Vor allem Deutsche zugewandert
Migrationshintergrund bei einem Viertel der Österreicher

Die Vorsitzende der Expertenkommission für Integration, Katharina Pabel, Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas präsentierten am Dienstagvormittag den neuen Integrationsbericht. | Foto: bka/Regina Aigner
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Heute ist fast ein Viertel der österreichischen Bevölkerung (2,070.100 Personen) entweder selbst zugewandert oder hat zugewanderte Eltern. Dieser Wert bedeutet einen Anstieg gegenüber 2010 von rund 35 Prozent. Laut Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) wurde viel erreicht, aber es stehe noch viel Arbeit an.

ÖSTERREICH. Bereits zum zehnten Mal wird der Integrationsbericht  vorgestellt. Dieser von Experten verfasste Bericht schlüsselt Daten und Fakten rund um die Themen Migration und Integration in Österreich auf. Wie medial im Vorfeld bekannt wurde, stieg der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Österreich im vergangenen Jahrzehnt stark. 

Seit 1. Jänner 2020 wohnen 1.468.200 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Österreich. Das entspricht 16,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die größte Gruppe der ausländischen Staatsangehörigen sind deutsche Staatsbürger. Danach kommen rumänische (2020: 123.500), serbische (2020: 122.100) und türkische Staatsangehörige (2020: 117.600). "Österreich wird auf jeden Fall bunter", sagte der Generaldirektor der Statistik Austria Tobias Thomas. Der Anstieg von Personen mit Migrationshintergrund sei in den vergangenen zehn Jahren um über 35 Prozent gestiegen.

"Wir haben in den letzten zehn Jahren viel geschafft, auch viel schaffen müssen", sagte Raab. | Foto: bka/Regina Aigner
  • "Wir haben in den letzten zehn Jahren viel geschafft, auch viel schaffen müssen", sagte Raab.
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Rabb nannte 2015 als "Einschnitt" für die Integrationsbericht.Wenig überraschend sind daher die größten relativen Zunahmen bei Staatsangehörigen aus den Fluchtherkunftsländern Syrien, Afghanistan und Irak sowie Personen aus den EU-Beitrittsstaaten von 2007 (Rumänien und Bulgarien) zu verzeichnen. 120.000 Personen, die damals nach Österreich gekommen sind, seien geblieben. Seit damals haben rund 118.000 Menschen Schutz erhalten – das ist mehr als die Zahl der Einwohner der Stadt Klagenfurt, wie im Integrationsministerium hervorgehoben wird. Die Ministerin erklärte, die Flüchtlingskrise habe unser Land, unsere Gesellschaft stark verändert. Ein Jahr wie 2015 dürfe sich nicht wiederholen. Man habe damals nicht an die langfristigen Folgen gedacht. Die Bilder dieser Tage seien weit weg, "aber wir haben jeden Tag mit den Folgen zu tun".

Zwei Drittel der Kinder erreichen Standards nicht

Auch an den Schulen lässt sich die Änderung dieser Entwicklung festmachen. Der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache stieg seit 2010 von 17,6 Prozent auf 26,4 Prozent im Jahr 2019. In Wien liege dieser Wert deutlich höher. Expertenratsvorsitzende Katharina Pabel rät ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr für Kinder mit nichtdeutscher Umgangssprache. Zwei Drittel der Schüler mit Migrationshintergrund würden die Standards nicht erreichen, "das ist alarmierend", so Pabel. Diese Zahlen zeigen, dass der Bildungsbereich auch weiterhin eine große Baustelle der Integrationspolitik ist. Klar sei aber auch, dass Schule nicht alles leisten könne. Auch die Eltern stünden in der Verantwortung.

Ein wichtiger Punkt sei auch das Integrationsgesetz von 2017 gewesen, weil so die Integration auch einen gesetzlichen Rahmen habe. Österreich habe ein gutes Integrationssystem geschaffen, man habe das Modell "Fördern und fordern" gesetzlich verankert, so die Ministerin. Auch dass es ein eigenes Ministerium gibt, ist ein Zeichen, wie das Thema politisch behandelt wird. Noch 2010 sei eine einzelne Abteilung im Innenministerium mit dem Thema betraut gewesen, so Raab.

"Österreich wird bunter"

Ungünstig ist die Situation am Arbeitsmarkt, was stark mit der Coronakrise zusammenhängt. Die Arbeitslosenquote von Ausländern lag im Juni 2020 um 74,2 Prozent höher als im Juni 2019, jene von Inländern stieg gegenüber dem Vergleichsmonat nur um 48,8 Prozent. Die Erwerbsquote der Menschen mit Migrationshintergrund fällt mit 67 Prozent deutlich geringer aus, als Menschen aus Österreich, bei denen diese Quote insgesamt bei 74 Prozent liegt. Dabei gibt es jedoch nach Herkunftsländern deutliche Unterschiede. Die Gründe dafür liegen einerseits an den Werten der Erwerbsquote der Frauen. Zweiter "Trigger" ist laut dem Generaldirektor der Statistik die Bildungsstruktur mancher Personen mit Migrationshintergrund. Während Personen aus EU-Ländern hier im wesentlichen im österreichischen Schnitt liegen, seien die entsprechenden Werte für Personen aus der Türkei oder etwa dem Irak, Afghanistan deutlich schlechter.

Säulen der Integration

Frauen sind im Arbeitsmarkt schlechter integriert als Männer, so Pabel. Nur jede zehnte Frau, die seit 2015 gekommen ist, hat einen Arbeitsplatz gefunden. Deshalb sei ein Ziel der Integrationspolitik Frauen als Integrationsmotor zu stärken."Wir wollen, das jede Frau in Österreich selbstbestimmt lebt", erklärt Raab. Ein wesentlicher Faktor sei die ökonomische Unabhängigkeit. Viele Frauen würden aus patriachalen Strukturen kommen. "Wir wollen keinen Rückschritt zur Ehrkulturen". Genauso müssen auch die Männer angesprochen werden", meinte Raab in Hinblick auf die Selbstbestimmtheit der Frauen. Diesbezügliche Projekte würden auch weiterhin gefördert werden.

Darüber hinaus muss die emotionale Bindung zu Österreich gestärkt werden. Unter Menschen aus der Türkei fühlt sich jeder Vierte mehr seinem Heimatland zugehörig als Österreich, bei Tschetschenen sei es die Hälfte. Es gehe bei der Integration neben Chancen eben auch um Pflichten. Ehrenamtliche Tätigkeiten müssten auch gefördert werden. "Wenn Zuwanderer sich ehrenamtlich engagieren" sei das schon fast "die halbe Miete". Ein solches Engagement könne der Integrationspolitik einen "Turbo" geben, so Raab.

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Die Vorsitzende der Expertenkommission für Integration, Katharina Pabel, Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas präsentierten am Dienstagvormittag den neuen Integrationsbericht. | Foto: bka/Regina Aigner
"Wir haben in den letzten zehn Jahren viel geschafft, auch viel schaffen müssen", sagte Raab. | Foto: bka/Regina Aigner

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