewalt an Frauen" orten Organisationen ein "strukturelles" Gewaltproblem, das sich quer durch die österreichische Gesellschaft zieht. Sie fordern weitere Maßnahmen von der Politik. 

ÖSTERREICH. Seit Anfang 2023 kam es in Österreich zu 26 Femiziden – 2022 wurden 29 Morde an Frauen verzeichnet. Damit liegt Österreich bei Frauenmorden im Europa-Vergleich weiterhin im oberen Drittel. Statistisch gesehen kommt es hierzulande jeden fünften Tag zu einer schweren Gewalttat gegen eine Frau. Die Täter kommen dabei meist aus dem engeren Familien- oder Bekanntenkreis, sind etwa (Ex-)Partner oder nahe Verwandte.  

Gleichzeitig ist von einer hohen Dunkelziffer an Gewalttaten auszugehen, denn der Großteil der Frauen meldet Gewalterfahrungen nicht. Die Bundesregierung stockte die Mittel für Frauenpolitik, Gewaltschutz und Gewaltprävention zuletzt zwar auf, Hilfs- und Frauenorganisation pochen dennoch auf weitreichendere Maßnahmen. "Wir sehen ein strukturelles Problem in unserer Gesellschaft", betont etwa Petra Schmidt vom Österreichischen Roten Kreuz und beklagt eine fehlende Gesamtstrategie.

"Das Gefährlichste in Österreich ist die Beziehung"

Gewaltprävention beginnt an Schulen

"Die beschlossenen Aufstockungen sind gut und richtig. Aber wir benötigen noch mehr Sensibilisierung für das Thema. Die Dunkelziffer der Gewalttaten ist hoch", so Schmidt. Was fehlt, sei eine Gesamtstrategie im Gewaltschutz. Es brauche mehr Öffentlichkeitsarbeit und noch mehr Sensibilisierung, ist die Expertin überzeugt. "Schon in den Schulen muss den Jugendlichen klar vermittelt werden, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert werden darf." Es dürfe auch nicht mehr von 'Liebesdramen' die Rede sein, "wenn eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wird", unterstreicht Schmidt.

Gewalt quer durch die Gesellschaft

Die oftmals auch politisch eingesetzte Behauptung, dass die Herkunft der beteiligten Personen eine Rolle spielt, ist laut Schmid nicht belegbar. Partnergewalt werde häufig als importiertes Problem abgetan, dabei ziehe es sich durch alle sozialen Schichten, Familienverhältnisse und Staatsbürgerschaften, betont auch Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der autonomen österreichischen Frauenhäuser (AÖF).

Ursache bzw. Nährboden für Gewalt sei häufig "ein traditionell-hierarchisches Geschlechterverständnis", so Barbara Haid, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP). "Das Verlangen nach Dominanz, Kontrolle und Macht über eine andere Person ist die Hauptursache für häusliche Gewalt und für Gewalt gegen Frauen", sagt Haid.

Gewalt verursacht psychische Erkrankungen

Körperliche, emotionale und sexualisierte Gewalt sowie Gewalt in Partnerbeziehungen verursachen laut ÖBVP Angsterkrankungen, Depressionen sowie Posttraumatische Belastungsstörungen. "Dies erklärt unter anderem, warum Frauen in unserer Gesellschaft ein erheblich größeres Risiko haben, psychisch zu erkranken als Männer", heißt es vonseiten des Verbands für Psychotherapie.

Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen bildet den Auftakt zur 16-tägigen Kampagne "Orange The World". In deren Rahmen finden österreichweit Aktionen und Veranstaltungen statt, um ein Zeichen der Solidarität mit weiblichen Gewaltopfern zu setzen.

Frauennotrufe in Österreich


Solltest du Opfer von Gewalt sein oder Gewalt wahrnehmen, wende dich jederzeit an den Polizeinotruf – 133

Weitere Anlaufstellen

Frauen-Helpline Österreich: 0800 222 555 – rund um die Uhr erreichbar, anonym und kostenlos

Telefonseelsorge Österreich: 142

24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01 71 71 9

Frauennotruf Graz: 0316 31 80 77

Frauen Notruf Salzburg: 0662 88 11 00

Autonomes Frauenzentrum (Oberösterreich): 0732 60 22 00

Frauen gegen VerGEWALTigung (Tirol): 0512 57 44 16

Notruf-Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen (Wien, Niederösterreich, Burgenland): 01 523 22 22

Beratungsstelle Tamar – für sexuell missbrauchte Mädchen und Frauen: 01 33 40 437

Der Lichtblick – Frauen- und Familienberatungsstelle: 02167 3338

Gewaltschutzzentren Österreichs: 0800 700 217


Das könnte dich auch interessieren:

Notrufnummern auf Kassabons, Kinospots und TikTok
16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen
Beim Männerlauf ein Zeichen gegen Partnergewalt setzen
Linz setzt Zeichen für Gewaltschutz
Gewalt an Frauen ist ein strukturelles Problem, das sich quer durch die Gesellschaft zieht. | Foto: Foto: stock.adobe.com/at/kieferpix
Insgesamt ist jede dritte in Österreich lebende Frau ab dem Alter von 15 Jahren von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Mehr als jede vierte Frau erfährt eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und mehr als jede fünfte Frau ist von Stalking betroffen.  | Foto: Emprev
Weltweit leuchten im Aktionszeitraum "16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen" Gebäude orange – in Linz etwa das AEC. | Foto: Oberweger

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

W S T St K V B

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.