Trafiken in Österreich
So geht's dem Zigarettenschmuggel an den Kragen

Bei der Jahrespressekonferenz sprachen Mag Andreas Hofer, GF der MVG (li.) und Josef Prirschl, Bundesobmann der Trafikanten (re). | Foto: Anna Richter-Trummer
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Bei der Jahrespressekonferenz sprachen Hannes Hofer, Geschäftsführer der Monopolverwaltung (MVG) und Josef Prirschl, Bundesobmann der Trafikanten, über die Zukunft der Trafiken. Um den Schmuggel, der doch 8,7 Prozent in Österreich beträgt, einzudämmen, werden alle Zigarettenschachteln neuerdings mit Codes versehen, die eine lückenlose Rückverfolgung ermöglichen. Die Preiserhöhung von Zigaretten selbst wird 2020 15 bis 20 Cent mehr betragen.

ÖSTERREICH. Insgesamt 5.291 Trafiken gibt es in ganz Österreich. "Viele davon gibt es in ländlichen Regionen, da sind wir meist schon der letzte Nahversorger im Ort", so Prirschl: "Ich habe selber eine Trafik in Niederösterreich und weiß um die Herausforderungen." Hofer präzisiert die Maßnahmen: "Trafiken sollen primär an Menschen mit Behinderung vergeben werden. Weiters achten Trafiken darauf, dass unsere Jugendliche geschützt werden, denn mit den Jungen und dem Thema Rauchen müssen wir verantwortungsvoll umgehen. Und schließlich müssen wir fiskalpolitisch für eine stabile Tabaksteuer sorgen."

Die Grafik zeigt, wo die 5.291 Trafiken in Österreich liegen.  | Foto: WKÖ

Moderat steigende Zigarettenpreise

Teurere Preise von Zigaretten sichern den Trafiken das Überleben und halten Jugendliche vom Rauchen ab. Aber es steigen damit auch die Einnahmen durch die Steuer. Durchschnittlich lag der Preis bei 5,106 Euro pro 20 Stück Packung. Der Anstieg beträgt 0,05 Prozent und war "sehr, sehr gering", so Prirschl. In acht Jahren ist das ein Anstieg von 1,122 Prozent. Prirschl: "Durchschnittlich waren es ca. 14 Cent pro Jahr und interessant ist auch, wie die Preisentwicklung verläuft. Der Konsument ist gewöhnt, dass die Zigaretten teurer werden. Wir denken, 20 Cent sind marktverträglich, alles weitere würde ein großes Problem für uns Trafikanten bedeuten." In den Nachbarländern sind die Preise niedriger, wie etwa in Ungarn mit 3,9 Euro, in der Slowakei mit 3,3, Euro. Aber in Deutschland kosten Zigaretten 5,8 Euro, in England zwölf Euro. "Dafür steigt der Schmuggelanteil auf 12 Prozent." Vorarlberg profitiert stark von der Schweiz, aber Niederösterreich etwa kämpft mit dem günstigeren Umland. Die Preiserhöhung für 2020 wird in etwa 15 bis 20 Cent mehr betragen, das sind etwa vier Prozent mehr. Die Zahl der Raucher sinkt insgesamt, und beträgt aktuell etwa 1,6 Millionen Raucher in Österreich. Prirschl: "Bald werden die Zigarettenpackerln sogar acht bis zehn Euro kosten.

Auf der Grafik erkennt man, wie hoch die Preisunterschiede bei Zigaretten in unseren Nachbarländern sind. | Foto: WKÖ
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Gesundheitszuschläge wären kontraproduktiv

Denn dann würde  laut Prirschl nur der Schmuggel steigen. "Am Preis 5,11 Euro verdienen 77 Prozent die Steuer, 12 Prozent der Trafikant und 11 Prozent geht an die Industrie", so Hofer. Der Umsatz hat 2019 3,2 Milliarden Euro ausgemacht. "Das ist sehr beeindruckend, wie groß der Markt ist." Der Umsatz ist um 0,3 Prozent gestiegen, das ist in etwa 10 Millionen Euro mehr. "Am stärksten ist die Zigarre mit 1,4 Prozent und der sonstige Tabak, wie Wasserpfeifentabak, mit 9 Prozent gestiegen", so Hofer. "Beim Umsatz der Rauchwaren ist aber ganz deutlich, dass 93,7 Prozent von der klassischen Zigarette kommen", so Prirschl: "Wir Trafikanten leben also von den Zigaretten. Sonstige Tabake machen nur 0,3 Prozent des Umsatzes aus."

Am meisten Trafiken gibt es in Wien, am wenigsten in Vorarlberg. | Foto: WKÖ

Was verdienen die Trafiken wirklich?

