Biogas aus Biomüll
Erneuerbare-Gase-Gesetz im Ministerrat beschlossen
Am Mittwoch wurde das Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG) von der Bundesregierung in Begutachtung geschickt. Dieses sieht vor, dass bis 2030 in Österreich jährlich mindestens 7,5 Terawattstunden Grünes Gas in das Gasnetz eingespeist werden. Für die Versorgungsbetriebe bedeutet das sie müssen bis dahin jeweils 7,7 Prozent des heute genutzten Erdgases durch heimisches Biogas ersetzen.
ÖSTERREICH. "Wir sind uns bewusst, dass wir uns damit ein ambitioniertes Ziel setzen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es einen gemeinsamen Kraftakt der Energiewirtschaft, der Anlagenbetreiber und unserer Bäuerinnen und Bauern, welche die Rohstoffe zur Verfügung stellen", so Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Es ist allerdings absehbar, dass dieser Anteil bis zur Zielerreichung noch weiter ansteigen wird. Es zählt nur Biogas, das auch in Österreich erzeugt wurde, Importe gehören also nicht zu dieser Quote.
Heimisches Biogas für Energieunabhängigkeit
Das heimische Gas könne direkt fossiles Erdgas, das bisher etwa aus Russland importiert werden musste, ersetzen, heißt es in einer Aussendung des Klimaschutzministeriums am Mittwoch. Es soll vor allem dort zum Einsatz kommen, wo nicht auf "bessere" Alternativen gesetzt werden kann. Das betreffe beispielsweise Hochtemperaturanwendungen in der Industrie. Trotz Mangel an Alternativen könne man so zumindest auf die Unabhängigkeit des heimischen Energiesystems bauen.
Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist zufrieden:
"Das Erneuerbare-Gase-Gesetz macht die Misthaufen in Österreich zu Kraftwerken. Die Idee ist einfach und trotzdem bestechend logisch: Wir können aus Holzresten, aus landwirtschaftlichen Abfällen oder aus dem Biomüll grünes Gas produzieren."
So soll durch diesen Prozess gleich viel klimaschädliches CO2 gebunden, wie bei der Verbrennung erzeugt wird. Die Öffentlichkeit kann nun sechs Wochen lang Stellungnahmen zum Entwurf abgeben.
Reaktionen überwiegend positiv
SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll spricht von "mäßig glaubwürdigen" Aussagen der Klimaministerin, wenn es um das Vorantreiben der Energieunabhängigkeit durch das EGG gehen soll. Er erinnert, dass erst Ende 2022 der Anteil russischen Gases an den Importen wieder auf 70 Prozent angestiegen war. "Im Juni 2022 hat die Regierung mit großem Jubel das Gas-Diversifizierungsgesetz beschlossen, mit dem Gaslieferungen aus nicht-russischen Quellen gefördert werden sollten. Bis zum heutige Tag kann diese Förderung aber nicht einmal beantragt werden, weil die Förderrichtlinien der Ministerin immer noch nicht vorliegen", so Schroll. Von Seiten der SPÖ erwarte man sich daher Klarheit darüber, wie die geplante Menge an Biogas erreicht werden kann und vor allem Transparenz über die konkrete Förderpraxis.
Lukas Hammer, Energiesprecher der Grünen, ist erfreut über die heutige Präsentation des EGG, denn es sei ein "wesentlicher Pfeiler für die Energiezukunft Österreichs". Er betont allerdings auch: "Grünes Gas ist ein kostbares Gut. Deshalb wird es auch in Zukunft umso wichtiger, Gas gezielt dort einzusetzen, wo wir nicht auf Alternativen umsteigen können."
Auch Landwirtschaftskammer Österreich Präsident Josef Moosbrugger begrüßt, dass der Biogas-Ausbau in Österreich, nachdem er 2008 "praktisch zum Erliegen" gekommen war, nun wieder angekurbelt werden soll. "Mehr Erneuerbare bedeuten mehr Klimaschutz und somit Lebensgrundlagenschutz sowie mehr Unabhängigkeit von politischen, unsicheren Krisenregionen. Die im Rahmen des EGG geplanten Ausbauschritte müssen nun raschest beschlossen und mit Leben erfüllt werden", betont Moosbrugger.
Der Industriellenvereinigung (IV) ist die Gewährleistung von Leistbarkeit und Verfügbarkeit des Gases ein besonderes Anliegen. Gerade Unternehmen, die dem Emissionshandel unterliegen, bräuchten Rechts- und Planungssicherheit. "Daher sind flexible und realistische Zielsetzungen, ebenso wie ein technologieoffener Ansatz wesentlich. Für die Transformation der Industrie werden wir beispielsweise klimaneutralen Wasserstoff benötigen, was auch in der Wasserstoffstrategie des Klimaministeriums so verankert ist. Hier gilt es ein kohärentes Gesamtkonzept zu schaffen", gibt Christoph Neumayer, Generalsekretär der IV zu bedenken.
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