Standort-Konferenz in Wien
Novartis investiert weiter in Österreich

Anton Mattle, LH Tirol, Bundeskanzler Karl Nehammer, BM Martin Kocher, Steffen Lang, Novartis (v.l.n.r.) | Foto: APA Picture Desk
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  • Anton Mattle, LH Tirol, Bundeskanzler Karl Nehammer, BM Martin Kocher, Steffen Lang, Novartis (v.l.n.r.)
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Beim Wiener Standortkongress mit Bundeskanzler Karl Nehammer,und Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher zum Thema "Invest in Austria - Neue Investitionen in den Standort Österreich" stellten Novartis und Tirols Landeschef Anton Mattle neue, hochmoderne Biopharmaziestandorte in Tirol vor. 

ÖSTERREICH. Zum vierten Mal fand am Donnerstag in Wien der Standortkongress "Invest In Austria" statt. Ziel der Veranstaltung sind internationale Investitionen in den Standort Österreich. Bundeskanzler Nehammer betonte zu Beginn, dass es bei den neuen Investitionen von Novartis einerseits um Gesundheit, und gleichzeitig um unsere wirtschaftliche Sicherheit gehe.

Novartis investiert mit 500 Millionen Euro in den Wirtschaftsstandort Tirol. Nehammer hob hervor, dass die Bundesregierung dafür die Rahmenbedingungen setzt: "Gesundheit ist ein wichtiges Thema, wir müssen die Sorgen der Menschen in Österreich ernst nehmen", so der Kanzler in Wahlkampf-Manier. Es gebe zahlreiche Neuerungen in dem Bereich, dementsprechend gebe es auch viel zu tun - in den letzten 15 Jahre habe die Politik viel verschlafen, meinte Nehammer, der in seiner Rede wegließ, dass seine Partei (ÖVP) in dieser Zeit stets in der Regierung gesessen ist.

Kanzler nützt Konferenz für Wahlkampf

Dann ging Nehammer auf die Pflegemilliarde ein, und die damit verbundene Standardisierung der Pflegeausbildung. Man wolle die Anerkennungsverfahren deutlich beschleunigen, damit mehr Pflegekräfte zur Verfügung stehen, bemühte er sich einmal mehr zu versichern. Und, es sollen neue, innovative Ansätze für die Versorgung geschaffen werden. Auch hob Nehammer die neuen Rahmenbedingungen für Primärversorgungszentren hervor. Dazu gebe es auch eine hohe Nachfrage. Sichtlich stolz macht es den Kanzler, dass man für 100 zusätzliche Ärzte im Kassenbereich Förderungen ausgeschrieben hat - was über 500 Bewerbungen hervorgerufen habe. 

Schließlich schlug Nehammer die Brücke zu Novartis: Die Investition sei wichtig für den Wirtschaftsstandort und er lobte die Pharmaindustrie als Arbeitgeber am Wirtschaftsstandort. Novartis gehe mit neuen Geschäftsstellen in Tirol einen wichtigen Schritt. Es gehe aber auch um Versorgungssicherheit - er erinnerte daran, wie wichtig es für Europa sei, wichtige Medikamente selbst herstellen zu können. 

Lohn-Nebenkosten reduzieren

Auch betonte der Kanzler, dass Pharmaindustrie stets zwei Ebenen bediene: Forschung und Innovation, sowie Produktion, das heißt Arbeitsplätze schaffen. Damit werde gleichzeitig auch die Wissenschaft bedient. Im Rahmen "Invest Austria" solle gezeigt werden, wie viel Österreich bereits investiert. Nehammer: "Im 'Österreich Plan' wurden notwendige Maßnahmen präsentiert, um attraktive Bedingungen zu schaffen. Denn wir leben in einem hoch kompetativen Bereich. Wir sind ein Hochlohnland, dafür hat Österreich auch viel zu bieten." Nun wolle man Lohn-Nebenkosten reduzieren, um weitere Investitionen zu ermöglichen. "Wir sind ein solidarischer Wohlstandsstaat - das ist aber nur dann möglich, wenn wir Unternehmertum weiter fördern."

Kocher zum Invest von Novartis

Es geht um Betriebsansiedelungen, internationale Investitionen und damit um die Schaffung von Arbeitsplätzen, wo Österreich Stärke hat, so Minister Kocher. Ein Gutteil unseres Wohlstands hänge von internationalen Investitionen ab. 30 Prozent der Wertschöpfung und rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze werden durch internationale Unternehmen an Wertschöpfung gesichert. Kocher: "Wir haben als Speicherfunktion Richtung Osten und Südosten eine lange Tradition im Herzen Europas. Mit vielen gut ausgebildeten Fachkräften und einer starken Investitionslandschaft haben wir eine gute Ausgangslage."

