Kinderbeförderung am Fahrrad
Welches System am besten abschneidet

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Kinder am Rad mitzunehmen. | Foto: ÖAMTC/Rattay
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  • Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Kinder am Rad mitzunehmen.
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Auch bei Familien wird das Rad immer beliebter. Der ÖAMTC hat fünf Arten von Kinderbeförderung am Fahrrad verglichen. Auf die Art der Nutzung kommt es an.

ÖSTERREICH. "Das eine, herausragende System, das in allen Anwendungsfällen vollkommen überzeugen kann, gibt es nicht", fasst ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl die Ergebnisse zusammen. Deshalb sei es umso wichtiger, vor dem Kauf zu überlegen, wofür und wie oft man es nutzen will. 
Es macht einen großen Unterschied, ob man neben Kindern auch ab und an seinen Einkauf transportieren will, ob das Rad mit in den Urlaub soll – oder wie viel man überhaupt dafür ausgeben möchte (die Spanne reicht auch ohne E-Antrieb von 250 bis 2.200 Euro).

Im Test stand die Handhabung, Fahrverhalten und Komfort auf dem Prüfstein. Und auch die Sicherheit wurde überprüft, unter anderem mit einem Crashtest (Seitenaufprall durch ein 30 km/h schnelles Auto). Letzterer Test zeigte vor allem eines: Das Tragen eines Helms wird sowohl für die Eltern als auch für die Kinder dringend empfohlen – das zeigen auch alle Analysen der ÖAMTC-Unfallforschung.

Untersucht wurden Handhabung, Fahrverhalten, Sicherheit und Komfort. | Foto: ÖAMTC/Rattay
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ÖAMTC-Tipps für Kauf und Nutzung

Konsumenten rät der Mobilitätsclub jedenfalls eine Probefahrt mit dem gewünschten System durchzuführen. "Vor allem Lastenfahrräder warten mit im Vergleich zu herkömmlichen Rädern mit ungewohnten Fahreigenschaften auf", sagt Kerbl.

Grundsätzlich gilt: Wer hohe Sicherheit für seine Kinder sowie ein gutes Fahrverhalten und einfache Handhabung möchte, entscheidet sich für den "Backpacker". Wer gute Sicherheit, Flexibilität und hohen Komfort möchte, greift zum gefederten Fahrradanhänger. Wer einen Autoersatz möchte, auch längere Strecken fährt und Einkäufe transportiert, greift zum einspurigen Lastenrad "Long John". Wer einen Autoersatz möchte und eher Kurzstrecken mit vielen Zwischenstopps fährt und Einkäufe transportiert, greift zum zweispurigen Lastenrad. Wer nur ein Kind transportiert, ist mit einem klassischen Kindersitz, der in Österreich immer rahmenfest hinter dem Fahrer des Fahrrades befestigt sein muss, gut bedient.

Die Ergebnisse im Detail 

"Backpacker": Ein Lastenfahrrad mit verlängertem Heck, auf dem bis zu zwei Kindersitze montiert werden können. Wie beim einfachen Fahrrad-Kindersitz ist das Fahrverhalten durch den hohen Schwerpunkt zunächst gewöhnungsbedürftig, wird nach einer Eingewöhnungsphase aber zusehends besser. Problematisch ist die große Fallhöhe für Kinder, wenn das Rad aus dem Stand umkippt. Interessanterweise zeigten sich im Crashtest im Vergleich zu anderen Systemen die geringsten Belastungen beim Erstkontakt mit dem Auto. Ein weiterer Pluspunkt in Sachen Sicherheit: Der Kindersitz bietet bei einem Unfall auch nach dem ersten Aufprall noch Schutz.

"Long John": Die Transportbox befindet sich bei diesem Modell zwischen Vorderrad und Lenker, die Kinder sitzen auf einer klappbaren Bank und werden dort mit den eingebauten Gurten gesichert. Beim Unfall schützt die Box ihre Insassen zunächst zwar gut – allerdings wurde beim Crashtest die Bank aus der Box gerissen, die Sicherung mit dem Gurt war nicht mehr vollständig gegeben. Problematisch war auch, dass die glatte Transportbox nach dem ersten Aufprall weit über den Boden schlitterte und gegen die Wand der Crashanlage prallte. In Sachen Komfort verfügt das System über einen stabilen Stand, ist beim langsamen Fahren aber instabil. Und: Der Lenker kann beim Fahren die Köpfe der Insassen treffen.

ÖAMTC-Experte rät, sich vor dem Kauf gut zu überlegen, wofür und wie oft man es nutzen will. | Foto: ÖAMTC
  • ÖAMTC-Experte rät, sich vor dem Kauf gut zu überlegen, wofür und wie oft man es nutzen will.
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Lastenrad zweispurig: Ein Rad hinten, zwei vorn an der großen Transportbox sorgen für stabilen Stand und hohen Komfort, außerdem schützt auch hier die Box bei einem Crash. Allerdings neigt das System bei höherem Tempo in Kurven zum Kippen und zeigt sich auf holprigen Untergrund (Kopfsteinpflaster) äußerst unkomfortabel. Auch hier werden Kinder auf einer Bank, die allerdings nicht klappbar ist, mit Gurten gesichert. Einer davon löste sich beim Crashtest, was nicht zur Sicherheit beiträgt – ebenso die glatte Box, die nach dem Aufprall relativ weit schlittert. Generell waren die Belastungen im simulierten Seitencrash sehr hoch.

Fahrradanhänger: Wenn jemand einen Allrounder sucht, wird er hier am ehesten fündig. Das System bietet guten Stand, sehr gutes Fahrverhalten, sein Metallrahmen schützt beim Crash, die Rückhaltesysteme erfüllen ihren Zweck, die Insassen sind vor Wind und Wetter geschützt – und die Flexibilität ist generell sehr hoch. Ein Nachteil ist die geringe Höhe, wodurch das Gefährt trotz Signalfahne im Straßenverkehr leicht übersehen werden kann. Die niedrige Lage sorgt auch für erhöhte Belastungen bei einem Zusammenstoß mit einem Auto, zumindest rutscht der Anhänger danach aber nicht weit, was die Gefahr eines sekundären Aufpralls deutlich reduziert. Achtung: Man sollte unbedingt einen gefederten und damit deutlich komfortableren Anhänger wählen.

Nachläufer: Hier wird das Kinderrad mit einer speziellen Vorrichtung wie bei einem Tandem angeschlossen. Vorsicht: in Österreich ist diese Art der Kinderbeförderung nicht erlaubt, denn eine derartige Konstruktion gilt rechtlich als Anhänger und müsste damit kippsicher, also zweispurig, sein. Grundsätzlich überzeugt das System im Test zwar durch problemloses Fahrverhalten, allerdings bietet es bei einem Unfall keinerlei Schutz. Beim ersten Zusammenprall mit dem Auto waren die Werte beim Crashtest bereits leicht erhöht, danach erfolgte aber ein Aufprall mit dem Kopf auf dem Boden sowie relativ langes Dahinschlittern.

Link:
Quelle: ÖAMTC

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