WKÖ und Wirtschaftsministerium
15 Mio Euro Chancenpaket für Exportfirmen

- WKÖ-Präsident Harald Mahrer (l./ÖVP) und Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und des Wirtschaftsministeriums zum Thema "Chancen-Paket für Exportfirmen" in Wien.
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Angesichts der angespannten Lage auf den internationalen Märkten präsentierten das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ein gemeinsames Chancen-Paket zur gezielten Unterstützung österreichischer Exportbetriebe.
ÖSTERREICH. "Wir erleben durchwachsene Zeiten", sagte WKÖ-Präsident Harald Mahrer am Dienstag vor Journalistinnen und Journalisten. Sechs von zehn Euro verdient Österreich im Export, ergänzte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer. Um diese Exportpolitik zu fördern, legt die WKÖ gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium ein 15 Millionen Euro schweres Chancen-Paket für heimische Unternehmen auf. Dazu werden international tätige Unternehmen bzw. jene, die ein internationales Engagement planen, gezielt unterstützt:
- Um Unternehmen den Markteintritt zu erleichtern, werden gezielte Programme angeboten, etwa Webinare, Handelspartner-Matching.
- Spezielle Beratungen und Coaching, etwa im Bereich Zölle, aber auch maßgeschneiderte Strategieberatungen.
- Bestehende Direktförderungen im Rahmen von "Go-International" für Exportunternehmen werden aufgestockt:
- Internationalisierungsscheck: Unterstützt Betriebe beim Markteintritt in neue Zielländer bei Kosten wie Marketing, Beratung, Reisen, Veranstaltungen oder Büromaterial.
- Digital-Marketing-Scheck: KMU, die erstmals digitale Werbung in einem Zielland betreiben wollen, erhalten einen Zuschuss für Kosten für Online-Marketingmaßnahmen.
- Projektgeschäft-Scheck: fördert die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen oder Innvoationsprogramme durch Kofinanzierung externer Kosten für Beratung, Weiterbildung, Marketing, Reisen und Veranstaltungen.
- Bildungsscheck: Für Schulungskosten für Mitarbeiterinnen und Mitarbieter im Ausland.
- Sourcing-Scheck für die Erschließung alternativer Beschaffungsmärkte.

- Sechs von zehn Euro verdient Österreich im Export, rechnete Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer vor.
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Hoffnungsbranchen und -märkte
Folgende Branchen gelten laut Studie als Wachstums- und Hoffnungsmärkte: Mobilität und Infrastruktur, Umwelttechnologie und Greentech, wo Österreich viele Weltmarktführer hat, Elektronik, insbesondere Mikroelektronik, Industriezulieferung von Maschinen bis hin zu industriellen Vorprodukten, sowie der Life Science-Bereich.
Chancenmärkte für Österreichs Exportwirtschaft
Nordamerika, Mexiko und Kanada, Südamerika (Mercosur-Raum), der Westbalkan, die Golfregion, Indien, Japan und Südostasien werden als Hoffnungsmärkte gesehen, mit einem Gesamtvolumen von 20 Mrd. Euro Potenzial – das ist doppelt so viel wie der pandemiebedingte Rückgang. Für Hattmannsdorfer ist es wichtig, dass Österreich nicht mit der Gießkanne fördert, sondern gezielt bestimmte Exportmärkte unterstützt, die als Hoffnungsmärkte gelten.
Österreichs Top 10 Exportmärkte
Massive strukturelle Probleme machen sich am Markt bemerkbar, so Mahrer. Der Gesamtrückgang in den Top-10-Exportmärkten 2024 beträgt 2,8 Milliarden Euro. Acht der zehn wichtigsten österreichischen Exportmärkte befinden sich in Europa – in allen acht wurden 2024 Rückgänge verzeichnet. Laut Statistik Austria verliert Österreich nur nicht in den USA (Gesamtvolumen 16.228 Mio. Euro) und China (Gesamtvolumen 5.303 Mio. Euro).
Die Top-Märkte für Österreich sind immer noch Deutschland mit 56.759 Mio Euro, (-2,9%), gefolgt von den USA (+10,1%), Italien (-4,9%), die Schweiz (-4,8%), Polen (-0,03%), Frankreich (-4,5%), Ungarn (-5,7%) Tschechien (-6,8%), China (+4,5%) und Großbritannien (-9,5%). Polen wird als Hoffnungsmarkt innerhalb der Europäischen Union gesehen, sagte Mahrer. Dass ein so kleines Land wie die Schweiz eine solch große Bedeutung für Österreich hat, sei verwunderlich.
Angst-Sparen
Für 2025 bleibe der Ausblick leicht getrübt. Die Österreicherinnen und Österreicher sowie die Betriebe halten ihr Geld wegen Sicherheits- und Angst-Sparen zurück, urteilte Mahrer. Die geopolitische Lage würde die Stimmung zusätzlich dämpfen. Die BIP-Entwicklung habe sich im Gegensatz zur handelspolitischen Entwicklung langsamer entwickelt.
Drei zentrale Problemfelder
Mahrer und Hattmannsdorfer machen drei zentrale Problemfelder aus:
- Preisliche Wettbewerbsfähigkeit: Unsere Produktionskosten – getrieben durch Rohstoffpreise, Bürokratie und regulatorische Auflagen – sind hoch. Damit geraät Österreich preislich zunehmend ins Hintertreffen.
- Zunehmende internationale Konkurrenz: Länder wie China, Vietnam, Mexiko und Indonesien bieten inzwischen qualitativ vergleichbare Produkte zu günstigeren Preisen – und in größeren Volumina. Europa verliert in fast allen wichtigen Exportmärkten, während die USA ein Ausnahmeplus zeigen.
- Nachfrageschwäche und globale Unsicherheiten: Die weltweite Konjunktur bremst, geopolitische Spannungen belasten zusätzlich. Der österreichische Export verzeichnete 2023 ein Minus von rund 10 Milliarden Euro.
Mahrer betonte, dass Österreich die Expo 2027 in Belgrad massiv nützen wolle, um dort im Rahmen des Westbalkan-Engagements zu punkten. Man habe in Osaka sowie in Chicago ein Büro eröffnet, dazu auch in Taschkent. In Bangalore (Indien) werde ein Büro eröffnet.
Sobald das Budget beschlossen wird, werden die 15 Mio Euro zusätzlich zu dem Go-International-Programm fließen. Zwei Drittel der 15 Millionen Euro fließen in die Erschließung von Chancenmärkten und in eine Diversifizierungsstrategie, ein Drittel für Maßnahmen, um den Wettbewerb zu fördern, wie etwa Betriebe, die sich auf Messen präsentieren. Zehntausende Betriebe hätten bereits das "Go-International"-Programm genützt.
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