Mehr Geld für Arbeitslose
Wirtschaftsbund und Arbeiterkammer im Streit

- Um mehr Menschen in die Arbeit zu bringen, fordert die Arbeiterkammer mehr Unterstützung zur Weiterbildung.
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Die Arbeiterkammer glaubt, mit mehr Unterstützung für Arbeitslose könne man vielen Menschen helfen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sie plädiert für ein höheres Arbeitslosengeld und mehr Weiterbildungsmöglichkeiten. Der Wirtschaftsbund argumentiert dagegen.
ÖSTERREICH. Mit einer speziellen Forderung ließ die Arbeiterkammer (AK) am Samstag aufhorchen. Die Wirtschaft klage ja teils mit einem Mangel an Facharbeiterinnen und Facharbeitern – doch dieser bestehe gar nicht. Denn immerhin läge die Arbeitslosenquote derzeit bei 7,3 Prozent.
"Damit ist offensichtlich, dass der Arbeitsmarkt keineswegs leergefegt ist", argumentiert die AK Sozialbereichsleiterin Silvia Hruška-Frank. Vielmehr würde einfach zu wenig in die Weiterbildung und Qualifizierung der Arbeitssuchenden gelegt. Oder anders gesagt: man müsste die Arbeitslosen einfach besser ausbilden und fördern, damit sie wieder Fuß im Arbeitsmarkt fassen können.
Mehr Geld für Arbeitslose?
Konkret fordert Hruška-Frank etwa auch eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes. „Die Arbeitslosenunterstützung ist schon jetzt so niedrig, dass sie viele Menschen an die Armutsgrenze führt“, kritisiert sie. Auch die Betriebe selbst sollten sich mehr bemühen, um Arbeitskräfte zu halten und auszubilden.

- Laut AMS-Zahlen waren 327.308 Personen per Ende April arbeitslos gemeldet oder in Schulung begriffen.
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Konkret wird eine Erhöhung der Nettoersatzrate auf 70 Prozent gefordert – das heißt, wenn jemand arbeitslos wird, solle er einige Zeit 70 Prozent seines vorigen Einkommens weiterbezahlt bekommen.
Betriebe sollen Mitarbeiter besser weiterbilden
"Bei vielen kleinen und mittleren Unternehmen ist das Bewusstsein für die Weiterbildung der Mitarbeiter*innen kaum vorhanden, gleichzeitig haben sie aber auch wenig Spielraum und Ressourcen für eine strategische Personalplanung", so Hruška-Frank. Die Betriebe müssten hier auch stärker gefördert werden.
Auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 25 Jahren wurden konkret bessere Rahmenbedingung gefordert. So sollten etwa alle Arbeitenden über 25 Jahre das Recht auf monatlich 1.220 Euro für insgesamt drei Jahre Aus- und Weiterbildung im Lauf von 15 Jahren bekommen. Dies sollte die Bundesregierung finanzieren.
Wirtschaftsbund sieht andere Probleme
Der österreichische Wirtschaftsbund, eine Teilorganisation der ÖVP, schoss hier argumentativ prompt zurück. „Selten habe ich so viele Widersprüche und Verdrehungen lesen müssen, wie in der heutigen Presseaussendung der Arbeiterkammer zum Arbeitskräftemangel“, So Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger, der für die ÖVP auch im Nationalrat sitzt.
Österreich sei weltweit ein Spitzenreiter bei Arbeitnehmerschutz, Sozialleistungen oder etwa Urlaubstagen. Auch das Wohl der Arbeitenden sei den Unternehmen wichtig. "Für die Arbeiterkammer ist es aber mittlerweile eine schlechte Arbeitsbedingung, wenn man bei der Arbeit auch tatsächlich arbeiten muss“, so Egger erzürnt.
Arbeitskräftemangel überall
Gleichzeitig lässt der Wirtschaftsbund das Argument nicht gelten, dass man die Arbeitslosen nur qualifizieren muss, um sie in den Arbeitsmarkt zu bringen.
„Es mangelt in jeder Branche an Arbeitskräften, da geht es schon lange nicht mehr um die top-ausgebildeten Techniker", so Egger: "Die Unternehmen brauchen jede und jeden, der arbeiten will." In dieser Argumentationskette hilft es dann wenig, Leute auszubilden – wenn sie nicht arbeiten wollen.
Und so fände Egger es "zynisch", wenn man in Österreich das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent erhöhe. "Wenn Arbeitslosigkeit noch lukrativer wird als Arbeit, dann sind daran nicht die Arbeitslosen schuld, sondern das System, welches sie in der Arbeitslosigkeit hält", sagt Egger.
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