Wifo-Studie
Kurzarbeit dämpft hohe Rate an Arbeitslosigkeit

1,2 Millionen Menschen waren im Jahr 2020 in Kurzarbeit. | Foto: pixabay
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Die heimischen Tourismusbetriebe gehören mit ihren Mitarbeitern zu den Hauptbetroffenen der Corona-Kise. Reisewarnungen, Lockdowns und Betretungsverbote entziehen der Branche seit fast einem Jahr die Geschäfts- und Arbeitsplatzgrundlage. Die Bundesregierung hat im Vorjahr die Kurzarbeit umgesetzt, die laufend angepasst und verlängert wird. Eine neue WIFO Studie stellt Österreichs System im Vergleich mit anderen Ländern ein gutes Zeugnis aus und bestätigt, dass die Kurzarbeit das richtige Instrument ist, um möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern.

ÖSTERREICH. Auch zu Ostern 2021 verreisen die Österreicher nicht, sondern bleiben zu Hause – aufgrund der gesetzlichen Pandemie-Regelungen ist Urlaub auch heuer kein Thema. Die Hauptleidtragenden sind nicht nur erholungsbedürftige Menschen, sondern vor allem auch die Tourismus- und Gastronomiebranche samt ihrer Mitarbeiter.

1,2 Millionen Menschen waren 2020 in Kurzarbeit

Die Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) zeigt, dass im Jahr 2020 1,2 Millionen Beschäftigte Kurzarbeitsunterstützung erhalten haben. Die betroffenen Mitarbeiter reduzieren dabei ihre Arbeitszeit und bekommen monatlich weiterhin bis zu 90 Prozents ihres Nettogehalts ausbezahlt, Betriebe können ihr Personal und damit auch die erforderlichen Facharbeitskräfte im Betrieb halten. Auch ein Anstieg der Arbeitslosigkeit wird immer noch mit Kurzarbeit gedämpft.

Ende März 2020 befanden sich knapp 514.000 oder 14,6 Prozent aller aktiv unselbständig Beschäftigten in Kurzarbeit. Die Zahl stieg im April auf ein Rekordniveau von 1,033 Millionen Kurzarbeitsbeziehende. Der Anteil der Beschäftigten in Kurzarbeit betrug Ende April 2020 im Beherbergungs- und Gaststättenwesen 50,6 Prozent und im Bauwesen 31,2 Prozent; der Vergleichswert im Handel lag bei 47,0 Prozent. Damit waren fast drei von zehn aktiv unselbständig Beschäftigten Ende April 2020 in Kurzarbeit (29,5%). Ende November 2020 waren ca. 293.000 bzw. acht Prozent aller unselbständig Beschäftigten in Kurzarbeit.

Im April des Vorjahrs waren fast 30 Prozent in Corona-Kurzarbeit. | Foto: BMLRT

Europa-Vergleich

In Europa lassen sich drei Kurzarbeitsmodelle unterscheiden: 33 von 36 OECD-Ländern haben aufgrund der Corona-Pandemie Kurzarbeitsprogramme neu aufgelegt bzw. modifiziert. Österreich zählt zu jenen Ländern mit etabliertem Kurzarbeitsmodell, die für eine zeitlich limitierte Dauer neue, generösere Kurzarbeitsmodelle aufgelegt haben. Länder mit temporär aufgelegten Sonderprogrammen sehen eine relativ großzügige Ersatzrate für Arbeitnehmer vor.

Corona-Kurzarbeit im Überblick:

  • Kurzarbeit vier gilt von 1. April bis 30. Juni 2021
  • Arbeitnehmer bekommen weiterhin zwischen 80 und 90 Prozent
  • Behaltepflicht und Kündigungsschutz
  • KV-Erhöhungen werden berücksichtigt
  • Die Arbeitszeit zwischen 30 und 80 Prozent (in Einzelfällen darunter)
  • Stärkerer Fokus auf Aus- und Weiterbildung durch Bewerbung der Sozialpartner und des AMS
  • Urlaubsverbrauch in der KUA vier tunlichst eine Woche
  • Lehrlingsausbildung sicherstellen
  • Prüfung durch den Steuerberater
  • Pauschaler Ersatz für Trinkgelder in entsprechenden Branchen - fünf Prozent Erhöhung der Bemessungsgrundlage
  • Rückwirkende Antragstellung der Kurzarbeit IV nur mehr zwei bis max. drei Wochen

Quelle: Österr. Gewerkschaftsbund 

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP):  „Die WIFO Studie bestätigt, dass wir mit der Kurzarbeit eines der besten Kriseninstrument umgesetzt haben. Allein im Bereich Beherbergung und Gastronomie konnten wir so bereits rund 147.000 Arbeitsplätze retten. Unser Ziel war und ist es, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern. ‚Kurzarbeit statt Kündigungen‘ hat sich bewährt!“

Bist du in Kurzarbeit?

"Guter volkswirtschaftlicher Zweck"

„Die Corona-Kurzarbeit war in der Krise das Instrument der Stunde und angesichts der drastischen Maßnahmen wegen des anhaltend hohen Infektionsgeschehens ist sie es nach wie vor“, sagt Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Denn die Kurzarbeit trägt wesentlich dazu bei, Beschäftigung sowie den Standort zu sichern.

Dass das österreichische Modell dabei großzügiger ist als andere Kurzarbeits-Modelle, wie ein aktueller Wifo-Ländervergleich ergab, wertet Kopf unterm Strich ebenso positiv: „Das kostet zwar Geld, doch mittel- bis längerfristig erfüllt dies einen guten volkswirtschaftlichen Zweck“, so Kopf. Er verweist in diesem Zusammenhang auf den seit Monaten geschlossenen Tourismus: „Ohne staatliche Unterstützung ginge hier sehr viel Substanz verloren.“ Ein Blick auf Deutschland zeigt im Übrigen, dass die Modelle sehr vergleichbar sind. Auch in Deutschland werden den Betrieben 100 Prozent der Ausfallstunden ersetzt.

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