Teures Begräbnis, wenig Wissen
So denkt Österreich über den Tod
Der "Österreich Sterbereport 2023" gibt Aufschluss über die beliebtesten Bestattungsarten, Offenheit für Künstliche Intelligenz (KI) bei Beerdigungen, Kosten und neuerdings auch Bestattungs-Bedürfnisse von LGBTQIA+.
ÖSTERREICH. Täglich finden rund 250 Begräbnisse in Österreich statt, die von 517 Bestattungsunternehmen durchgeführt werden. Die Bestattung Himmelblau will mit ihrem umfassenden Report aufklären, was die Unternehmen für gewöhnlich im Verborgenen tun. Aus Tabu soll Normalität werden. Interviews, Reportagen und weitere Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Triple M erhoben.
Bereit mehr fürs Begräbnis auszugeben
Obwohl die Kosten in vielen Lebensbereichen sterben, waren die Österreicherinnen und Österreicher 2023 bereit mehr für ein Begräbnis auszugeben als zuvor. 2021 wollten 54 Prozent die Kosten unter 7.500 Euro halten, heuer waren es nur noch 51 Prozent. Jede Fünfte ist bereit mehr als das auszugeben. Die Bereitschaft dazu ist in der Steiermark mit 70 Prozent am größten, gefolgt von Salzburg (62 Prozent) und Oberösterreich (59 Prozent). In Tirol ist die Bereitschaft mit 47 Prozent am geringsten mehr als 7.500 Euro auszugeben.
"Bedenkt man, dass ein Begräbnis im Durchschnitt zwischen 4.500 bis 5.500 Euro kostet, ist die hohe Zahlungsbereitschaft ein starkes Zeichen", sagt Alexander Hovorka, Geschäftsführer von Bestattung Himmelblau, über die Ergebnisse. "
Ein großes, letztes Fest auszurichten, ist für die Österreicher:innen bedeutsamer als der finanzielle Aspekt. Das zeigt die Umfrage auch in diesem Wert: 62 Prozent der Befragten gaben an, dass eine Beerdigung bzw. eine Trauerfeier sich wie eine (Familien-)Feier anfühlen darf."
Über Wünsche und den Tod sprechen
Über den Tod zu sprechen ist oft nicht leicht und immer noch mit Tabus verbunden. Die Studie zeigt, dass sich das allerdings ändert: 56 Prozent fällt es leicht mit der Familie über das Sterben zu sprechen. Fast ebenso viele finden es einfach mit Freunden darüber zu sprechen. 60 Prozent sind zudem der Meinung, dass bereits mit Volksschulkindern über das Thema sowie Sterblichkeit naher Angehöriger gesprochen werden sollte.
Neben dem Tod im Allgemeinen sollte nicht vergessen werden über die Wünsche Angehöriger zu sprechen. Die Urnenbeisetzung am Friedhof ist mit 21 Prozent am beliebtesten, gefolgt von einer Urnen-Naturbestattung, Verstreuung der Asche in der Natur und einem klassischen Sarggrab am Friedhof, die sich mit 13 Prozent Platz zwei teilen. Genauso viele gaben aber auch an noch nicht zu wissen, wie sie beerdigt werden wollen.
Über die Wünsche ihrer Liebsten Bescheid, wissen im Burgenland 31 Prozent, 27 Prozent in Vorarlberg, jeweils 25 Prozent in Nieder- und Oberösterreich, 22 Prozent in der Steiermark, je 19 Prozent in Wien und Tirol, 17 Prozent in Kärnten und nur 15 Prozent in Salzburg.
Die KI gehört mittlerweile zum Alltag und kann auch mittels Hologrammen und Co. bei Beerdigungen integriert werden. Jeder Fünfte kann sich vorstellen die verfügbaren Technologien zu nutzen. Im Burgenland ist man mit 28 Prozent am offensten dafür, gefolgt von Wien mit 26 Prozent und der Steiermark (23 Prozent). In Salzburg ist die Skepsis mit 16 Prozent, die es in Betracht ziehen würden, am größten.
Jeder Zweite ist Tod in Sozialen Medien begegnet
43 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ist dem Tod bereits in den Sozialen Medien begegnet. Bei fast einem Drittel waren das Nachruf oder Traueranzeigen von Bekannten. Auch Unfälle in den Nachrichten (14 Prozent), Infos zu Tod und Bestattung oder geteilte Trauerverarbeitung von Bekannten oder Influencer:innen (je elf Prozent) finden ihren Platz auf diversen Plattformen. Schicksalsschlägen, wie Suizid, Sternenkinder oder Krankheiten, sind neun Prozent bereits untergekommen, aber auch Werbungen von Bestattungsinstituten werden haben bereits vier Prozent auf Instagram, Facebook und Co. gesehen.
"Social Media Plattformen sind für die Aufklärungsarbeit ein wichtiger Treffpunkt. So wird nicht nur der Austausch mit Branchenvertreter:innen gefördert, sondern auch der Austausch unter Betroffenen", hebt Hovorka hervor.
Nicht alle finden, dass in den Sozialen Medien Platz für den Tod ist: 45 Prozent finden eher nein, 36 Prozent finden es gut. Wer dem Tod schon mal begegnet ist, begegnet dem Thema in den Sozialen Medien auch aufgeschlossener.
Queere Community sieht Barrieren
Erstmals wurde auch erhoben, wie die LGBTQIA+-Community zum Thema Tod steht. Dabei zeigte sich, dass sie besonders offen dabei sind. Zwischen 66 und 74 Prozent der Community schätzt es, wenn Bestattungsunternehmen aktiv auf diverse Gruppen zugehen. Dem gegenüber stehen zehn bis 19 Prozent der Menschen außerhalb der Community, die eine solche Offenheit eher ablehnen.
Was bedeutet...?
Queer
Unter queer versteht man alles, was nicht der heterosexuellen Norm oder den beiden Geschlechtern männlich und weiblich, auch nicht-binär genannt, entspricht.Dazu gehören also Menschen, die beispielsweise homo-, bi- oder pansexuell sind.
Queer ist aber nicht auf die Sexualität beschränkt. Auch nicht-binäre und Trans-Personen zählen hier dazu.
LGBTQIA+
Unter der englischen Abkürzung LGBTQIA+ versteht man die queere Community.LGBTQIA+ steht also für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Personen, queere Menschen sowie intergeschlechtliche und asexuelle.
Das + soll verdeutlichen, dass es noch mehr als die eben genannten sexuellen und geschlechtlichen Identitäten gibt.
Jede dritte queere Person gibt an auf Barrieren zu stoßen, 26 Prozent erfahren sogar Ablehnung oder Diskriminierung: "Ich bin polyamorös & homosexuell. Wenn meine Familie für mich ein traditionelles Institut auswählen würde, stelle ich es mir schwieriger vor, dass meine beiden Partner:innen es so gestalten können, wie ich es mir gewünscht hätte", so eine Stimme aus der Community. Ein anderes Viertel (24 Prozent) befürchtet, dass geeignete Angebote für ihre Bedürfnisse fehlen könnten, wenn ein traditionelles Institut gewählt werden würde.
"Death Positivity bedeutet offen gegenüber allen Kulturen und Lebensformen zu sein. Als Bestattungsunternehmen ist es unsere Aufgabe bestehende Informationslücken zu schließen und allen Bedürfnissen Raum zu geben", so der Himmelblau-Geschäftsführer.
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