Neue Details zu Putin-Besuch
Bundeskanzler Nehammer: "Stolz bin ich nicht"

Im Interview gab der Bundeskanzler nun neue Details zu seinen Putin-Besuch bekannt. | Foto: BKA/Dragan Tatic
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Knapp eine Woche ist das Treffen zwischen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin her. Die Moskau-Reise Nehammers sorgte für internationale Schlagzeilen – aber auch harte Kritik wurde geäußert. Nun gab der Bundeskanzler neue Details über das Treffen mit dem russischen Präsidenten bekannt. 

ÖSTERREICH. "Stolz bin ich darauf nicht", sagte Karl Nehammer (ÖVP) nun über seinen Putin-Besuch in einem Interview mit der "Kronen Zeitung" (Sonntagsausgabe). Dennoch sei es ihm wichtig gewesen, sowohl mit Wolodymyr Selenskyj als auch Wladimir Putin gesprochen zu haben. Das Gespräch mit dem russischen Präsidenten sei "sehr direkt" und "mitunter hart" gewesen. Außerdem hätten beide Seiten "keinerlei diplomatische Rücksichtnahme" gezeigt.

"Ich glaube, Putin ist total in seiner Kriegslogik angekommen", erklärte Nehammer. Putin habe ihm gegenüber wiederholt, dass der Westen Russland ungerecht behandelt, so der Kanzler. Die Nato-Osterweiterung bezeichnete Putin laut Nehammer als "Bruch der Vereinbarungen". Es sei Nehammers diplomatisch schwierigstes Gespräch gewesen. 

Dass Nehammer nach seinem Ukraine-Besuch nach Moskau reiste, stieß auch auf viel Kritik. | Foto: BKA/Dragan Tatic
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Zehn Minuten auf Putin gewartet – kein Handschlag

Es habe keinen Handschlag gegeben, man saß sechs Meter voneinander entfernt und sprach in ein Mikrofon. Zehn Minuten habe Putin den Kanzler warten lassen. Am Anfang wurde noch Deutsch gesprochen, beim formellen Teil wurde schließlich simultan übersetzt, so Nehammer: "Putin war es wichtig, so präzise wie möglich zu sein". "Mein letzter Satz war: 'Der Krieg muss aufhören.' Er hat dann auf Deutsch geantwortet: 'Besser früher als später'", führte Nehammer aus. "Obwohl er weiß, dass die Sanktionen für sein Land schwerwiegend sind - er hat in unserem Gespräch zugegeben, dass sie Russland zusetzen -, sieht er es dennoch als unabdingbar an, diesen aus seiner Sicht notwendigen Kampf zu führen. Deshalb denke ich, dass sein Schlusssatz eher auf eine neue Offensive hingedeutet hat", meinte der Kanzler.

Abseits der bekannten Standpunkte attestierte der Kanzler dem russischen Präsidenten "sehr klare Botschaften". Putin sei in "bester Verfassung" gewesen und habe keine Anzeichen von psychischen Krankheiten gezeigt, wie der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, zuletzt meinte.

Nehammer sei es wichtig gewesen, sowohl Selenskyj als auch Putin zu treffen. | Foto: BKA/Dragan Tatic
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Thema Gas von Putin angesprochen

Das Thema Gas habe Putin angesprochen: "Schon ziemlich am Ende unseres Gesprächs. Er meinte, die Gasversorgung in Europa sei sichergestellt", berichtete Nehammer. Auf die Frage, ob er auf sein Treffen mit Putin stolz sei, antwortete der Kanzler: "Stolz ist der falsche Ausdruck, weil die Wucht des Krieges für mich noch immer spürbar ist. Die Bilder von Butscha werden mich mein Leben lang begleiten."

Zu der zuletzt kursierenden Behauptung, das Treffen mit Putin sollte von der Cobra-Affäre ablenken, sagte Nehammer: "Das richtet sich von selbst. Und wenn manche behaupten, ich hätte das gemacht, um mich selbst zu erhöhen, dann finde ich das etwas eigenartig. Das Risiko, das mit dieser Initiative verbunden war, war um vieles größer als der politische Gewinn, den ich daraus hätte schlagen können."

Streit mit Bild-Journalisten Ronzheimer

Nehammer bestätigte zudem, dass der "Bild"-Journalist Paul Ronzheimer die Reise zu Putin "geleakt" habe, noch bevor das Bundeskanzleramt den Veröffentlichungstermin selbst entscheiden konnte. Darauf reagierte der Bild-Journalist auf Twitter: "Journalismus bedeutet nicht, zu warten, bis es einer Regierung passt, dass eine Information – am besten auch noch mit dem richtigen Spin – die Öffentlichkeit erreicht." Er hatte Quellen, keine Vereinbarung, so Ronzheimer.

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