Von 2015 bis 2017 war der Ertrag stagnierend. "Da hatten wir reale Einkommensverluste", so Prirschl. "Doch 2018 gab es aufgrund des Steuermodells positive Effekte und wir hatten um 13 Millionen Euro mehr Erträge." 2019 hat leider nicht die gewünschten Effekte gebracht. "Wir müssten mehr wachsen, um die Verluste der vergangenen Jahre abzudecken." Laut Prirschl sind die Personalkosten gestiegen, ab 2020 soll die neue Steuerreform  wieder eine Steigerung bringen.

Wie hat sich der Absatz der Zigaretten entwickelt?

"Wir hatten einen Rückgang von minus 3,5 Prozent im Jahr 2018, 2019 waren es minus 0,8 Prozent, das waren 4,6 Millionen Schachteln und 92 Millionen Zigaretten weniger", so Hofer. Das hinge mit den steigenden Preisen zusammen. 1,9 Milliarden beträgt die Tabaksteuer 2019."Da gab es einen kleinen Rückgang", so Hofer. Denn das seien 17 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. "Wir gehen davon aus, dass die Steuereinnahmen im nächsten Jahr wieder steigen", so Prirschl.

Illegalen Tabakhandel unterbinden

"Ein neues Instrument auf europäischer Ebene hilft, den Schmuggel zu unterbinden, denn Konsumenten können nun feststellen, woher die  Schachtel kommt", so Hofer: Insgesamt sind 8,7 Prozent des Gesamtkonsums gefälschte oder geschmuggelte Tabakware.  "Auf allen Schachteln wurden nun Codes angebracht, wodurch jede Schachtel eindeutig identifizierbar ist und in einer europaweiten Datenbank eingemeldet ist. Dadurch kann man den Lieferweg von der Fabrik bis zur Trafik zurückverfolgen." Die Monopolverwaltung hat die Aufgabe, all diese Codes auszugeben, das sind 600 Millionen Codes, so Hofer weiter. Der Zoll kann dadurch bei geschmuggelten Containern feststellen, wo die Schmuggler die Ware übernommen haben. Prirschl: "Das macht nur Sinn, wenn das in der ganzen EU umgesetzt wird. Sonst gibt es wieder weiße Flecken." Mit Mai 2020 müssen  sich die Codes EU-weit auf allen Packungen befinden.

1.252 Menschen mit Behinderung führen eine Trafik

"Das Trafikwesen ist das größte soziale Unternehmernetzwerk Österreichs", so Hofer: "2019 wurde an jedem fünften Tag ein Mensch mit Behinderung zum Unternehmer. Das ist echt toll, dass ein System das schafft." Trafikanten sind bei Beginn ihrer Tätigkeit etwa 40 Jahre alt, der durchschnittliche Trafikant in Österreich ist 52 Jahre alt und übt seine Tätigkeit 14 Jahre aus. Prirschl: "Das ist einzigartig in Europa, in den meisten Ländern gibt es den sozialen Aspekt garnicht." Die Trafik-Akademie soll helfen, den Menschen eine zweite Chance zu geben, damit Menschen eine zweite Chance bekommen und sich wieder in die Gesellschaft eingliedern kann. "Die Behinderungen sind meist nicht sichtbar für die Menschen. Ein gesunder Hausverstand und gerne mit Leuten zu kommunizieren sind Voraussetzung als Unternehmer in der Trafik zu arbeiten." Der Trafikant hätte mittlerweile eine Vielzahl an Aufgaben. Es sei eine sehr fordernde Arbeit.

Den größten Rückgang beim Umsatz verzeichnete man in Trafiken in Tirol, gar keinen Rückgang gab es 2019 im Burgenland. | Foto: WKÖ
  • Den größten Rückgang beim Umsatz verzeichnete man in Trafiken in Tirol, gar keinen Rückgang gab es 2019 im Burgenland.
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Trafiken sind insgesamt rückläufig

42 Tabakfachgeschäfte konnten 2019 nicht nachbesetzt werden, das ist ein Minus von 1,8 Prozent. Bei den Tabakverkaufsstellen  gibt es 124 Stellen weniger (minus 4 Prozent). 2019 gab es nur mehr 2.344 Trafiken, im Jahr zuvor waren es noch 2.386. 2015 noch 2.485. "Wir wollen die Trafiken sichern, damit 1.300 Menschen mit Behinderung ihren Job nicht verlieren", so Prirschl. Hofer: "Daher legen wir den Fokus auf die Tabakfachgeschäfte: In Wien etwa gibt es 599 Fachgeschäfte und nur 37 Tabakverkaufsstellen, in Niederösterreich nur 424 Tabakfachgeschäfte aber hingegen 768 Tabakverkaufsstellen." 

