Freizeit-Pädagogen
Polaschek: "Wir wollen das Berufsfeld erweitern"
Freizeitpädagoginnen und -pädagogen demonstrieren und streiken am Donnerstag in Wien und Graz, weil eine Reform geplant ist, bei der sie bisher nicht eingebunden wurden. Die Berufsgruppe soll neu definiert werden und künftig statt in gemeinnützigen Vereinen in den Bund bzw. die Länder eingegliedert werden. Künftig ist auch Matura vorgesehen, die Ausbildungsdauer hingegen soll verkürzt werden. Gegenüber MeinBezirk.at schlug Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) die Kritik und Befürchtungen von Gewerkschaftern und ElternvertreterInnen in den Wind.
ÖSTERREICH. Unter dem Motto "Aktionstag Bildung" gingen am Donnerstag zahlreiche Lehrergewerkschaften, Elternvertreter und Behindertenverbände sowie die ÖH und Kindergartenplattform "Educare" auf die Straße. Hintergrund: Freizeitpädagoginnen und -pädagogen sollen in Bund und Länder eingegliedert werden, für den Beruf ist künftig Matura vorgesehen, die Ausbildung soll verkürzt werden, und auch das Thema Gehaltskürzungen macht die Runde.
Qualifikation mit Matura heben
Polaschek im Gespräch mit MeinBezirk.at über die Pläne die Ausbildungsdauer um ein Jahr zu verkürzen: "Mit der Anforderung der Matura verlangen wir ja eine höhere Qualifikation benötigen. Daher gehen wir davon aus, dass wir weniger zusätzliche, schulische Qualifikationen. Wir wollen ein neues Berufsbild schaffen bzw. das bestehende erweitern, nämlich mit dem Beruf Assistenz- und Freizeitpädagogik, der in den Schulbereich integriert werden soll. Es besteht von unserer Seite allerdings auch hier grundsätzliche Gesprächsbereitschaft weitere Möglichkeiten zu prüfen."
Gehälter als Teil der Verhandlungen
Man werde gemeinsam mit den wichtigsten Steakholdern ein dienstrechtliches Angebot erarbeiten. Die Gehälter des neuen Berufsbildes sollen dabei ebenfalls Gegenstand der Verhandlungen sein. Klar sei, dass es nicht zu Verschlechterungen kommen dürfe: "Wir wollen niemanden verlieren, wir brauchen mehr Menschen, die in den Schulbereich gehen", so der Minister.
Vollzeitjobs statt Teilzeitarbeit
Kritisiert wurde auch, dass die Pädagoginnen und Pädagogen statt wie bisher am Nachmittag während der Unterrichtszeit arbeiten sollen. Polaschek sieht darin einen Vorteil: Einerseits sollen die PädagogInnen weiterhin am Nachmittag eingesetzt werden, andererseits darüber hinaus die Lehrkräfte ergänzend als pädagogisches Unterstützungspersonal am Vormittag unterstützen. Dadurch bekommen sie die Möglichkeit einer Vollzeit-Anstellung. Polaschek: "In anderen Ländern ist es durchaus üblich, dass pädagogische Assistenz Lehrerinnen und Lehrern ergänzend auch am Vormittag unterstützen. Gerade die Möglichkeit einer Vollzeitanstellung erhöht die Attraktivität dieses Berufsbildes."
Ergänzende Assistenz geplant
Die Sorge bzw. die Vermutung, dass dadurch LehrerInnen-Bedarf bekämpft werden soll, kann Polaschek nicht nachvollziehen: "Wir wollen multifunktionale Teams in den Schulen einsetzen, die Aufgaben übernehmen, die bisher von Lehrkörpern erfüllt werden, die dafür eigentlich keine Zeit haben, weil sie unterrichten sollen."
Alle Stakeholder einbinden
Auf die Kritik, dass wichtige Stakeholder bei den Plänen nicht eingebunden waren, wies der Bildungsminister daraufhin, dass die Gespräche erst begonnen haben. Polaschek: "Wir sind erst am Beginn eines Prozesses. Man kann alle Stakeholder erst dann einbinden, wenn ein fertiges Konzept vorliegt. Wir sind bereits Ende Mai an die entsprechenden Gewerkschaften herangetreten, um sie zu Gesprächen einzuladen". Der Bildungsminister betonte, dass Freizeit-PädagogInnen jetzt schon eine wichtige Aufgabe erfüllen, die sie auch weiter wahrnehmen sollen. Für die bestehenden PädagogInnen, die auf Basis anderer Voraussetzungen begonnen haben, ihre Tätigkeit auszuüben, soll es entsprechende Übergangsbestimmungen geben.
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