Arbeitsmarkt Index
Fast jeder Zweite arbeitet länger als zehn Stunden
Die Sonderauswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt, dass die von der Türkis-Blauen Regierung eingeführte Arbeitszeitverlängerung auf zwölf Stunden bereits Auswirkungen auf Beschäftigungsgruppen hat: Im Bausektor oder Facharbeiterbereich sind zehn Stunden oder mehr pro Tag keine Seltenheit.
ÖSTERREICH. Männer sind von dem Zwölf-Stunden Tag mit 58 Prozent überproportional vertreten. Auch auf Führungsebene ist es mittlerweile Gewohnheit, in der Arbeit länger zu bleiben (79 Prozent). Die letzte Regierung betonte immer wieder die Option der Freiwilligkeit, wonach der Arbeitnehmer den Wunsch des Arbeitgebers nach Überstunden ohne Angabe von Gründen abschlagen kann. Laut der Studie besteht diese Möglichkeit aber kaum: Jeder zweite Betroffene gab an, er könne den Wunsch des Arbeitgebers nicht ablehnen. Im Tourismus trauen sich sogar knapp drei Viertel der Beschäftigten nicht, das Angebot des Chefs abzulehnen.
Männer wollen bei ihren Kinder sein
Dabei steht diese Entwicklung völlig konträr zu den Wünschen der Arbeitnehmer. Während aktuell im Schnitt 38,2 Stunden pro Woche gearbeitet wird, möchten die Befragten der Studie auf 36 Stunden reduzieren. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung bei Männern mit Kindern im Volksschulalter, die 43,8 Stunden arbeiten. Vor 20 Jahren war dieser Wert extrem gering.
Für Sozialforscher Georg Michenthaler (IFES) zeichnet sich hier die Vorstellung eines anderen Lebenskonzeptes ab, in der die Arbeitszeit zwischen den Geschlechtern gerechter aufgeteilt wird.
12 Stunden-Arbeitstag zurücknehmen
"Männer mit Kindern ab 6 Jahren arbeiten mit durchschnittlich 43,8 Stunden besonders lang. Sie möchten im Schnitt um 4,1 auf 39,7 Stunden reduzieren. Frauen mit Kindern unter sechs Jahren arbeiten im Schnitt 35,7 Stunden und wollen um 2,9 auf 32,8 Wochenstunden verkürzen", betonte AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer. Deshalb sei eine künftige Bundesregierung gut beraten, die 2018 beschlossenen Novellen zum Arbeitszeitgesetz und Arbeitsruhegesetz zurückzunehmen, fasst Kalliauer zusammen. “Die Gewerkschaften versuchen das über Kollektivverträge zu reparieren, was die Regierung verkorkst hat”, sagte Kalliauer. Andere AK-Forderungen wie eine Verkürzung der Vollzeit auf 35 Stunden, oder das Recht auf eine vier-Tage-Woche wiederholt er ebenfalls.
20 Prozent wollen wechseln
Der immer größer werdende Druck auf die Beschäftigten führt auch zu immer mehr Dynamik auf dem Arbeitsmarkt. Etwa 20 Prozent ziehen in Erwägung, ihre Beschäftigung oder sogar den Job zu wechseln. Im Alter von 25 Jahren und darunter beträgt die Tendenz sogar 35 Prozent, weil "diese Gruppe ihren Traumjob noch nicht gefunden hat", erklärt Christoph Hofinger vom SORA-Institut.
Jobwechsel unter Akademiker ein Thema
Der Wunsch des Jobwechsels hängt auch mit der Ausbildung zusammen: Personen ohne Ausbildung und mit akademischer Ausbildung möchten besonders häufig den Job wechseln (29 Prozent und 22 Prozent). Die Trennung von Arbeit und Freizeit sei vor allem bei höher qualifizierten Jobs nicht gegeben, die wiederum einen akademischen Abschluss erfordern, meinte Hofinger. Deshalb ist hier die Such nach einem neuen Job präsent. "Außerdem sind die Chancen in diesem Segment höher", Akademiker fänden neue Jobs leichter, so Hofinger.
Im Bundesländervergleich weist Wien mit 30 Prozent den höchsten Wert an Wechselwilligen auf, Salzburg liegt auf Platz zwei mit 24 Prozent. In der Stadt sei aufgrund der Mobilität ein Wechsel im Job immer ein Thema. Außerdem würden urbane Gebiete Personen ohne Ausbildung besonders häufig anziehen, erklärt Hofinger.
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