Panne bei Auszählung
Dieser Fehler kostete Doskozil den SPÖ-Vorsitz
Die Leiterin der SPÖ-Wahlkommission, Michaela Grubesa, gab am Montag um 15.50 Uhr in einer spontan einberufenen Pressekonferenz bekannt, dass die Ergebnisse der Wahl des Bundesparteivorsitzenden beim außerordentlichen SPÖ-Bundesparteitag am 3. Juni 2023 in Folge eines "technischen Fehlers" vertauscht wurden und Andreas Babler zum neuen SPÖ-Bundesparteivorsitzenden gewählt wurde. Wo der Fehler begraben lag.
ÖSTERREICH. Am Samstag hatte Grubesa verkündet, dass Doskozil mit 316 zu 279 Stimmen die Kampfabstimmung am SPÖ-Parteitag in Linz für sich entschieden habe – die Rede war von 596 gültigen Stimmen. Dass sich das nicht ausgehen kann, bemerkte als erster der ORF-Journalist Martin Thür. Auf Twitter schrieb er: "316+279=595 und nicht 596".
Damit nahm alles seinen Lauf: nach dem Parteitag wurden die Stimmzettel in einem Plastiksackerl von Linz in die Wiener Löwelstraße gebracht. Die Leiterin der Wahlkommission erklärte, sie sei nach Gerüchten um eine fehlende Stimme am Montag um 14 Uhr in die SPÖ-Zentrale in gefahren, um persönlich nach dieser "ominösen" fehlenden Stimme zu suchen – und sie sei fündig geworden:
Konkret handelte es sich um "eine ungültige Stimme", das bedeute, dass es "statt vier nun fünf ungültige Stimmen" gegeben habe. Von insgesamt 602 Stimmen waren also fünf ungültig. Das war der erste Fehler – soweit, so gut.
Beim Überprüfen der Ergebnisse wurde Grubesa stutzig: Ihr sei ein weiterer, folgenschwerer Fehler aufgefallen: Bei der Übertragung der Ergebnisse in Excel-Listen (warum man die Ergebnisse dorthin übertragen hatte, ist unklar) waren die Namen der beiden Kandidaten vertauscht worden:"Die Stimmzettel haben leider nicht mit dem digital verkündeten Ergebnis zusammengepasst. Aufgrund eines technischen Fehlers eines Mitarbeiters in der Excel-Liste wurde das Ergebnis vertauscht."
Fehler bei Übertragung in eine Excel-Liste passiert
Es sei sonst völlig korrekt ausgezählt worden, die Namen seien bei den Ergebnissen vertauscht worden. Die Listen aus den Wahlurnen seien zusammengeführt und in das System eingespeist und dabei die Zahlen zum falschen Namen zugeführt worden. Es handle sich daher um einen "technischen Fehler", meinte die Wahlkommission-Leiterin.
Nach Auffliegen des Übertragungsfehlers fielen auf Hans Peter Doskozil 280 Stimmen, das entspricht 46,51 Prozent. Auf Andreas Babler entfielen nun plötzlich 317 Stimmen, das entspricht 52,66 Prozent. Der Fehler drehte das Ergebnis zugunsten Babler also um. „Dafür möchte ich die Verantwortung übernehmen und mich entschuldigen“, so Grubesa. "Somit wurde am 3. Juni Andreas Babler zum neuen Bundesparteivorsitzenden gewählt. Ich möchte ihn dazu herzlich beglückwünschen."
Dritter Fehler: Auch zwei gültige Stimmen aufgetaucht
Ein weiterer Fehler wird beim Vergleich der verkündeten Ergebnisse offensichtlich: Statt 316 zu 279 (595 gültige Stimmen) liegt das Endergebnis nun bei 317 zu 280 (597 gültige Stimmen) – bedeutet also, dass neben der ans Licht gekommenen ungültigen Stimmen offenbar auch noch zwei gültige Stimmen aufgetaucht sind.
Grubesa, betonte, dass kein Mitglied der Wahlkommission gefordert habe, nach der Verkündung des Ergebnisses eine Kontrolle durchzuführen. Hans Peter Doskozil und Andreas Babler seien von dem Fehler telefonisch informiert worden.
Babler kündigte nochmalige Auszählung an
Bei einem kurzen Pressestatement am Montagnachmittag kündigte Babler vollständige Aufklärung an und forderte eine neuerliche Auszählung der abgegebenen Stimmen. Die Kommission sei bereits damit befasst, bestätigte Babler, der sich "aus ganzem Herzen" für das Bild, das Teile der SPÖ zuletzt abgegeben hätten, entschuldigte. Sollte er die Partei übernehmen, will er gemeinsam mit seinem Team an einem "Comeback der Sozialdemokratie" arbeiten, so Babler.
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