Die meisten Frauen, die eine Trafik führen, gibt es im Burgenland, am wenigsten in Vorarlberg. | Foto: WKÖ
  • Die meisten Frauen, die eine Trafik führen, gibt es im Burgenland, am wenigsten in Vorarlberg.
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43 Prozent in Trafiken sind Frauen

"Ein guter Wert ist, dass 43 Prozent in Trafiken Frauen sind, spitze ist dabei das Burgenland mit 53,2 Prozent weiblichen Trafikantinnen." Besonders wichtig ist den Trafikanten aber das Thema CBD. Prirschl: "Was Trafikanten nicht verstehen, ist, dass Produkte unter 0,3 Prozent am CBD-Markt, nicht aber in Trafiken verkauft werden dürfen. In CBD-Shops werden diese als Aromaprodukte verkauft." Die Trafikanten dürfen nur das Zigarettenpapier verkaufen. "Wir fordern, dass Produkte unter 0,3 Prozent Hanf auch in der Trafik verkauft werden dürfen, das fordern wir vom Finanzminister." Da fehle momentan jeglicher Jugendschutz und auch die Produktsicherheit. Prirschl: "Die AGES kontrolliert zwar die Trafiken, aber nicht diese CBD-Shops." Die Trafiken kümmerten sich aber tatsächlich um den Jugendschutz. Prirschl: "Wir haben die Zigarettenautomaten jugendsicher gemacht, aber die Hanfprodukte werden ganz ohne Jugendschutz an einem Automaten verkauft - ohne Jugendkontrolle. Die Hanf-Shops kümmern sich nicht um den Jugendschutz, daher sollen die Produkte in die Trafiken wechseln, aus Produktsicherheit und um den Jugendschutz sicherstellen."

Der 'Hanfomat' inmitten von Kaugummi-Automaten; "Wo bleibt der Jugendschutz?", fragt Prirschl. | Foto: Hanfautomat©WKÖ_Josef_Prirschl
  • Der 'Hanfomat' inmitten von Kaugummi-Automaten; "Wo bleibt der Jugendschutz?", fragt Prirschl.
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Rauchverbot brachte minus 10 Prozent

Seit Einführung des totalen Rauchverbots in der Gastronomie am 1. November 2019 wurden im Beobachtungszeitraum bis 31. Jänner 2020 um insgesamt 113.000.000 Zigaretten weniger geraucht, das entspricht einem Rückgang von 5.650.000 Schachteln im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und einem Umsatzrückgang von 3,6 Prozent insgesamt. Der Rückgang in Trafiken betrug in ganz Österreich 3,6 Prozent. "In Tirol und Wien waren am meisten betroffen mit einem Rückgang von fast fünf Prozent, im Burgenland  gab es fast keinen Rückgang." "Das Rauchverbot in der Gastronomie war ein heißes Thema für uns, denn das betrifft natürlich auch die Trafikanten", so Prirschl: "Nun macht das Minus vier Prozent aus, und viele Trafiken kämpfen um das Überleben, weil ihnen die Kunden wegfallen." Laut Prirschl wird im Sommer die Konsumation der Zigaretten wieder steigen, da man draußen rauchen könne. "Im Winter ist es ja zu kalt, und drinnen darf man nicht mehr." Er fordert Maßnahmen von der Regierung, um die Existenzen der Trafikanten abzusichern. Prirschl. "Rauchverbot in Schanigärten wird es  nicht geben."

Maßnahmen für 2020

Jugendschutz-SOKO soll Kontrollen auch für E-Zigaretten und Nikotinpouches durchführen.  Prirschl: "Wir wollen da besser sein als die EU im Durchschnitt.! Seit 1. März gibt es auch tabakerhitzende Produkte in Österreich, das gerät kommt im April, das ist so, weil ein Prozent der Österreicher das gerät schon im Ausland gekauft haben. "Mit 1. April bringt das neue Tabaksteuer-Modell Erleichterung und sollte den Ertrag um vier Prozent heben." Wir wollen den rauchbaren Hanf unter 0,3 Prozent nur in der Trafik und zwar nur in der Trafik, und brauchen dazu eine Vollziehung des Tabaksteuergesetzes, damit bei den Hanfshops auch endlich durchgegriffen wird", so Prirschl. Man müsse endlich rauchbaren CBD-Hanf und Pouches unter das Monopol stellen. "Sonst lutschen bald alle Kinder Hanf-Säckchen." Laut Hofer macht der Umsatz an CBD-Produkten, der den Trafiken entgeht, 150 Millionen Euro im Jahr aus.

Trafiken verkaufen nun Desinfektionsmittel

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