NGOs und Parteien
Frauenpolitik muss aus dem "Tiefschlaf" geweckt werden

Von vielen Seiten wird ein neues Karenzmodell und mehr Kinderbetreuungsplätze gefordert. | Foto: Kzenon/Panthermedia
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Zum nunmehr 112. Mal findet am Mittwoch der Internationale Frauentag statt. Organisationen und Parteien nehmen den Tag zum Anlass, um ihre frauenpolitischen Forderungen zu stellen. Häufig steht der Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung im Vordergrund, um auch Müttern den Zugang zu Vollzeit-Jobs zu ermöglichen. Durch die Inflation und die Pandemie wurde die Situation für Frauen zusätzlich schwieriger.

ÖSTERREICH. Von mehreren Frauenorganisationen wurde am Vortag des Internationalen Frauentages gefordert, die Frauenpolitik aus dem Tiefschlaf zu wecken. Diese müsse Frauen schützen und unterstützen. Viel Geld werde in Österreich in den nächsten Jahren für die Landesverteidigung ausgegeben, wenig gebe es für Frauen, die in ihrem eigenen Heim von Gewalt betroffen sein können, so Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben. Zwei bis drei Frauen würden jedes Monat in Österreich ermordet, über 3.000 Frauen und ihre Kinder müssten jährlich in Frauenhäuser flüchten, berichtete Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Für die Umsetzung der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen seien 250 Millionen Euro jährlich sowie 3.000 Vollzeitarbeitsplätze notwendig, meinten Frieben und Rösslhumer.

Inflation macht Frauenleben "unleistbar"

Hinzu kommt die aktuelle Inflation. Davon sind vor allem Alleinerzieherinnen, Mindestpensionistinnen und Teilzeitbeschäftigte betroffen. 70 Prozent der Alleinerziehenden seien "massiv armutsgefährdet". Das Leben wird so "unleistbar", so Frieben. Deshalb brauche es sofortige und nachhaltige Maßnahmen zur Senkung der Inflation für Güter des täglichen Bedarfs, Energie und Mieten. Angesprochen wurde auch eine Unterhaltsgarantie sowie ein Unterhaltsrecht, dass die 2021 veröffentlichte Kinderkostenstudie in den Unterhaltssätzen abbildet. 

Von vielen Seiten wird ein neues Karenzmodell und mehr Kinderbetreuungsplätze gefordert. | Foto: Kzenon/Panthermedia
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Die SPÖ hat angekündigt, den Turbo in der Gleichstellungspolitik zünden zu wollen. „Es ist Zeit. Zeit, die Einkommens- und Pensionssituation von Frauen in Österreich endlich nachhaltig zu verbessern“, so SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner am Dienstag. So soll die Kinderbetreuung ausgebaut und der Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit erleichtert werden. Die SPÖ-Frauenvorsitzende fordert die Einführung der 4-Tage-Woche, eine gerechtere Aufteilung von Karenzzeiten, Einkommens- und Lohntransparenz für gerechte Löhne sowie mehr Steuergerechtigkeit für Frauen.

Für Sozial- und Gesundheitsminister Rauch ist es Zeit für einen Perspektivenwechsel. Frauen seien häufig Mehrfachbelastungen ausgesetzt, sie sind öfter von Gewalterfahrungen betroffen, sie verdienen schlechter als Männer. Das wirkt sich auch auf die psychische Gesundheit von Frauen aus. "Zu oft orientiert sich unser Handeln an den Bedürfnissen von Männern", so Rauch. "Wir müssen Frauen und ihre Lebensrealitäten ernst nehmen und in allen Bereichen Schritte setzen.“

Die meisten Frauen arbeiten genauso viel wie Männer, verdienen aber meistens viel weniger, heißt es unisono bei mehreren NGOs. | Foto: Peter J. Wieland
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Genderwahn, Rollenbilder

Die NEOS weisen darauf hin, dass die Pandemie die Rückkehr alter Rollenbilder beschleunigt habe. Vor allem Frauen haben die Mehrbelastung von Homeschooling, Hausarbeit und Kinderbetreuung während der Lockdowns übernommen. "Wir müssen jetzt Frauen ihre Wahlfreiheit zurückgeben. Jede Frau soll selbst entscheiden können, wie sie ihr Leben leben und wie viel sie arbeiten will. Der Staat muss dafür die Rahmenbedingungen schaffen", heißt es in einer Aussendung. 

Die FPÖ indessen ortet indessen einen „Genderwahn“ und startete dagegen eine Petition. Dieser habe inzwischen eine Dimension erreicht, durch die Frauen im Sprachgebrauch völlig untergehen. „Durch das ‚Gendern‘ hat sich für keine einzige Frau in Österreich etwas verbessert. All das lenkt nur von den tatsächlichen Herausforderungen ab, mit denen die Frauen in unserem Land zu kämpfen haben“, so FPÖ-Frauensprecherin Rosa Ecker. 

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