WKÖ-Präsident Leitl: "Niemand will tickende Zeitbomben"

- Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl will in der Flüchtlingsdebatte Zuversicht statt Angst vermitteln
- Foto: Arnold Burghardt
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Während die Politik über Grenzen redet, fällt die Wirtschaft mit lösungsorientierten Initiativen beim Flüchtlingsthema auf. Mit dem Pilotprojekt "Überregionale Lehrstellenvermittlung" sollen junge anerkannte Flüchtlinge eine Lehrstelle bekommen.
ÖSTERREICH. Die sinkende Zahl der Lehrlinge bereitet Österreichs Wirtschaft Sorgen, denn weniger Lehrlinge führen zum Fachkräftemangel, heißt es aus der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Mit dem Pilotprojekt "Überregionale Lehrstellenvermittlung" will die WKÖ das Fachkräftepotenzial von anerkannten Flüchtlingen nützen. "Junge Menschen brauchen eine Lebensperspektive. An tickenden Zeitbomben ist niemand interessiert", sagte WKÖ-Präsident Christoph Leitl.
Von Wien in den Westen
Das Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit AMS, Wirtschafts- und Sozialministerium ist vor etwa zwei Monaten angelaufen. Derzeit seien 6.500 anerkannte Flüchtlinge unter 25 Jahren beim AMS gemeldet. Zwei Drittel davon leben in Wien. Die Idee sei, junge Flüchtlinge dorthin zu vermitteln, wo es einen Mangel an Lehrlingen gibt, etwa im Tourismusbereich in Tirol, so Leitl.
"Gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaft"
Für 2016 bieten Unternehmen in ganz Österreich 150 Stellen im Rahmen dieses Projektes an. Seit Projektanlauf konnten drei Flüchtlinge vermittelt werden. "Die Resonanz bei den Betrieben ist gut. Sie beweisen damit ihre humanitäre und gesellschaftliche Verantwortung", so der WKÖ-Präsident weiter.
Mehr Lehrstellen als Suchende
Dem Argument "Ausländer nehmen Einheimischen die Arbeitsplätze oder Lehrstellen weg" hält die WKÖ Zahlen entgegen: "Laut Lehrlingsstatistik Stand März 2016 stehen 9.929 Lehrstellensuchenden 18.764 offene Lehrstellen gegenüber". Das entspricht einem Lehrstellenüberhang von fast 9.000 Stellen.
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