Besonders viele Sturzunfälle
Zahl der Unfall-Toten stieg auf 28-Jahreshoch

In Österreich sind im Vorjahr 3.099 Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen. Bei Unfällen verletzt wurden vergangenes Jahr rund 735.000 Personen.  | Foto: stock.adobe.com/at/Spitzi-Foto
3Bilder
  • In Österreich sind im Vorjahr 3.099 Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen. Bei Unfällen verletzt wurden vergangenes Jahr rund 735.000 Personen.
  • Foto: stock.adobe.com/at/Spitzi-Foto
  • hochgeladen von Evelyn Wanz

In Österreich sind im Vorjahr 3.099 Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen. Das ist der höchste Wert seit 1994, als 3.250 Personen tödlich verunglückt sind. Ein hoher Anteil der Unfalltoten entfällt auf die Altersgruppe 65 plus – besonders viele von ihnen verstarben an den Folgen eines Sturzunfalles in den eigenen vier Wänden. Bei Unfällen verletzt wurden vergangenes Jahr rund 735.000 Personen. 

ÖSTERREICH. Seit knapp 30 Jahren gab es in Österreich nicht mehr so viele Menschen, die an den Folgen eines Unfalles gestorben sind. Insgesamt waren es 3.099 Menschen – die meisten von ihnen kamen bei "sonstigen Unfällen" (1.597), Stürzen (1.006) oder Transportmittelunfällen (364) ums Leben. All das geht aus einer Auswertung der Unfallbilanz des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) hervor. Ein hoher Anteil der Unfalltoten entfällt laut Aussendung auf die Altersgruppe 65 plus. Bei Unfällen verletzt wurden vergangenes Jahr rund 735.000 Personen. Die häufigsten Verletzungen ereigneten sich im Haushalt (42 Prozent) und in der Freizeit (33 Prozent), gefolgt von Arbeit/Schule (14 Prozent) und Straßenverkehrsunfällen (11 Prozent).

Anzahl der Unfall-Toten 2022 nach Unfallkategorie:

  • Sonstiger Unfall: 1.597
  • Unfall durch Sturz: 1.006
  • Transportmittel-Unfall: 364
  • Unfall durch Vergiftung: 74
  • Ertrinken und Untergehen (inkl. Badewannen-Unfälle): 40
  • Unfall durch Feuer und Flamme: 18

Ein Viertel aller tödlichen Stürze passiert zu Hause

Besonders hoch ist die Zahl der verstorbenen Menschen nach einem Sturz: Bei Stürzen sind im Jahr 2022 in Österreich 1.006 Menschen ums Leben gekommen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von zwölf Prozent und im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 ein Plus von 14 Prozent. "Von Sturzunfällen sind ältere Menschen besonders häufig betroffen, wobei bei Männern die Gefahr für tödliche Stürze bereits ab 50 Jahren deutlich zu steigen beginnt, bei Frauen etwas später. Zudem ereignet sich bereits mehr als ein Viertel aller tödlichen Stürze zu Hause. Hauptgründe sind Straucheln, Stolpern und Ausgleiten, gefolgt von Unfällen auf Stufen und Treppen", erklärt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

Anzahl der Unfall-Toten 2022 nach Bundesländern:

  • Burgenland: 125
  • Steiermark: 429
  • Vorarlberg: 135
  • Wien: 443
  • Oberösterreich: 593
  • Tirol: 315
  • Niederösterreich: 645
  • Kärnten: 234
  • Salzburg: 180

Rutschfeste Böden und Lichtsensoren

Bei Unfällen im Haushalt wurden 306.000 Personen verletzt, fast 220.000 davon aufgrund von Sturzunfällen. "Die Sturzprävention zu Hause wird auch aufgrund der Alterung der Gesellschaft immer dringender für Österreich. Bodenbeläge und Treppen sollten beispielsweise rutschfest sein und regelmäßig auf Beschädigungen und andere Stolperfallen überprüft werden. Beim nächtlichen Gang zur Toilette können Lichtsensoren die Sicherheit spürbar erhöhen. Sehr zu empfehlen ist auch festes Schuhwerk sowie die unmittelbare Entfernung von verschütteten Flüssigkeiten oder herumliegenden Kabeln", empfiehlt Trauner-Karner.

Parallel zu den Vorsichtsmaßnahmen sei es aber vor allem für ältere Personen auch sehr wichtig, körperlich aktiv zu bleiben, um möglichst lange den Haushalt selbstständig verrichten zu können, lautet ein weiterer Ratschlag der Präventionsexpertin.

Tipps zur Minimierung von Sturzunfällen:

  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität trägt zur Erhaltung der Muskelkraft und des Gleichgewichts bei und reduziert damit das Sturzrisiko.
  • Augenuntersuchung: Regelmäßige Augenuntersuchungen sind wichtig, um Sehprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Klare Sicht trägt maßgeblich dazu bei, Hindernisse und potenzielle Stolperfallen zu erkennen.
  • Nebenwirkungen: Manche Medikamente können Schwindel oder Benommenheit verursachen und somit das Sturzrisiko erhöhen. Bei Anzeichen von Nebenwirkungen sollte medizinischer Rat eingeholt werden.
  • Stolperfallen beseitigen: In Wohnräumen sollten lose Teppiche, Kabel, ungesicherte Teppichkanten und andere Stolperfallen entfernt werden.
  • Hilfsmittel nutzen: Haltegriffe an Treppen und in der Dusche können die Sicherheit erhöhen. Bei Bedarf sollten Gehhilfen wie Gehstöcke oder Rollatoren verwendet werden, um das Gleichgewicht zu unterstützen und die Mobilität zu verbessern.
  • Vitamin D und Calcium: Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Calcium kann, falls notwendig und medizinisch verordnet, die Knochengesundheit fördern und das Risiko von Knochenbrüchen bei Stürzen reduzieren.
  • Wetterbericht: Besondere Vorsicht ist bei regnerischem oder eisigem Wetter geboten, wenn Wege rutschig oder vereist sind. Auch Hitzetage oder wechselhaftes Wetter können die Tagesverfassung beeinträchtigen und das Sturzrisiko erhöhen – nähere Informationen auch hier.

Expertin fordert mehr Maßnahmen

Trauner-Karner sieht in dem 28-Jahreshoch der Unfall-Toten einen Anlass, "die Maßnahmen in der Unfallprävention deutlich zu erhöhen." Wie die KFV-Analyse zeigt, ist zudem die Zahl der Unfälle, die nicht kategorisiert also keiner bestimmten Unfallursache zugeordnet wurden, deutlich gestiegen. Offenbar deshalb, weil die Unfallursachen in den Totenscheinen nicht oder zu vage vermerkt werden, so die Expertin: "Österreich sollte auch bei Unfällen von alleinstehenden Personen ohne Fremdverschulden den Ursachen besser auf den Grund gehen, denn für die Präventionsarbeit ist dieses Wissen sehr wichtig. Nur so können wirksame Maßnahmen evaluiert und eingeleitet werden", betont Trauner-Karner.

Das könnte dich auch interessieren:

Trittsicher und Mobil-Sturzprävention
Kleinkind stürzt in Ottakring aus dem Fenster
Landwirt wurde bei Forstarbeiten von Baum getroffen

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.