Fachkräftemangel
Viertel heimischer Unternehmen will mehr Mitarbeiter
Den bestehenden Personalmangel und das Fehlen entsprechender Ausbildungen bekommen Betriebe aktuell besonders zu spüren. Sie wünschen sich daher aktive Unterstützung der Bundesregierung wie aus einer Studie, bei der rund 1.300 Unternehmen befragt wurden, hervorgeht.
ÖSTERREICH. Mehr als ein Viertel der österreichischen Unternehmen plant bis zum Jahresende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzustellen. Geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, entpuppt sich dabei als größte Schwierigkeit. Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, erwarten sich die Unternehmen eine rasche und praxisnahe Modernisierung des heimischen Bildungssystems und die Umsetzung einer konsequenten Ausbildungsoffensive. Zu diesen Ergebnissen kommt der Austrian Business Check des Kreditschutzverband 1870 (KSV1870).
Viertel der Unternehmen plant Neuanstellungen
27 Prozent der heimischen Unternehmen wollen ihren Personalstand dieses Jahr erhöhen oder haben es bereits getan. Den größten Bedarf an Neuanstellungen hat Vorarlberg (41 Prozent), gefolgt von Wien (33 Prozent) und Kärnten (30 Prozent). Im Gastgewerbe suchen 43 Prozent und in der Elektronischen Datenverarbeitung 40 Prozent nach Fachkräften. Den geringsten Bedarf gibt es im Burgenland mit 14 Prozent und 19 Prozent in der Steiermark. Eine Nachbesetzung frei gewordener Stellen ist von zwei Drittel der Unternehmen geplant.
Bei den Jungunternehmen – bis zu vier Jahre alt – ist für 39 Prozent ein Mitarbeiterausbau denkbar. Bei länger bestehenden Betrieben ist das bei lediglich einem Viertel der Fall.
Ricardo-José Vybiral, Vorsitzender der KSV1870 Holding AG:
"Die Angst, dass durch die zunehmende Digitalisierung Arbeitsplätze verloren gehen könnten, hat sich bis jetzt nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Viele Unternehmen sind händeringend auf der Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften, die sie im Moment jedoch nur schwer finden."
Mehr Ausbildungsplätze und finanzielle Unterstützung gefordert
Dringende Unterstützung, um den Arbeitskräftemangel unter Kontrolle zu bekommen, wünschen sich die Betriebe von der Bundesregierung. Gefordert werden eine praxisnahe Modernisierung des Schul- und Bildungssystems sowie eine groß angelegte Ausbildungsoffensive direkt in den Betrieben. Konkret werden die Schaffung von Ausbildungsplätzen, finanzielle Unterstützung von Ausbildungsbetrieben und die Entstigmatisierung des Lehrberufes gefordert. „Es gibt einen inhaltlichen Turnaround seitens der Unternehmen, wenn es darum geht, den eigenen Betrieb fit für die Zukunft zu machen. Dabei stehen nicht mehr Steuererleichterungen und der Bürokratieabbau an erster Stelle, sondern die Menschen und ihre Bildung“, erklärt Vybiral.
Kein Nehmen ohne Geben
Zu den wichtigsten Faktoren bei einer Anstellung zählen Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein (77 Prozent), fachliche Qualifikation (59 Prozent) und eine soziale Kompetenz sowie das dazu passen ins bestehende Team (jeweils 41 Prozent). Wesentliche Voraussetzungen sind außerdem Flexibilität, Loyalität und Lernbereitschaft. Die "Zeit des Forderns ohne Gegenleistung" ist vorbei und das ist auch bei den Unternehmen angekommen.
Im Gegenzug erwarten sich Arbeitssuchende ein angenehmes Arbeitsklima (63 Prozent), eine gute Work-Life-Balance (49 Prozent) und ein leistungsorientiertes Gehalt (43 Prozent). Nicht unwichtig sind außerdem die Option auf Home Office und damit einhergehende flexible Arbeitsmöglichkeiten sowie ein "sicherer Arbeitsplatz". Die Unternehmen gehen davon aus, dass ein gutes Betriebsklima und eine ausgewogene Work-Life-Balance mittlerweile einen höheren Stellenwert als ein hohes Gehalt haben, so Vybiral.
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