Fahrtests für Senioren
Das würde der Führerschein auf Zeit bedeuten

Geht es nach der EU-Kommission, müssen ältere Autofahrer künftig in regelmäßigen Abständen ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen. | Foto: Shutterstock/Roman Samborskyi
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  • Geht es nach der EU-Kommission, müssen ältere Autofahrer künftig in regelmäßigen Abständen ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen.
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Fahrtests für Seniorinnen und Senioren? Während das in einigen Ländern bereits gang und gäbe ist, war ein Führerschein auf Zeit in Österreich bisher kaum Thema. Die EU plant nun aber eine unionsweite Führerschein-Reform, wonach ältere Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer regelmäßig zu solchen Tests antreten müssten. Erklärtes Ziel ist es, Verkehrstote und Schwerverletzte im Straßenverkehr zu reduzieren und möglichst auf null zu bringen. Was genau geplant ist und wie die heimische Politik auf den Vorstoß der EU reagiert, liest du hier.

ÖSTERREICH/EU. Die meisten jungen Menschen fiebern lange daraufhin. Sind Theorie- und Praxisprüfungen erst einmal erledigt, fällt ihnen oft ein Stein vom Herzen. Für viele ist er anschließend Symbol für Autonomie – für manche auch für Status. Außerhalb des urbanen Raums ist er teilweise ein Ding der Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit. Die Rede ist natürlich vom Führerschein. Hat man ihn erst einmal in der Tasche, wird man ihn vorausgesetzt eines "unauffälligen" Verhaltens im Straßenverkehr so schnell auch nicht mehr los. Neuerliche Tests zur Fahrtauglichkeit gibt es in Österreich in der Regel nicht – noch nicht. Denn schon bald könnte sich das ändern. Geht es nach der EU, soll ein Führerschein auf Zeit für Seniorinnen und Senioren die Anzahl an Verkehrstoten bzw. Schwerverletzten im Straßenverkehr deutlich reduzieren.

Ziel der EU: Null Verkehrstote bis 2050

Die Überlegung kommt nicht von ungefähr: Im vergangenen Jahr 2022 kamen EU-weit etwa 20.600 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. In Österreich liegt die entsprechende Anzahl an Verkehrstoten bei 370 – schwer verletzt wurden auf Österreichs Straßen 2022 bei knapp 35.000 registrierten Unfällen über 43.000 Menschen. Zwar waren die Verursacher der Unfälle nur zu einem verhältnismäßig kleinen Prozentsatz ältere Menschen ab 65 Jahren, statistisch wird diese Zahl wegen der fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung in den nächsten Jahren aber markant ansteigen.

Erklärtes Ziel der EU ist es, die Anzahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren – bis 2050 soll diese Zahl möglichst auf null gebracht werden. Um das zu erreichen, plant die EU-Kommission diverse Maßnahmen – unter anderem eben auch eine Führerscheinreform inklusive regelmäßiger Tauglichkeitstests.

Ab 70 alle fünf Jahre zum Test

Geht es nach den Vorstellungen der Behörden in Brüssel, sollen Führerscheinbesitzerinnen und -besitzer ab einem Alter von 70 Jahren künftig EU-weit regelmäßige Fahrtests absolvieren, um ihre Lenkberechtigung behalten zu können. Konkret sollen sie alle fünf Jahre zum Test gebeten werden – hieße also im Umkehrschluss: Führerscheine würden dann für Seniorinnen und Senioren auf jeweils fünf Jahre beschränkt sein.

Während solche Überprüfungen in anderen europäischen Ländern – u. a. Italien, den Niederlanden, Schweden, Dänemark oder der Schweiz – gang und gäbe sind, waren sie in Österreich bisher kein ernsthaftes Thema. Hierzulande können bei fraglicher Fahrtüchtigkeit aufgrund fortgeschrittenen Alters derzeit nur Amtsärzte und -ärztinnen eine Fahrerlaubnis einschränken oder gänzlich aufheben.  

Widerstand in Österreich groß

In Österreich traf der Vorstoß der EU jedenfalls auf heftigen Widerstand. Ein klares Nein kommt etwa von den beiden Seniorenratspräsidenten Peter Kostelka (SPÖ) und Ingrid Korosec (ÖVP). Sie orten in den verpflichtenden Tests "Altersdiskriminierung". Ältere Menschen in ihrer Mobilität einzuschränken, habe enorme negative Auswirkungen auf deren Lebensqualität, betonte Korosec zuletzt in einer Aussendung. Von einer "willkürlichen Diskriminierung älterer Menschen, die jeglicher Grundlage entbehrt", sprach auch FPÖ-Verkehrssprecher und Generalsekretär Christian Hafenecker. 

Die ÖVP-Abgeordneten im EU-Parlament, Angelika Winzig und Barbara Thaler, übten ebenfalls Kritik an dem Vorschlag. Das Ziel der EU-Kommission, den Straßenverkehr sicherer zu machen, sei zwar ein gutes, allerdings würden bei dem aktuellen Vorschlag die Seniorinnen und Senioren überproportional stark eingeschränkt, betonten die Abgeordneten. Das österreichische Verkehrsministerium ließ noch keine Tendenzen erkennen, wie es zu dem Vorstoß der EU steht. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Sache weiterentwickelt. 

Was hältst du von regelmäßigen Überprüfungen der Fahrtüchtigkeit?

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