Konzepte übergeben
Schüler beraten Bildungsministerium in Sachen Energiesparen

Bildungsminister Martin Polaschek, Rebekka Reithmeier, HTL Pinkafeld | Foto: MeinBezirk.at
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Im Herbst 2022 startete das Bildungsministerium die Initiative Energie:bewusst. Damit soll bewusst ein Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Schulsystem gelegt werden. Neben zahlreichen Maßnahmen an Schulen – nachhaltige Bauweise mit der Bundesimmobiliengesellschaft, Energiespartipps, Projekte mit und von SchülerInnen – lässt das Ministerium sich auch von HTLs selbst beraten. 

ÖSTERREICH. Energie sparen, und trotzdem den Wohlfühlfaktor bedenken, sprich: kein Qualitätsverlust in Kauf nehmen. Unter diesem Motto erarbeiteten zwei österreichische Schulen für das Bildungsministerium Konzepte für Energiesparpotentiale im Bildungsministerium am Wiener Minoritenplatz – ein denkmalgeschütztes Palais aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. 

Sechs HTL-Schulen aus ganz Österreich, darunter die HTL Mödling, die 2019 als "innovativste Schule" ausgezeichnet wurde, sowie die HTL Pinkafeld, haben das Ministerium besucht, gemessen und dazu geforscht. Nun wurden die Maßnahmen an Auftraggeber Bundesminister Martin Polaschek übergeben, der damit mit "gutem Beispiel vorangehen" will, wie er bei der Übergabe der Energiespar-Konzepte die Motivation hinter diesem Projekt erklärte. Und künftig sollen Schulgebäude mit Klimastandard Gold gebaut werden. Polaschek: "Das heißt so nachhaltig es nur geht, auch mit dem Einsatz von Photovoltaik." Der Minister will alles, was leicht umsetzbar ist, aus den Konzepten umsetzen lassen.

"Win-win-Situation"

Bundesminister Polaschek über die Ausgangslage:

"Wir dachten uns, dass es uns als Ministerium nützt, wenn wir eine Expertise für mögliche Veränderungen bekommen. Für die Schülerinnen und Schüler ist das auch eine gute Möglichkeit, in einem konkreten Objekt ihr Wissen zu erproben. Und sie können das auch in ihre Diplomarbeiten mit einfließen lassen."

Vorbildfunktion

Bei den Konzepten ging es einerseits um die Erhebung des Bestands, um Berechnungen, aber auch mögliche kurz- oder längerfristige Potentiale, unter Berücksichtigung der künftigen Lebenszyklen. Auch für andere Gebäude könnten diese Nachhaltigkeitsziele Vorbildfunktion haben, wie der Minister betonte. Konkrete Empfehlungen betreffen die Energieeffizienz des Gebäudes, aber auch Empfehlungen zu Sparmaßnahmen. Auch sollen die MitarbeiterInnen im Haus über Einsparungspotentiale informiert werden. Ein Vorschlag betraf den Innenhof des Gebäudes, der überdacht werden könnte, um im Winter Wärme abzugeben, und im Sommer mit Begrünung zu kühlen.

Denkmalschutz als Herausforderung

Für von der HTL Burgenland war der Denkmalschutz des Gebäudes die größte Herausforderung:

"Das ist nicht vergleichbar mit anderen Gebäuden, mit denen wir sonst Projekte machen, mit normalen Häusern und Einfamilienhäusern. Da anders zu denken und umzudenken und unsere Denkweise an das Gebäude anzupassen war die größte Herausforderung."

Und Thomas Huber von der HTL Mödling ergänzte: "Da gibt es eben sehr viele Richtlinien und Herausforderungen, an die man sich halten muss und die man dann auch beherrschen muss."

Kürzere Heizperioden

Die HTL Mödling hat nach thermischen Simulationen ein Einsparungspotenzial zwischen 15 und 50 Prozent am Gebäude berechnet. Als größtes Potential sehen die Schülerinnen und Schüler die Speichermasse des mit Fernwärme beheizten Gebäudes, weil die Wände eine durchschnittliche Wanddicke von 1,2 Meter haben, was bedeutet, dass man laut Berechnungen im Winter/Herbst 13 Tage später anfangen kann zu heizen und im Frühjahr 13 Tage früher aufhören kann. Das Gebäude speichert durch die dicken Wände die Wärme so, dass das auch für die nächste Zeit reicht: "In Summe gesehen ist das fast ein Monat, wo man nicht heizen braucht oder früher aufhört und später anfängt", sagt Rebekka Reithmeier. Als weiteres Potenzial sehen die Jugendlichen, die einzelnen Nutzer zu schulen und ihnen bewusst zu machen, wie viel jeder einzelne zum Energiesparen beitragen kann.

Die HTL Mödling hat zusätzlich in der vertiefenden Datenerhebung noch Thermografiemessungen vom Inneren und Äußeren des Gebäudes durchgeführt. Huber:

"Da hat sich bei der Auswertung deutlich gezeigt, dass sich im Bereich der baulichen Substanz, vor allem bei den alten noch nicht sanierten Fenstern Undichtigkeiten befinden, und im Rahmenbereich im Winter sehr stark Kälte eindringt, wodurch die Effizienz stark sinkt."

Ein großes Einsparungspotential an Energie sieht die HTL Mödling auch im Innenhof, der laut Konzept überdacht werden könnte, um damit einen Klimapuffer zu schaffen. "Das bedeutet, dass über den Innenhof Solarwärme ins Gebäude abgegeben werden soll, im Sommer über diesen Innenhof gekühlt werden kann. Über die Verdunstungskühlung können wir in der warmen Jahreszeit Wärme abführen und so auch die anliegenden Büroräume kühlen." Statt Bäume ist seitens der HTL Mödling nämlich eine Fassadenbegrünung inklusive Bewässerung angedacht, die mehr Feuchte in die Gebäude bringen soll, aufgrund der Verdunstung über die Blätter. Bei Raumfeuchtemessungen wurde hier ein großes Ausbaupotenzial festgestellt.

Photovoltaik-Anlagen nicht vorgesehen

Wegen des Denkmalschutzes und der geringen Dachfläche könne man mit Photovolltaik den Energiebedarf des Gebäudes nicht abdecken, erklärten die SchülerInnen. Und der Minister ergänzte: 

"Die Schwierigkeit bei Photovoltaikanlagen in innerstädtischen Bereichen ist, dass sie an Außendächern kaum angebracht werden können, und an den Innendächern auch oft nur zum Teil, schon aufgrund des Denkmalschutzes, weil auch die Sicht auf die inneren Dächer von höher liegenden Gebäuden gegeben ist. Der Denkmalschutz ist zurückhaltend, solche Dinge zu genehmigen."

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