Zu den Investitionen in Österreich meinte Kocher, man wolle diese Attraktivität weiterentwickeln. Bund und Länder müssen dabei zusammenarbeiten. Novartis, die schon lange in Österreich ist, investieren weiter in Österreich. Der Life-Science-Branche sei wichtig für Österreich: sowohl für den Bereich Forschung, aber auch für die Gesundheit. Drei Standortfaktoren seien für viele Unternehmen in Österreich relevant, zählte Kocher auf: 
- Österreich punkte durch hervorragend ausgebildete Fachkräfte, durch Lehre, HTLs, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Es gebe kaum ein Land auf der Welt, das so viele Fachkräfte hervorbringe wie Österreich.
- Österreich sei ein "Innovationsland", die Forschungsquote sei die dritthöchste in der EU hinter Belgien und Schweden. Ziel: Österreich soll hier Nummer Eins in Europa werden. Kocher: "Das ist realistisch."
- Investitionen in eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Zukunft. "Es geht um Planungssicherheit in der Transformation, was Digitalisierung und Dekarbonisierung betrifft." 1,4 Prozent des BIP gehen in diesen Bereich auf und sollen unseren Standort wettbewerbsfähig halten, auch wenn die hohen Energiekosten und die Alterung eine Herausforderung darstellen. Notwendige Maßnahmen: Abbau der Bürokratie, Senkung von Steuern und Abgaben, eine aktive Arbeitsmarktpolitik.

Der Landeshauptmann von Tirol, Anton Mattle, bedankte sich für das Vertrauen von Novartis in den Standort Tirol, zusätzlich gebe es auch für diese Projekte Mittel aus dem Forschungsförderungsfonds. Neben Tourismus, wo es aktuell mit 350.000 Gästen einen Höchststand gibt, trage die Industrie am meisten zum BIP in Tirol bei –  ohne Zulieferer dazu zu rechnen, sogar mehr. Mattle: "Mit einem so großem Investment kann der Krise Parole geboten werden."

Meilensteine für Novartis

Steffen Lang von Novartis, für Operations zuständig, betonte, dass man bei Novartis Medizin neu erfinden wolle. Durch die Produkte soll das Leben der Menschen verbessert und verlängert werden. Man habe sich stark auf Innovation in Forschung und Entwicklung fokussiert. Neue Technologien seien notwendig, um diese neuen Medikamente zuverlässig herstellen zu können:

Zwei hochmoderne Produktionsanlagen werden von Novartis im Bereich Biotechnolgie in Tirol aufgebaut: eine in Kundl, die andere in Schaftenau, wo es bereits ein Schlüsselzentrum gibt. Derzeit seien in beiden Anlagen 3.000 Mitarbeiter:innen  beschäftigt. Lang: "Unsere Investition wird diese Standorte als führende Standorte in ganz Europa stärken." Man wolle sich mit der Herstellung von Biopharmazeutika aus Österreich von globalen Lieferketten unabhängig machen.

Lang zu den konkreten Plänen: "Unsere Anlage in Schaffenau wird diesen Sommer in Betrieb gehen, beim Standort Kundl, der in Partnerschaft mit der österreichischen Regierung und Tirol ausgebaut wird, gehen wir davon aus, dass die Anlage im Herbst 2025 betriebsbereit sein wird." 350 zusätzliche hochqualifizierte Arbeitsplätze sollen an beiden Standorten entstehen. 

Beim Standort Kundl produziere Novartis heute schon in den bestehenden Produktionsanlagen  Plasmide, also Nukleinsäuren, therapeutische Proteine, sowie mRna-Impfstoffe. In Kundl werden mit einem Investitionsvolumen von rund 250 Millionen Euro etwa 180 neue Arbeitsplätze vor allem im Bereich Produktion und Qualitätssicherung geschaffen. Dort werden neue Medikamente hergestellt, wie bi-spezifische Antikörper. 

Der Standort in Schaftenau gilt schon heute als Kompetenzzentrum für Zellkulturtechnologie. | Foto: Novartis
  • Der Standort in Schaftenau gilt schon heute als Kompetenzzentrum für Zellkulturtechnologie.
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Schaftenau: Im bestehenden Hightech-Produktionsgebäude mit rund 250 Millionen Euro Investitionsvolumen sollen rund 170 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Dort wird die weltweit größte Produktionsanlage im Netzwerk von Novartis entstehen, mit einem Ausstoß von bis zu zehn Tonnen Wirkstoff in einem Jahr - für Biopharmazeutika eine sehr große Zahl, wie Lang betonte.

"Beide Anlagen sind hochkomplex und hochautomatisiert, was für Mitarbeiter:innen Höchstleistungen erfordert".

In jeder Anlage werden 18 Kilometer Rohrleitungen verarbeitet, sowie 2.500 Messgeräte und Sensoren installiert. Beide Anlagen werden gemäß der Anforderungen der Regulierungen für pharmazeutische Anlagen hergestellt. Lang: "Wir sind sehr schnell unterwegs. Beie Anlagen von Genehmigung bis Inbetriebnahme in zwei Jahren betriebsbereit sein. Das geht nur mit einem erfahrenen Team."

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