Integrationsbericht 2021
Raab: "Jeder Vierte hat Migrationshintergrund"
Am Donnerstag präsentierte Integrationsministerin Susanne Raab gemeinsam mit der Vorsitzenden des Expertenrats für Integration Katharina Pabel und dem Generaldirektor der Statistik Austria Tobias Thomas den Integrationsbericht 2021.
ÖSTERREICH. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Menschen mit Migrationshintergrund ausgewirkt? Laut Integrationsbericht waren ausländische Arbeitskräfte coronabedingt stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als österreichische. Raab betonte, dass Menschen mit Migrationshintergrund besonders am Arbeitsmarkt unterstützt werden müssen. Weiters sollen auch Deutschförderklassen, Sommerschulen oder Elternkurse im Sommer 2021 stattfinden. Um die Gewaltgefährdung von Frauen durch kulturell bedingte Gewalt zu mindern, gebe es 3,6 Millionen Euro im Rahmen des Gewaltschutzpakets. Raab:
„Die Corona-Krise hat die Integration vor große Herausforderungen gestellt. Jetzt im Zuge der Öffnungen nimmt die Integration aber wieder Fahrt auf, sowohl am Arbeitsmarkt als auch im Zusammenleben und im Ehrenamt. Es ist aber wichtig, dass die Menschen die Maßnahmen der Bundesregierung auch weiterhin wahrnehmen, damit das Comeback der Integration gelingt. Auch nach Corona werden wir den Kampf gegen kulturell bedingte Gewalt fortsetzen.“
Jeder Vierte hat Migrationshintergrund
Laut Integrationsbericht hatte 2020 fast jeder Vierte in Österreich einen Migrationshintergrund (2,14 Millionen Menschen). Am 1.1.2021 wohnten 1.531.300 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Österreich, das entspricht 17,1 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Meiste Zuwanderung aus Deutschland
Bei den Zuwanderungen sind es die Deutschen (209.000), die den größten Teil ausmachen, gefolgt von rumänischen (132.000) und serbischen (122.000) Staatsangehörigen. Im Vergleich zu 2011 sind die größten relativen Zunahmen bei Personen mit Geburtsland Syrien (52.000, +1.609% im Vergleich zu 2011) und Afghanistan (42.100, +400%) zu finden. Auch die Zahlen der Zugewanderten aus den EU- Beitrittsstaaten 2007 verdoppelten sich im vergangenen Jahrzehnt (Rumänien um +108% auf 134.200, Bulgarien um +120% auf 32.200).
Mehr Asylanträge
2020 wurden in Österreich 14.775 Asylanträge gestellt. Dies stellt gegenläufig zum EU-Trend einen Anstieg von 1.900 Anträgen oder +14,7% im Vergleich zu 2019 dar. Die meisten Asylantragssteller in Österreich stammten auch 2020 aus Syrien (5.100, 38%) und Afghanistan (2.800, 21%). Asylwerber aus Marokko (700), dem Irak und Somalia (je 600) folgten mit je 5%.
28,6 Prozent aller Schüler haben Migrationshintergrund
Von Österreichs 1,12 Millionen Schülern hatten im Schuljahr 2019/20 26,8 Prozent (299.900) Migrationshintergrund und damit eine nichtdeutsche Umgangssprache. Österreichweit ist laut Bericht der Anteil von Schülern mit Migrationsunterricht am höchsten:
- in Sonderschulen (40,3 Prozent/5.800 Schülern)
- gefolgt von Polytechnischen Schulen (35,6 Prozent, 5.600)
- und in der NMS (33,3 Prozent, 68.600).
Am geringsten ist der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund:
- an Berufsschulen (18,4 Prozent/ 21.500),
- in der AHS (21,0 Prozent/ 44.800) sowie in der
- BHS (28,5 Prozent/ 29.000).
Österreichweit konnten im Schuljahr 2019/20 33.600 schulpflichtige Kinder und Jugendliche dem Regelschulunterricht nicht folgen. Das waren um 5.100 weniger als noch 2018/19, somit ein Rückgang von 13,2 Prozent.
Wien: 52,7 Prozent der Schüler haben Migrationshintergrund
29,6 Prozent aller Kindergärten-Kinder in Österreich haben eine nichtdeutsche Umgangssprache (58.100 Kinder), in Wien sind es sogar 61,6 Prozent (21.200 Kinder). Bei den Schülern waren es österreichweit 1,12 Millionen Schülern 26,8 Prozent (299.900) aller Schüler, die einen Migrationshintergrund hatten, in Wien lag der Wert deutlich höher, nämlich bei 52,7 Prozent (126.400).
Frauen besonders von Arbeitslosigkeit betroffen
Die Beschäftigung der ausländischen Arbeitskräfte sank laut Bericht 2020 um 2,8 Prozent. Arbeitskräfte aus den EU-Beitrittsstaaten 2004 (-5,3%) und aus Drittstaaten (ohne Fluchtherkunftsländer; -4,3%) waren am stärksten von Beschäftigungsverlusten betroffen. Frauen waren jedoch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen, die Arbeitslosenquote (ALQ) ausländischer Frauen stieg auf 16,8% (2019: 11,8%), jene der Frauen aus Drittstaaten (+5,3 Prozentpunkte auf 21,8%) und aus EU-Beitrittsstaaten 2007 (+7,0 PP auf 19,7%) sogar noch mehr. Weiters wurden in der Coronapandemie auch branchenbedingt (Migrantinnenanteil im Beherbergungs- und Gastronomiesektor: 45%) Frauen häufiger als Männer arbeitslos. Gleichzeitig übt ein hoher Anteil der Frauen (darunter viele Migrantinnen) „systemerhaltende“ Tätigkeiten aus (z.B. Land- und Forstwirtschaft: 45%, Erziehung/Unterricht: 22%).
Quelle: Hier geht's zum Integrationsbericht
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