Wirkstoff verschreiben
So will die Regierung Medikamentenmangel vorbeugen
Sowohl der Gesundheitsminister als auch der Bundeskanzler sehen in Österreich in der fehlenden Bevorratung von Medikamenten ein großes Problem. Die Regierung denkt ein Konzept an, wie Österreich resilienter gegen Medikamentenmangel wird – durch die Möglichkeit, dass künftig Wirkstoffe verschrieben werden.
ÖSTERREICH. Erst in diesem Winter haben viele Patientinnen und Patienten gespürt, was es heißt, wenn plötzlich die Medikamente knapp werden, etwa das so wertvolle Antibiotikum.
Was in vielen Ländern bereits längst Alltag ist, ist in Österreich noch nicht umgesetzt: Dass Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit bekommen, anstatt teure Medikamente - die immer häufiger Mangelware sind - ihren Patienten Wirkstoffe zu verschreiben. Konkret würden diese dann mit dem Rezept in die Apotheke gehen, wo die Wirkstoffe zu einem Präparat vermengt werden. Bisher hatte sich die Ärztekammer dagegen gewehrt, doch nun wollen Gesundheitsminister Johannes Rauch und Bundeskanzler Karl Nehammer diese Bastion brechen und es auch in Österreich ermöglichen, dass Wirkstoffe anstatt Medikamente in der Arztpraxis verschrieben werden.
Für Rauch ist es auch wichtig, aus der starken Abhängigkeit von China herauszukommen, was bestimmte Präparate betrifft. Denn genauso, wie man es auf dem Energiemarkt geschafft habe, sich von russischem Gas zu befreien, sollte auch in der Pharmazie eine Unabhängigkeit möglich sein.
Medikamentenbevorratung sei ein großes Thema, bestätigte auch Nehammer gegenüber Journalistinnen und Journalisten am Donnerstag. Hier werden neue Maßnahmen gesetzt, damit Österreich resilienter gegenüber Ausfällen werde und man in die Lage komme, auch in einer international problematischen Situation national flexibel sei und Medikamente wie Antibiotika schneller zur Verfügung gestellt werden können. Dazu laufen Verhandlungen mit den Bundesländern. Konkret gehe es auch darum, Grundsubstanzen einzulagern, um Wartezeiten möglichst zu reduzieren.
Die Ärztekammer stellt sich bisher gegen diese Praxis: Die Kammer in der Steiermark sprach zuletzt von einer "Gefährdung der Patientensicherheit."
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