Kritik von IGGÖ
Start für Dialogplattform „Österreichische Islamkonferenz“
Mouhanad Khorchide und Nela Salamon stellten die "Österreichische Islamkonferenz" am Montag vor. Ziel der Plattform ist einen Dialog zwischen Muslimen und Musliminnen, Politik, Wissenschaft, Medien, Kirchen und Zivilgesellschaft zu etablieren.
ÖSTERREICH. Bis jetzt gab es keinen institutionellen Austausch mit den genannten Vertretern. "Die Islamkonferenz ist längst überfällig", hielt Khorchide zu Beginn der Pressekonferenz fest. Als Dialogplattform wolle man nach dem Austausch Handlungsempfehlungen an alle Akteure bieten.
Seit den Terroranschlägen 9/11 wird der Islam in den Debatten stets als Problem wahrgenommen. Khorchides Ziel sei eine lösungsorientierte Zusammenarbeit, der regelmäßige strukturierte Austausch mit gesellschaftlichen Akteuren und die Erstellung praxisorientierter Handlungsempfehlungen. Durch diesen Austausch können wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die als Grundlage für praxisorientierte Handlungsempfehlungen
Keine Verbindung mit Innenministerium
Anders als in Deutschland, wo solch eine Dialogplattform bereits seit 2006 existiert, soll der österreichische Ableger aber nicht im Innenministerium angedockt sein, um sicherheitspolitische Verbindungen zu vermeiden. Dieser Prozess sei von Muslimen und Musliminnen angestoßen worden. Gemeinsam habe man für diesen Zweck den Trägerverein "Muslimisches Forum Österreich" (MFÖ) gegründet. Geld für die Konferenz kommt vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds, einem Finanzierungsinstrument der EU.
15-20 Vertreter pro Gruppe sollen bei den Konferenzen teilnehmen, so Nela Salamon. Am 24. Juni wird das erste Zusammentreffen stattfinden, das zweite sei im Oktober geplant. Das Budget für die Islamkonferenz ist bis Ende 2024 fixiert, man hoffe aber auf eine Finanzierung darüberhinaus.
Laut Khorchide sollte man die neue Plattform nicht als eine Parallelstruktur der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) verstehen. Im Gegenteil: Man suche auch das Gespräch mit dem Verein. "Wir stellen auf keinen Fall den Anspruch, dass wir durch diese Struktur Muslime in Österreich vertreten wollen", betonte er. Es gehe um praxisorientierte Lösungen, die bis jetzt von niemanden angeboten wurde.
IGGÖ zweifelt Legitimation an
Die IGGÖ sieht in der Österreichischen Islamkonferenz jedoch sehr wohl das Potenzial von Parallelstrukturen, da man als staatlich anerkannte islamische Religionsgemeinschaft bereits Ansprechpartner sei. Zudem sei es seltsam, das "dieses Vorhaben aus den Fördertöpfen gerade jenes Ministeriums finanziert wird, das auch für Kultusangelegenheiten und somit für die Zusammenarbeit und den Dialog mit der IGGÖ, gleichzeitig aber auch für die Gründung der Dokumentationsstelle Politischer Islam zuständig war, in welcher der Obmann des Muslimischen Forums Österreich auch tätig ist", heißt es in einer Aussendung des IGGÖ. Die Frage der Legitimation dränge sich von selbst auf, "wenn ein neugegründeter Verein nun den Anspruch erhebt, den Dialog über den Islam in Österreich institutionalisieren zu wollen, dabei aber die zentralen Akteur*innen des muslimischen Lebens in Österreich nicht miteinbezieht". Die IGGO befürchtet, dass wieder eine Struktur geschaffen wird, im Rahmen deren über anstatt mit der muslimischen Gemeinschaft geredet werden soll.
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